Das sagt der Jurist Darf ich mein Kind während der Arbeitszeit stillen?
Eine stillende Mutter hat das Recht auf bezahlte Stillpausen. Das Gleiche gilt fürs Abpumpen. Was Sie mit dem Arbeitgeber besprechen müssen.
Die IT-Referentin der Stadt München, Laura Sophie Dornheim, erfährt zurzeit im Netz eine Welle der Kritik, weil sie auf Twitter ein Foto von sich beim Stillen ihres Babys veröffentlicht hat. Das Bild zeigt sie während der Arbeit im Homeoffice. Dornheim sitzt an ihrem Rechner, während das Kind in ihren Armen liegt. Lesen Sie hier mehr zum Stillfoto-Wirbel im Netz.
Und obwohl sich die Aufregung eher an der Frage entzündet, ob solche intimen Fotos veröffentlicht werden sollten, wird auch eine andere laut: Hat eine Mutter das Recht, ihr Kind während der Arbeitszeit zu stillen?
Müttern stehen bezahlte Stillpausen zu
Viele Mütter beantragen für die ersten Lebensmonate ihres Kindes Elternzeit. Wer aber bald nach der Geburt wieder in den Beruf einsteigen will, muss dies eventuell mit Stillzeiten in Einklang bringen. Aus rechtlicher Sicht geht das.
Mütter, die ihr Kind stillen, haben Anspruch auf bezahlte Stillpausen. "Dazu gibt es eine Regelung im Mutterschutzgesetz", erklärt Peter Meyer, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin, der Nachrichtenagentur dpa.
Nach Paragraf 7 müssen Arbeitgeber Mütter in den ersten zwölf Monaten nach der Entbindung für Stillzeiten freistellen. "Und zwar für die zum Stillen erforderliche Zeit", sagt Meyer. Im Gesetz ist mindestens eine Zeit von täglich zweimal 30 Minuten festgelegt. Trinkt das Kind etwa länger, muss der Arbeitgeber das auf Verlangen der Arbeitnehmerin als Stillzeit akzeptieren.
Hier können sich Mütter Unterstützung holen
Das Familienministerium rät: "Wichtig ist dabei, dass Sie die Freistellung mündlich oder schriftlich verlangen." Heißt: Der Arbeitgeber muss eine Zustimmung formuliert haben.
Wenn eine Mutter sich mit dem Arbeitgeber nicht einigen kann, könne sie die Aufsichtsbehörde für Mutterschutz und Kündigungsschutz kontaktieren, schreibt das Ministerium. Diese könne dabei helfen, die Zeiten, in denen Sie zum Stillen freigestellt sind, näher zu bestimmen und sie gegenüber Ihrem Arbeitgeber durchzusetzen.
Lohn darf nicht gekürzt werden
Grundsätzlich haben Mütter auch die Möglichkeit, zum Stillen nach Hause zu gehen, wenn dies etwa am Arbeitsplatz nicht möglich ist.
"Im Gesetz ist weiter geregelt, dass der stillenden Arbeitnehmerin kein Entgeltausfall entstehen darf und dass Stillpausen nicht auf sonstige Pausen angerechnet werden dürfen", so Meyer. Konkret heißt das: Für die Zeit der Stillpausen wird die Arbeitnehmerin bezahlt, und sie darf weiterhin ihre übliche Pause machen.
Und was ist mit Teilzeitarbeit?
Auch wenn eine stillende Mutter in Teilzeit arbeitet, steht ihr Zeit zum Stillen zu. Allerdings müssen hier auch die Interessen des Arbeitgebers berücksichtigt und die Stillzeiten so gelegt werden, dass möglichst wenig Arbeitszeit ausfällt. Gleiches gilt im Übrigen für das Abpumpen.
- Material der Nachrichtenagentur dpa
- PM des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: "Wie lange muss mich mein Arbeitgeber zum Stillen freistellen?"