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Entkalkungsanlagen im Vergleich: Welche Methode lohnt sich?


Falsche Versprechen der Hersteller
Entkalkungsanlagen im Vergleich: Welche lohnt sich?

Wie hartnäckig Kalkverkrustungen und Kalkflecken im Bad und der Küche sind, hängt vom Härtegrad des Wassers ab – sind Entkalkungsanlagen für den Privatgebrauch eine Lösung?

Aktualisiert am 23.09.2022|Lesedauer: 4 Min.
t-online, sj
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Trinkwasser gehört zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln in Deutschland. Doch häufig stören Kalk den Geschmack und die Optik. Externe Geräte sollen laut Hersteller eine einfache Lösung sein – laut Verbraucherzentrale sind diese aber überflüssig. Schlimmer sogar: Sie können die Wasserqualität verschlechtern.

Ein verkalkter WasserhahnVergrößern des Bildes
Kalk: Die Ablagerungen auf den Armaturen sind nervig, aber nicht gefährlich. (Quelle: andhal/getty-images-bilder)

Wie funktioniert die Entkalkung?

Die Systeme arbeiten beim Aufbereiten des Wassers mit verschiedenen Verfahren, die mehr oder weniger wirksam sind. Manche Hersteller versprechen wahre Wunder und eine zusätzliche Verbesserung der Wasserqualität. Fachleute warnen inzwischen vor dubiosen Methoden.

Unseriöse Testverfahren

Um die potenziellen Kunden von der schlechten Trinkwasserqualität vor Ort zu überzeugen, verwenden Vertreter für Wasseraufbereitungsanlagen manipulierte Teststreifen, deren Verfärbungen die angebliche Schadstoffbelastung des Wassers belegen sollen. Dabei ist das Trinkwasser in den meisten deutschen Haushalten durch die strengen Kontrollen einwandfrei. Eine zusätzliche Aufbereitung im Haushalt ist nach Ansicht der Verbraucherzentrale NRW meist überflüssig. Bei falschen Maßnahmen könne sich die Wasserqualität sogar noch verschlechtern, warnen die Experten.

Kalkhaltiges Wasser ist nicht schädlich

Auch, wenn Werbeversprechen andere Informationen vermitteln: Hartes Wasser ist nicht schädlich – weder für die Gesundheit noch für die Armaturen. Die Ablagerungen auf dem Wasserhahn oder in der Kaffeemaschine beziehungsweise im Wasserkocher lassen sich leicht mit Zitronensäure entfernen. Geben Sie bei jedem Spülgang etwas Essigwasser mit in das Weichspülerfach – dann hat auch Ihre Waschmaschine keine Probleme mit Kalk.

Trotzdem werden vom einfachen Tischwasserfilter bis zu leitungsgebundenen Filtersystemen ganz unterschiedliche Entkalkungsvorrichtungen zu hohen Preisen angeboten. Die Verbraucherzentrale NRW hat sich die Angebote angeschaut und resümiert: "Bei mehr als der Hälfte der dargebotenen Filter wird die Wasserqualität schlechtgeredet oder die Angst vor Schadstoffen und Krankheiten geschürt. Mit abenteuerlichen Qualitätsversprechen werden Kunden im nächsten Schritt zum Kauf von meist teuren Anlagen animiert, die die Wasserqualität verbessern sollen."

Nicht auf esoterische Methoden hereinfallen

Laut Verbraucherschützern sollten Sie bei Angeboten mit Begriffen wie "Harmonisierung", "Vitalisierung", "Levitation", "Energetisierung" und "hexagonalem Wasser" skeptisch bleiben. Eine Verbesserung der Wasserqualität durch diese wohlklingenden, aber dennoch zweifelhaften Verfahren sei wissenschaftlich nicht erwiesen, erklären die Experten.

Wasserenthärtung meist nicht sinnvoll

Aber selbst wenn Sie nur den Kalkgehalt reduzieren wollen, sollten Sie genau überlegen, ob sich die Anschaffung einer Entkalkungsanlage lohnt.

Wasserhärte
Der Härtegrad ist sowohl von den Calcium- als auch von den Magnesiumverbindungen im Wasser abhängig.
"Weiches" Wasser liegt im Härtebereich 0 bis 7 Grad deutscher Härte (dH), (0 bis 1,3 mmol CaO/l).
"Hartes" Wasser liegt im Härtebereich 14 bis 21 Grad dH (2,5 bis 3,8 mmol CaO/l).
Den Härtegrad des Wassers können Sie bei der Gemeinde oder dem zuständigen Wasserversorger erfragen.

Das Umweltbundesamt rät in seiner Trinkwasserbroschüre ebenfalls von Geräten zur Wasserenthärtung im Haushalt ab. Sie seien weder notwendig noch sinnvoll, weil hartes Wasser nicht ungesund sei. Alle zusätzlichen Einbauten in die Trinkwasserinstallation benötigen einer regelmäßigen, fachkundigen Wartung, ohne die das Gerät verkeimen und sich Schadstoffe in das Trinkwasser "rücklösen" könnten.

Die Stiftung Warentest und die Verbraucherzentrale NRW argumentieren genauso und warnen vor einer möglichen Verschlechterung der Wasserqualität.

