Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wenn Arme und Beine wehtun Gliederschmerzen – was tun? Diese Behandlung hilft
Gliederschmerzen sind oft harmlos – aber nicht immer. Erfahren Sie, wann ärztliche Hilfe nötig ist und was Sie selbst gegen Gliederschmerzen tun können.
Zu Gliederschmerzen zählt jede Art von Schmerz, die im Bereich der Arme oder Beine auftritt – von Muskel- und Gelenkschmerzen über Nervenschmerzen bis hin zu Knochenschmerzen. Da verwundert es nicht, dass auch die Schmerzursachen extrem unterschiedlich sein können: Sie umfassen Überlastungen, Fehlhaltungen, Verletzungen, Infekte (etwa mit Erkältungs- oder Grippeviren) und nicht-infektiöse Erkrankungen (wie Durchblutungs- oder Stoffwechselstörungen).
Manche davon sind harmlos und verschwinden von alleine wieder – normalerweise mitsamt den Gliederschmerzen und sonstigen Symptomen. Andere erfordern eine Behandlung. Deren Hauptziel ist es, die Schmerzursache möglichst zu beseitigen. Zusätzlich oder (bei unheilbaren Grunderkrankungen) stattdessen kann eine symptomatische Therapie infrage kommen, um die Schmerzen zu lindern.
Wichtiger Hinweis
Gliederschmerzen können auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Betroffene, die als Schmerzursache ein ärztlich verordnetes Mittel vermuten, sollten dieses aber keinesfalls einfach absetzen, sondern ärztliche Rücksprache halten: Die Ärztin oder der Arzt wird dann möglicherweise die Dosis senken oder ein anderes Mittel verschreiben.
Was tun gegen Gliederschmerzen bei Infekten?
Viele Menschen kennen Gliederschmerzen von Infektionskrankheiten. Solche erregerbedingten Schmerzen in Armen und Beinen treten oft zusammen mit Kopfschmerzen und erhöhter Körpertemperatur auf. Am häufigsten stecken dann Viren hinter den Beschwerden.
So macht sich Grippe (Influenza) typischerweise plötzlich durch hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen bemerkbar – oft verbunden mit Husten und einem starken Krankheitsgefühl. Manchmal geht auch eine Erkältung (grippaler Infekt) mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einher. Die Beschwerden sind allerdings milder und setzen erst nach und nach ein.
Daneben können viele weitere Virusinfektionen (wie Windpocken, Masern oder eine durch das Norovirus ausgelöste Magen-Darm-Grippe), zahlreiche bakterielle Erkrankungen (wie die durch Zecken übertragene Borreliose) sowie einige Parasitenerkrankungen (wie Malaria) Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen verursachen. Was sich dagegen tun lässt, hängt in erster Linie vom Erreger ab.
Bakterielle Infektionen sind in der Regel gut mit Antibiotika behandelbar, welche die Bakterien abtöten oder deren Vermehrung hemmen. Auch gegen viele Parasiten stehen spezielle Medikamente zur Verfügung. Wenn Betroffene dadurch genesen, werden sie auch ihre Gliederschmerzen wieder los.
Hingegen sind bei Virusinfekten gegen Viren gerichtete Arzneimittel nur vergleichsweise selten zu empfehlen. Um Fieber, Kopfweh und Gliederschmerzen loszuwerden, greifen dann einige Betroffene zu frei verkäuflichen Schmerzmitteln (Analgetika), wie
- Paracetamol, das schmerzlindernd und fiebersenkend wirkt, oder
- Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen, die zusätzlich Entzündungen hemmen.
Doch längst nicht jeder Infekt erfordert eine Behandlung. Oft reicht es bereits, sich für eine Weile zu schonen und dem Körper (Bett-)Ruhe zu gönnen, um zu genesen. Bei nur leichtem Fieber kann es sogar vorteilhaft sein, auf fiebersenkende Schmerzmittel gegen Kopf- und Gliederschmerzen zu verzichten: Die erhöhte Körpertemperatur hilft dem Körper, die Erreger zu bekämpfen, und unterstützt so den Heilungsprozess.
Ist ein fieberhafter Infekt mit starken Kopf- und Gliederschmerzen verbunden, können ansonsten gesunde Menschen aber ruhig ein Schmerzmittel einnehmen – vorausgesetzt, sie halten sich an die im Beipackzettel vorgegebene Dosierung und Behandlungsdauer. Bei hohem und lang anhaltendem Fieber ist es sogar ratsam, fiebersenkende Maßnahmen zu ergreifen. Zudem sollten Betroffene dann unbedingt ärztliche Hilfe suchen.
Übrigens: Auch nach einer Impfung (etwa gegen Grippe) können vorübergehend Kopf- und Gliederschmerzen oder Fieber auftreten. Dagegen vorbeugend – also schon vor oder während der Impfung – Schmerzmittel einzunehmen ist jedoch keine gute Idee. Fachleute sind sich nämlich noch nicht sicher, ob und in welchem Maß das den Impfschutz beeinträchtigt.
Schmerzmittel gegen Gliederschmerzen – was ist zu beachten?
Zwar sind viele Schmerzmittel aus der Apotheke rezeptfrei erhältlich. Trotzdem gibt es bei der medikamentösen Eigenbehandlung von Gliederschmerzen und anderen Beschwerden einiges, was man tunlichst beachten sollte, um unerwünschte Wirkungen oder gar Komplikationen zu vermeiden.
Als Erstes sollte jede(r) vor der Einnahme eines Schmerzmittels die Packungsbeilage gründlich durchlesen: Darin steht genau, wogegen das Mittel wirkt, wer es in welcher Dosierung und wie lange einnehmen darf und welche Risiken und Nebenwirkungen die Behandlung mit sich bringen kann.
