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Attentat auf Fico in der Slowakei: Täter äußert sich zum Motiv


Slowakischer Premier Fico angeschossen
Täter äußert sich zum Motiv – das ist über ihn bekannt


Aktualisiert am 16.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Der mutmaßliche Täter wird festgenommen: Er soll den slowakischen Premierminister Robert Fico angeschossen haben.Vergrößern des Bildes
Der mutmaßliche Täter wird festgenommen: Er soll den slowakischen Premierminister Robert Fico angeschossen haben. (Quelle: Radovan Stoklasa/ASR Slovakia/AP/dpa)

Fünf Schüsse soll der Mann auf Robert Fico abgefeuert haben. Der slowakische Premierminister wird schwer verletzt. Über den mutmaßlichen Täter sind bereits erste Details bekannt.

Der slowakische Premierminister Robert Fico ist angeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Insgesamt sollen fünf Schüsse abgefeuert worden sein. Der mutmaßliche Schütze wurde schnell überwältigt, die Regierung spricht von einer politischen Tat.

Video | Aufnahmen zeigen Momente des Attentats
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Quelle: t-online

Bei dem Mann handelt es sich um den 71-jährigen Juraj C. aus der 30.000 Einwohner-Stadt Levice. Unmittelbar vor dem Schuss soll er "Robo, komm her" gerufen haben. Die Waffe soll er legal besessen haben, berichtet die Nachrichtenseite "Plus 7 Dní".

Der mutmaßliche Täter ist jemand, der weitgehend unbeachtet eine "Bewegung gegen Gewalt" gegründet hatte. Spuren bei Facebook zeigen, dass er sich als Kämpfer gegen Faschismus sah, über rechte Politiker empörte und auch ein Posting zur AfD schrieb. Doch es gibt auch Hinweise in eine ganz andere Richtung.

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Sohn zeigt sich schockiert

Dass Juraj C. in den Vorfall verwickelt ist, bestätigte auch sein Sohn, ein Fotograf. Dem Medium "Aktuality" sagte er, er sei von der mutmaßlichen Tat seines Vaters schockiert. "Ich habe absolut keine Ahnung, was Vater beabsichtigt hat, was er geplant hat, warum es passiert ist", sagte er dem slowakischen Medium. Sein Vater habe Fico nicht gewählt, antwortete der Sohn auf die Frage, ob sein Vater Hass gegenüber dem Regierungschef empfand. "Das ist alles, was ich dazu sagen kann."

Nach der Tat verbreitete ein TV-Sender eine Videoaufnahme von C., die ihn auf einem Stuhl in einem Gang in einer Klinik sitzend zeigt. Darin sagt der benommen wirkende mutmaßliche Attentäter: "Ich stimme der Regierungspolitik nicht zu." Als konkretes Beispiel nannte er mit undeutlicher Stimme die von der Regierung geplante Auflösung des öffentlich-rechtlichen Radios und Fernsehens RTVS, wogegen seit Wochen Tausende Menschen demonstrieren.

Juraj C. hat in seiner Heimat einen Literaturverein mitgegründet, drei Gedichtbände und einen Roman veröffentlicht. Leben konnte er davon offenbar nicht, er war auch als Sicherheitsmann in einem Einkaufszentrum seiner Heimatstadt tätig, ein örtlicher Sender berichtete, dass er dort von einem unter Drogeneinfluss stehenden Mann angegriffen und verletzt wurde.

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Der Sohn berichtete, nie Aussagen seines Vaters in die Richtung gehört zu haben, Politiker angreifen oder töten zu wollen. Ob Juraj C. den Premierminister gehasst habe? Laut "Aktuality" sagte der Sohn dazu: "Ich sage ihnen eines – er hat nicht für ihn gestimmt." Auch ein Psychiatrie-Patient sei er nicht gewesen. "Vielleicht hatte er einen Kurzschluss, ich weiß es nicht."

C. war aber offenbar an Protesten gegen Ficos Politik beteiligt. So ist er allem Anschein nach auf einem Foto unter den Teilnehmern einer Demonstration vor dem Nationalratsgebäude im Februar 2024 zu sehen. Die Menschen protestierten gegen Ficos Politik, hier vor allem gegen die Abschaffung der Sonderstaatsanwaltschaft für Korruption. Oppositionspolitiker sprachen, Menschen skandierten Parolen wie "Schande" und "Genug von Fico". Auch für den Mittwoch war eigentlich ein Protest angesetzt – nach dem Attentat wurde er von der Organisatoren abgesagt.

Mutmaßlicher Täter hat "Bewegung gegen Gewalt" gegründet

Juraj C. hatte 2016 eine "Bewegung gegen Gewalt" gegründet, den Aufruf zur Unterstützung bei der Gründung gibt es noch in Form einer Petition. Die Bewegung wende sich gegen jede Form von Gewalt, von Kriegen bis zu häuslicher Gewalt. Bis 2022 gibt es auf einer Facebook-Seite Beiträge, dann schlief die Seite ein. Juraj C. ist dort weiter als Kontakt angegeben.

In Beiträgen rief er auch zu Unterstützung der Präsidentin Zuzana Čaputová auf, die bislang ein Gegengewicht zu Ficos Regierung darstellt, aber bald ihren Sessel räumen muss. In der Slowakei ist der Amtswechsel bei manchen Menschen mit weiteren Sorgen um das Land verbunden.

Auf der Seite ging es aber nicht nur um die Slowakei: In einem von C. unterzeichneten Post empörte sich die Bewegung über den damaligen AfD-Politiker Kay Nerstheimer, der mittlerweile Mitglied der NPD-Nachfolgepartei "Die Heimat" ist und einst im Berliner Abgeordnetenhaus saß. Dabei kritisiert die Bewegung Nerstheimers Relativierungen der NS-Zeit.

Auch gegen Trump teilen die Beiträge auf der Facebookseite aus, die Amerikaner seien verrückt, ihn gewählt zu haben. Ein anderer Beitrag wiederum ist eine sehr kurze Botschaft. Sie lautet: "Faschismus ist ein Tumor, der behandelt werden kann".

Zugleich gibt es aber noch eine Spur, die so gar nicht ins Bild passt: Ein ungarischer Journalist, der viel zu Slovenskí Branci ("Slowakische Torwächter") recherchierte, einer Art slowakischer Bürgerwehr, hat offenbar Juraj C. auf einem Foto von 2016 entdeckt. Auch taucht Juraj C.s Name bei der 2022 aufgelösten paramilitärischen Gruppe auf, deren Mitglieder nach slowakischen Berichten überwiegend prorussisch sind. Sollte sich diese Spur bestätigen, würde sie eine ganz andere Seite des Mannes zeigen, der auf den Premierminister geschossen hat.

Verwendete Quellen
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