Welche Entkalkungssysteme gibt es?

Dennoch ist die Aussicht auf weicheres Wasser, geringeren Waschmittelverbrauch und weniger Kalkablagerungen für Verbraucher mit besonders kalkhaltigem Wasser so verlockend, dass sie sich zum Kauf einer Anlage entschließen. Dabei haben sie unter anderem die Wahl zwischen Ionentauscher, Umkehrosmose oder der sogenannten "physikalische Wasserbehandlung".

Entkalkung mittels Ionentauscher

Mit einer Entkalkungsanlage, die nach dem Prinzip des Ionentauschers funktioniert, wird das Wasser tatsächlich weicher. Bei diesem Verfahren werden dem Wasser die Calcium- und Magnesium-Ionen – also der Kalk – entzogen und gegen Natrium-Ionen ausgetauscht. Die Entkalkungsanlage wird in die Wasserversorgung im Haus integriert, sodass das kalkhaltige Wasser, bevor es zum Hahn oder zur Waschmaschine gelangt, zunächst das Tauscherharz in der Anlage durchfließt. Derlei Entkalkungsanlagen sind für Einfamilienhäuser zwischen 1.000 und 2.500 Euro zu haben.

Das Tauscherharz muss sich allerdings regelmäßig regenerieren, um wieder genügend Natrium-Ionen bereitstellen zu können. Dazu spült die Anlage das Harz mit einer Solelösung. Die Kalk bildenden Stoffe landen dabei im Abwasser, während das Tauscherharz aufgefrischt wird. Deshalb muss regelmäßig Regeneriersalz nachgefüllt werden. Eine Einfamilienhausanlage benötigt meist zehn bis 15 Kilogramm Salz pro Monat. Die laufenden monatlichen Kosten für Strom, Salz und zusätzliches Abwasser liegen zwischen fünf und zehn Euro.

Nachteil beim Ionentauscher neben dem hohen Preis: Wenn das Wasser lange steht, können sich Keime vermehren. Deshalb rät das LGL Bayern zu Anlagen, die bei jedem Regenerationsprozess zusätzlich das Ionentauscherharz desinfizieren. Darüber hinaus könnten durch den Ionenaustausch aus ernährungswissenschaftlicher Sicht erwünschte Mineralstoffe wie Magnesium entfernt werden. Im Gegenzug könne es nach dem Ionentausch zu einer erhöhten Natriumbelastung des Trinkwassers kommen.

Wasseraufbereitung mit Umkehrosmose

Zur Wasseraufbereitung werden auch Umkehrosmose-Anlagen eingesetzt. Dabei wird das Wasser mit hohem Druck durch eine halbdurchlässige Membran gepresst. Große Moleküle wie Nitrat, Phosphat, Schwermetalle, und einige Mineralstoffe können die Membran nicht passieren und werden zurückgehalten. Die Verbraucherzentrale gibt allerdings zu bedenken, dass die Membran mit hohem Wasserverbrauch gespült werden müsse, damit sie nicht verstopfe. Um ein Liter gefiltertes Wasser zu gewinnen, würden drei Liter Trinkwasser gebraucht. Das führe zu hohen Energie- und Wasserkosten. Außerdem sei die Membran anfällig für Verkeimung, ein Aspekt, den auch das LGL für ein "großes Problem" hält.

Die meisten Geräte sind für den Einbau unter der Spüle ausgelegt, dienen also nicht zur Aufbereitung des gesamten Haushaltswassers, sondern nur für eine Zapfstelle. Kleine Anlagen sind schon ab 100 Euro zu haben. Bei dieser Form der Wasseraufbereitung wird besonders oft mit dem vermeintlichen gesundheitlichen Nutzen geworben.

Physikalische Kalkwandler sind überwiegend wirkungslos

Bei diesen Methoden soll mithilfe von magnetischen, elektromagnetischen oder Hochfrequenz-Feldern verhindert werden, dass sich Kalk ablagert. Das klingt zunächst sehr verlockend, weil diese Methode ohne chemische Zusätze auskommt, allerdings ist die Wirksamkeit äußerst umstritten. Laut Verbraucherzentrale sind bisher nur Geräte wirksam, die auf dem Prinzip der "Impfkristallbildung" beruhen.

Fazit

In den allermeisten Fällen ist eine Trinkwasseraufbereitung im Haushalt nicht notwendig. Selbst bei sehr kalkhaltigem Wasser sollten Sie Kosten und Nutzen genau abwägen. Waschmaschine und Spülmaschine können durch Salzzugabe beziehungsweise die Waschmitteldosierung dem Härtegrad des Wassers angepasst werden, Kalkflecken lassen sich mit Zitronensäure- oder Essigreiniger gut entfernen und wen die Kalkflöckchen im Tee stören, der fährt womöglich mit einem kleinen Tischfilter günstiger. Allerdings sollten Sie auch bei den Tischgeräten die Verkeimungsgefahr nicht unterschätzen. Zudem ist von deren Fähigkeit, das Wasser weicher zu machen, die Stiftung Warentest nicht überzeugt. Von neun Tischfiltern schafften im Test die besten Modelle gerade mal ein "Befriedigend".

Verwendete Quellen
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