Weshalb er bald wieder verschwinden musste Deutschlands erster Kleinwagen wird 50
Vor 50 Jahren kam die Blaupause unzähliger Kleinwagen auf den Markt. Vier Jahre später war sie wieder weg. Warum musste der Audi 50 verschwinden?
Wanderer auf der Autobahn, Pferdekutschen in der Innenstadt: Die Ölkrise von 1973 machte Undenkbares möglich. Unter anderem brachte sie auch ein ganzes Autosegment in Fahrt – den Kleinwagen.
Deutschlands Vorreiter dieses Segments startete vor genau 50 Jahren durch: 1974, ein Jahr nach Beginn der Ölkrise, kam der Audi 50 auf den Markt.
Der erste Kleinwagen nach modernem Rezept
Sein Konzept erwies sich schnell als wegweisend. Der kleine Audi hatte eine Kombi-Form – aber nur zwei Türen. Vorne gab es Frontantrieb mit Quermotor, hinten eine große Heckklappe, dazwischen eine umklappbare Rücksitzbank für mehr Nutzwert im Innenraum. Und das alles auf einer Länge von gerade mal 3,51 Metern und 685 kg Gewicht.
- Übrigens: Warum Motoren mal längs und mal quer eingebaut sind, erfahren Sie hier.
Das ist erst mal alles sehr technisch. Die Ergebnisse wiederum waren sehr praktisch. Denn dadurch bot der 50er auf kleiner Fläche einen relativ großen Innenraum. Er brauchte nicht viel Leistung, verbrauchte deshalb wenig Sprit. Das perfekte Auto – nicht nur bei Ölknappheit. Deshalb gab es schon bald einen noch heute sehr bekannten Nachahmer.
Basis für den VW Polo
Der Audi 50 war nämlich die Blaupause für den fast baugleichen Polo, den Volkswagen nur sieben Monate später auf den Markt brachte. Durch diese Synergie konnte der Konzern die Entwicklungskosten senken und die Effizienz bei der Produktion steigern. Auch diesen Trick haben sich längst viele Rivalen abgeschaut.
Aber was ist mit dem Käfer?
Kleine Autos wie die Knutschkugel (BMW Isetta), den NSU Prinz oder auch den Käfer gab es natürlich schon lange vor dem Audi 50. Aber er war der erste deutsche Kleinwagen nach dem modernen Konzept (siehe oben), das jahrzehntelang umgesetzt wurde.
Im Sommer 1974 stellte Audi sein neues Modell auf Sardinien den Medien vor. Im Oktober kam es zu den Händlern. Übrigens ein echter Schnellschuss: Mit nur 21 Monaten vom Entwurf bis zum ersten Serienfahrzeug gilt der Audi 50 als eine der schnellsten Entwicklungen der Autogeschichte.
Zunächst baute Audi den 50er in Neckarsulm und Ingolstadt, später rollte er im VW-Werk Wolfsburg vom Band – direkt neben dem Polo. Insgesamt entstanden rund 180.000 Exemplare. Fast alle sind längst verrostet: Inzwischen ist der 50er eine absolute Rarität.
Bereits im Juli 1978, nach nur vier Jahren, nahm Audi den 50 wieder aus dem Modellprogramm. Ein geplantes Facelift, das ihn den größeren Modellen Audi 80 und 100 annähern sollte, wurde nicht mehr umgesetzt. Denn Audi sollte fortan die obere Mittelklasse und die Oberklasse bedienen – fürs kleine Geld gab es ja im VW-Konzern nun den Polo.
- Audi-Pressemitteilung
- Eigene Recherche