Sexualität Lustvoll durch die Wechseljahre
Die Wechseljahre (Klimakterium) erleben die meisten Frauen als Einschnitt in ihrem Leben und ihrem weiblichen Selbstverständnis. Viele erleben während dieser Zeit körperliche Beschwerden - die meisten schlagen sich mit Stimmungsschwankungen oder Hitzewallungen herum. Außerdem bewirkt der sinkende Hormonspiegel, dass viele Frauen weniger Lust auf körperliche Nähe haben. Doch die Wechseljahre müssen nicht zwangsläufig den Spaß am Sex verderben. Wichtig jedoch ist, die körperlichen Veränderungen zu akzeptieren. Dann kann der Sex sogar eine neue Qualität bekommen. Fragen und Antworten zum Thema Wechseljahre.
Sex bleibt für Frauen ein wichtiges Thema
Eine Studie der Forschungsstelle Partner- und Sexualforschung in Leipzig belegt, dass das Thema Sex in den Wechseljahren bei Frauen einen sehr hohen Stellenwert einnimmt. Die Fähigkeit zum Orgasmus geht mit zunehmendem Lebensalter nicht verloren, sondern bleibt eher stabil. Im Rahmen der Studie Postmenopause und Sexualität stellten die Wissenschaftler 1040 Frauen zwischen 50 und 60 Jahren Fragen zu ihrem Liebesleben. Vor allem Frauen mit langjähriger Partnerschaft, die ein reges Sexualleben hatten, fühlten sich der Umfrage zufolge sehr wohl. Erstaunlicherweise gelingt es Frauen ab der Menopause wesentlich häufiger und einfacher, in den Genuss eines Höhepunkts zu kommen und auch multiple Orgasmen sind keine Seltenheit. Gleich mehrere Gründe sind hierfür ausschlaggebend: das Wissen, nicht mehr schwanger werden zu können, aber auch das im Laufe der Jahre angehäufte "Fachwissen" in punkto Sex.
Mit Zärtlichkeit und Humor durch die schwierige Phase
Die Aachener Sexualwissenschaftlerin Dr. Ulrike Brandenburg kann bestätigen, dass die Wechseljahre keineswegs mit Lustlosigkeit einhergehen müssen: "Manche Frauen sprechen zwar über eine nachlassende Libido, andere aber auch über wachsende Lust und so guten Sex wie seit Jahren nicht mehr." Das sei individuell sehr verschieden. Auf keinen Fall jedoch hätten Lust und Leidenschaft eine Altersgrenze. Sollte es dennoch Probleme geben, sei es wichtig offen darüber zu reden - sowohl mit dem Partner als auch mit dem behandelnden Arzt oder einem Sexualtherapeuten. Immer gut sei es, mehr Zeit für Zärtlichkeiten einzuplanen und Sexualität unverkrampft und mit Humor anzugehen. Überhaupt ist ein offener Dialog mit dem Partner eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass eine Frau die Wechseljahre gut meistert. Auch die Angst, nach den Wechseljahren nicht mehr begehrenswert zu sein, lässt sich dadurch verringern.
Veränderungen müssen psychisch verarbeitet werden
Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Denn nicht selten begleiten körperliche Beschwerden die Wechseljahre und können sich negativ auf das Liebesleben auswirken. Hierzu gehören Erkrankungen wie Krebs sowie die Auswirkungen einer darauf folgenden Behandlung wie beispielsweise im Fall einer Brustamputation. Derartige Eingriffe können das sexuelle Empfinden erheblich stören und müssen erst einmal psychisch verarbeitet werden. Aber auch andere typische Begleiterscheinungen der Wechseljahre wie wie Schlafstörungen, Schweißausbrüche und Hitzewallungen können dazu beitragen, dass das Bedürfnis nach körperlichem Zusammensein vorübergehend sinkt. Viele Frauen im Klimakterium klagen außerdem über eine trockene Scheide, die den Geschlechtsverkehr sehr schmerzhaft machen kann. Allerdings lässt sich dieses Problem, wie auch viele andere Beschwerden, medikamentös in den Griff bekommen. Betroffene Frauen sollten daher keine Scheu haben, ihren Gynäkologen um Hilfe zu fragen.
Falsche Idealbilder wecken oft Schamgefühle
Um sexuelle Befriedigung auch noch in fortgeschrittenem Alter genießen zu können, ist es wichtig, das gängige Tabu zu überwinden, mit dem Sex im Alter noch immer belegt ist. Das ist nicht leicht, denn der eigene Körper wird von vielen als Makel empfunden und dadurch entstehen Schamgefühle. Darunter leiden besonders Frauen, denn noch immer gelten Jugendlichkeit und äußerliche Schönheit als Ideal. Sich von diesen Vorstellungen im Kopf frei zu machen, ist nicht immer leicht. Was dabei jedoch hilft, sind ein gesundes Selbstbewusstsein und das Wissen, dass sexuelle Lust nicht nur durch körperliche Reize verursacht wird und auf schnelle Befriedigung abzielt, sondern auch noch eine tiefere Ebene haben kann. In dieser Hinsicht sind reife Frauen den jüngeren oft weit voraus.
Die Vorteile: Sex im Alter ist gelassener
Generell verändert sich in den Wechseljahren auch die Vorstellung davon, was guten Sex ausmacht, auch wenn er nicht an Stellenwert verliert. Dabei muss es nicht immer besonders wild und oft zur Sache gehen. Bei Paaren wird nach Jahren des Zusammenlebens der Sex im besten Fall noch vertrauter und erhält dadurch eine neue Qualität. Statt langweiliger Routine herrschen Intimität und Zärtlichkeit. "Reden Sie über Ihre Scham und Angst. Sie werden erstaunt sein, wie positiv Ihr Partner darauf reagiert", rät Prof. Wolfgang Berner, Leiter des Instituts für Sexualforschung der Universität Hamburg. Wer auf diesem Weg nicht weiter kommt, sollte sich nicht scheuen, sich professionelle Hilfe zu holen. Paarseminare für Lust und Sinnlichkeit könnten wichtige Anregungen geben, um Blockaden zu überwinden. Oft ist die Lust durch eine unangenehme oder sogar traumatische Erfahrung blockiert. Oder es ist in der Beziehung etwas so Negatives passiert, dass die Lust weggegangen ist. Ein Berater kann helfen, den Knackpunkt zu finden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.