Zudem sollte die im Beipackzettel angegebene Höchstmenge pro Einnahme und Tag bei Eigenbehandlungen keinesfalls überschritten werden. Nur bei ärztlich verordneten Schmerzmitteln sind je nach Wirkstoff manchmal auch höhere Dosierungen zulässig. Allgemein ist es jedoch ratsam, Schmerzmittel immer in der geringstmöglichen Dosis und nur so lange wie nötig einzunehmen – egal, ob gegen Gliederschmerzen oder gegen andere Beschwerden.
Wichtiger Hinweis
Unterschiedliche Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) – wie Acetylsalicylsäure und Ibuprofen – sollten Sie bei Eigenbehandlungen nicht zusammen einnehmen. Kann ein einzelnes Mittel die Gliederschmerzen nicht genügend lindern, lassen sich aber ein NSAR und Paracetamol miteinander kombinieren. Ob diese Kombination gegenüber dem jeweiligen Einzelwirkstoff Vor- oder Nachteile hat, ist jedoch unklar.
Wer Fragen zur richtigen Behandlung von Gliederschmerzen hat, lässt sich am besten in einer ärztlichen Praxis oder Apotheke beraten. Denn die falsche Wahl oder Anwendung eines Schmerzmittels kann schwerwiegende Folgen haben – vor allem für Kinder sowie für Menschen, die bestimmte Vorerkrankungen haben oder öfter Schmerzmittel einnehmen. Hier ein paar Beispiele:
- Für Kinder gelten – je nach Alter und Gewicht – andere, teils deutlich niedrigere Dosierungen als für Erwachsene.
- Für Kinder unter zwölf Jahren mit fieberhaften Virusinfektionen ist Acetylsalicylsäure nicht geeignet, weil der Wirkstoff hier in seltenen Fällen Hirn und Leber schwer schädigen kann (Reye-Syndrom).
- Für Menschen mit fortgeschrittener Nierenerkrankung, einem Magengeschwür, schwerer Herzschwäche oder chronischem Asthma sind NSAR nicht geeignet.
- Für Schwangere sind – je nach Schwangerschaftswoche – nur bestimmte NSAR geeignet.
- Für Menschen mit Lebererkrankungen oder bei Alkoholismus ist Paracetamol nicht geeignet.
Was kann man gegen sonstige Gliederschmerzen machen?
Neben Viren, Bakterien oder sonstigen Erregern können unzählige andere Auslöser hinter Gliederschmerzen stecken. Was dann zu tun ist, richtet sich hauptsächlich nach der Ursache der Beschwerden.
Wenn beispielsweise Muskelschmerzen auftreten, ohne dass ein Infekt vorliegt, ist meist körperliche Überanstrengung die Schmerzursache. So hatte praktisch jede(r) nach starker und ungewohnter Belastung schon mal Muskelkater in Armen oder Beinen. Eine spezielle Therapie ist dann unnötig, da diese Gliederschmerzen harmlos sind. Betroffene können aber versuchen, sich Linderung zu verschaffen, indem sie die schmerzhafte Gliedmaße wärmen und vorsichtig dehnen oder NSAR (wie Ibuprofen) einnehmen.
Hingegen ist es bei schwerwiegenderen Gründen für Gliederschmerzen normalerweise ratsam, gezielt etwas gegen die Schmerzursache zu machen – zum Beispiel bei Fehlhaltungen (wie einer langjährigen falschen Körperhaltung bei schwerer körperlicher Arbeit oder sitzender Tätigkeit) oder Verletzungen (etwa durch einen Sturz).
Auch bei den meisten nicht-infektiösen Erkrankungen, die mit Gliederschmerzen einhergehen können, reichen schmerzlindernde Maßnahmen allein nicht aus. In erster Linie gilt es stattdessen, die Grunderkrankung zu behandeln und Risikofaktoren möglichst auszuschalten – also zum Beispiel
- Gelenkverschleiß (Arthrose) durch nicht-operative Maßnahmen wie Bewegung und Abnehmen möglichst lange hinauszuzögern und operativ zu behandeln, wenn es nicht mehr anders geht.
- bei Diabetes den Blutzuckerspiegel mithilfe von Antidiabetika oder Insulin zu regulieren.
- bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK), einer auch als "Schaufensterkrankheit" bekannten Durchblutungsstörung, die Durchblutung zu verbessern – etwa durch Medikamente ("Blutverdünner"), veränderten Lebensstil oder operativ.
- bei entzündlichen Formen von Rheuma, wie der rheumatoiden Arthritis, die Entzündungsaktivität unter Kontrolle zu bringen.
- Krebserkrankungen, wie Prostata-, Brust- oder Lungenkrebs, nach Möglichkeit zu heilen – etwa per OP, Chemo- und/oder Strahlentherapie.
Wenn es gelingt, die Grunderkrankung in den Griff zu bekommen oder gar zu heilen, gehen in der Regel auch die damit verbundenen Gliederschmerzen und sonstigen Beschwerden zurück.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 8.12.2022)
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 8.12.2022)
- Online-Informationen von MSD Manual: www.msdmanuals.com (Abrufdatum: 8.12.2022)
- "Fieber". Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 8.12.2022)
- "Gliederschmerzen". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: August 2022)
- "Hinweise zur Schmerz- und Stressreduktion beim Impfen". Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: August 2018)
- "Fieber und Gliederschmerzen – So bewahren Sie einen kühlen Kopf". Online-Informationen von PTAheute: www.ptaheute.de (Stand: 16.11.2017)