Gewalt gegen Bahnbeschäftigte Keine Züge zur Fußball-EM? EVG droht mit Stillstand
Beschimpfungen und Übergriffe sind für Beschäftigte der Bahn fast schon Alltag, zeigt eine Umfrage. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft fordert nun Konsequenzen und droht.
Mitarbeiter von Bahnunternehmen sehen sich laut einer Umfrage vielfach Gewalt und Beschimpfungen ausgesetzt. 64 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen zwölf Monaten Gewalt oder Anfeindungen erlitten zu haben, wie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mitteilte, die die Umfrage in Auftrag gab. Der "Tagesspiegel" berichtete darüber. 38 Prozent beklagten, sie seien mehrfach im Monat beschimpft worden. Mehr als jeder Dritte fühlt sich der Umfrage zufolge bei der Arbeit unsicher.
In der Online-Umfrage der EVG äußerten sich im Februar demnach knapp 4.000 Zugbegleiter, Servicekräfte im Bahnhof und Hotline-Mitarbeiter zu ihren Gewalterfahrungen. "Diese Studie bestätigt klar und drastisch, dass unsere Kolleginnen und Kollegen schon jetzt tagtäglich wachsenden Gefahren ausgesetzt sind", sagte der Gesamtbetriebsratschef der Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio, Ralf Damde, laut Mitteilung der Gewerkschaft.
3.144 Übergriffe im vergangenen Jahr
Die Deutsche Bahn verzeichnete nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 3.144 Übergriffe auf ihre Beschäftigten. Im Jahr zuvor waren es 3.161 Vorfälle. Knapp zwei Drittel der Angriffe betrafen den Angaben zufolge das Zugpersonal im Regionalverkehr. Das Unternehmen kündigte als Konsequenz an, den Einsatz von Bodycams auszuweiten. Diese Geräte hätten sich im Einsatz bei Sicherheitskräften und Zugbegleitern sehr gut bewährt.
Mit Blick auf die Fußball-Europameisterschaft verlangte Damde Sofortmaßnahmen von der Bahn. Er sehe drohende Sicherheitsgefahren im Kontakt des Bahnpersonals mit Fans. "Wir fordern Personalplanung nach Gefahrenlage durch rivalisierende Fanmassen in Bussen und Bahnen", sagte er. Nötig seien eine Doppelbesetzung und ausreichend Sicherheitspersonal für die Monate Juni und Juli 2024. Gewalt auf dem Weg zum und vom Stadium müsse wirksam begegnet werden.
Sollte die Bahn nicht handeln, schloss die Gewerkschaft Arbeitsniederlegungen während der EM nicht aus. Die EVG bezieht sich dabei auf das Leistungsverweigerungsrecht und argumentiert, dass Betriebsräte ihre Zustimmung zu den Dienstplänen zurücknehmen könnten, wenn von einem erhöhten Gefahrenpotenzial auszugehen sei.
- Nachrichtenagentur dpa