Biere im Test Schwarzbier Sorten: Unsere Empfehlungen im Überblick
Dieses Bier ist schwarz wie die Nacht. Doch auch für Überraschungen gut: Nein, es enthält nicht mehr Alkohol als Pils. Es schmeckt mal schlank und kühl, mal rund und süßlich, mal rauchig mit Ecken und Kanten. Und es besitzt eine uralte Tradition.
t-online.de hat neun Schwarzbiere aus ganz Deutschland getestet.
In unserem Test haben wir neun als "Schwarzbier" ausgewiesene Sorten durchaus subjektiv zusammengestellt: Der Marktführer Köstritzer ist ebenso dabei wie kleine Familienbrauereien und Craft-Beer-Produzenten. Alle diese Biere sind empfehlenswert, doch sie unterscheiden sich deutlich in Intensität, Charakter und Aromenvielfalt.
Lange Tradition vor allem im Osten
Wenn ein Bier in Deutschland eine lange Tradition hat, dann ist es das Schwarzbier: Bereits im 1390 wurde es in Braunschweig unter dem Namen "Mumme" gebraut. Es war ein tiefdunkles Bier mit hohem Malzgehalt, das damals ziemlich dickflüssig war, recht süßlich schmeckte und relativ viel Alkohol enthielt. Daher war es als Reiseproviant bestens geeignet.
Vor allem in den Brauereien Sachsens, Brandenburgs und Thüringens hat es eine lange Vergangenheit. Die ostdeutsche Tradition lebte nach der Wende 1989/90 wieder auf: Viele Brauereien begannen, das Schwarzbier mit moderner Technik neu zu erfinden. Besonders erfolgreich war dabei die Köstritzer Schwarzbierbrauerei, deren Bestehen bereits im Jahr 1543 nachgewiesen ist. Sie gehört heute zur Bitburger-Braugruppe und produziert mehr als 380.000 Hektoliter des tief dunklen Bieres. Dennoch ist es trotz inzwischen vieler verschiedener Sorten aus ganz Deutschland eine interessante Nische – nicht einmal zwei Prozent aller verkauften Biere in Deutschland sind schwarz.
Schwarzbier birgt Überraschungen
Durch seine nachtschwarze Farbe vermuten viele Bierfreunde einen sehr hohen Alkoholgehalt – doch das Gegenteil ist richtig: Es enthält meist nur so viel Alkohol wie Pils oder Export. Auch bietet es trotz der intensiven Farbe nicht nur wohlig-warme Aromen. Es schmeckt neben der malzigen Würze meist recht schlank, manchmal sogar mit spritzig-kühlen Noten. Derzeit befinden sich rauchige und nussige Aromen, Schoko- und Kaffeenoten bis hin zu Mohn und Lakritz in den erhältlichen Bieren. Vor allem die Craft-Beer-Produzenten versuchen immer wieder, noch überraschendere und extra-intensive Aromen zu integrieren. Doch viel hilft bei diesem Biertyp nicht viel: Es kommt auf die Balance der Aromen zwischen Süße, Malzigkeit, den verschiedenen Bittertönen, Rauch und Pfeffer, Salzigkeit und Alkohol an. Das alles passt gut etwa zu Schmorbraten, gegrilltem Gemüse, Wildragout oder härteren Käsesorten.
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So wird das Bier schwarz
Der Farbgeber Nummer Eins des Schwarzbiers wird im kontrollierten Trockenprozess - dem "Darren" - aus gekeimter Braugerste erzeugt. Entscheidend für die Farbgebung des Bieres sind dabei Darrtemperatur und -dauer. Für ein kräftig gefärbtes Bier ist eine intensive Malzfarbe notwendig, und die gibt es bei rund 100 Grad und langer Trockendauer. Farbmalz, auch "Röstmalz" genannt, wird zusätzlich als Farbgeber eingesetzt und braucht's richtig heiß: In der Rösttrommel herrschen etwa 200 Grad. Meist werden verschiedene Malztypen gemischt, um den richtigen Schwarzbier-Farbton zu erzielen. Doch der beeinflusst auch das Aroma. Daher sind eine Menge Analytik und viel Wissen des Braumeisters notwendig, damit Farbe und Aroma zueinander finden.
Helles Bier ist eine Erfindung des 20 Jahrhunderts. Erst mit moderner Brautechnik, Kühlung und vor allem dem temperaturkontrollierten Rösten von Malz war es möglich, goldgelbes Bier zu produzieren. Fast alle gängigen Biere vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert waren hellbraun, rötlich oder tief schwarz wie die Biere in unserem Test. Das rheinische Altbier hat sich beispielsweise diese Traditionsfarbe bis heute bewahrt.
Schwarzbiere kaufen: Unsere Empfehlungen nach dem Test
1. Störtebeker Schwarzbier
Lakritz, Mohn, Nüsse und Karamell, etwas Räucherschinken, Kohle, Stroh und Bitterschokolade. Schön mild, gaumenfüllend, dabei schlank und sehr fein balanciert. Spannender Charakter, guter Antrunk und sehr schöner Nachhall.
2. Köstritzer Schwarzbier
Asche und Kamin, Kastanien, etwas Salz und Karamell, Salzstangen, Schwarzbrot und kraftvolle Bitternoten. Eher kühler Typ, guter Antrunk, mittlerer, recht bitterer Nachhall. Wenig überraschend.
3. Neuzeller Klosterbräu Schwarzer Abt
Spürbare Süße mit Honig und Karamell, dazu Schwefelhölzer, Kaminasche, Vollkornbrot, Grafit und Steinstaub. Recht indifferent und etwas zu kantig, sehr kraftvolle Bitternoten, guter Nachhall.
4. Eibauer Schwarzbier
Karamell und Rauch; etwas Lakritz und Espresso, ein wenig Hopfen und etwas Pfeffer. Recht kühler Typ, recht guter Antrunk mit mittlerer Länge.
5. Freiberger Brauhaus Freibergisch Schwarzbier
Karamell, Bitterschokolade, Stroh, Salz, Rauch und ein wenig Lakritz. Sehr mundfüllend und warm mit überraschendem Frischekick – ein Hauch kandierter Zitrus schwingt mit. Viel Volumen, guter Antrunk und langer Nachhall. Fein!
6. Bamberger Klosterbräu Schwärzla
Der Schaum verschwindet schnell. Kakao und Bitterschokolade, Grafit, frisches Holz und intensive Kaminasche, dazu Malzsüße, etwas Salz und zarte Pimentnoten. Schlank, pikant und einladend, mit sehr eigenem Charakter, tollem Antrunk und schönem Nachhall.
7. Braufactum Darkon Schwarzbier
Intensiv, mega-kraftvoll und voluminös. Viel Rauch, Kamin, Asche und Röstbrot, etwas Malzsüße, dazu Lakritz, Walnüsse, Jodsalz, Nougat und Kakaosplitter. Gute Balance, etwas zu dicht bis zum sehr langen Nachhall.
8. Buddelship Kohlentrimmer Schwarzbier
Ein Hauch Honigsüße, etwas Karamell, Kohle, Salz und Grafit, Vollkornbrot, Röstaromen und Lakritz. Tief dunkel, kraftvoll und schlank, rauchig und dicht. Knackiger Antrunk, schöner Nachhall. Für Männer.
9. Pfungstädter 1831 Schwarzbier
Intensive Schaumentwicklung. Holzkohle, Lakritz und Mahagoni. Etwas Karamell, Trockenkräuter, Salz und Maronen. Gute Balance, recht schlank, ohne Ecken und Kanten, mittlerer Nachhall.
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