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"Bauernhofeffekt" senkt Allergierisiko bei Kindern


Bauernhofeffekt
Kuhstallkeime können vor Allergien schützen


Aktualisiert am 27.01.2022Lesedauer: 3 Min.
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Kind füttert Kuh auf dem Bauernhof: Der sogenannte "Bauernhofeffekt" könnte Kinder vor der Entstehung von fiesen Allergien schützen.Vergrößern des Bildes
Kind füttert Kuh auf dem Bauernhof: Der so genannte "Bauernhofeffekt" könnte Kinder vor der Entstehung von fiesen Allergien schützen. (Quelle: Click_and_Photo/getty-images-bilder)

Kühe schützen Kinder vor Allergien – das haben verschiedene Studien bewiesen. Was hinter dem Bauernhofeffekt steckt und wie Eltern das Allergierisiko ihrer Kinder auch in der Stadt senken können.

Allergien: Wie viele Menschen in Deutschland sind betroffen?

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken mehr als 20 Prozent der Kinder und mehr als 30 Prozent der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens an mindestens einer allergischen Erkrankung. Die häufigste Allergieform ist der allergische Schnupfen. Nach Angaben der Deutschen Lungenstiftung e. V. leidet etwa jeder vierte Deutsche unter Heuschnupfen. Die Zahl der Allergiker nimmt zu. Vor allem Kinder sind immer häufiger von Allergien betroffen. Doch was können Eltern gegen die überschießende Immunreaktion tun?

Was ist eine Allergie? Unter einer Allergie versteht man eine Überreaktion des Immunsystems. Diese übermäßige Immunreaktion wird durch eigentlich harmlose körperfremde Substanzen ausgelöst, die sogenannten Allergene. Die allergische Reaktion kann dann zu verschiedenen Symptomen wie etwa Juckreiz, Atembeschwerden oder Fließschnupfen führen.

Allergierisiko liegt in den Genen

Ob sich eine Allergie entwickelt oder nicht, ist genetisch festgeschrieben. Allergologen sprechen vom atopischen Formenkreis: Hat die Mutter oder der Vater eine Allergie, Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis, wird das Kind zu 50 Prozent eine Allergie entwickeln. "Haben Mutter und Vater eine der vier Erkrankungen, wird das Kind zu 100 Prozent ein Allergiker", sagt Dr. Uta Schlossberger, Hautärztin und Allergologin aus Köln. "Die Allergie zeigt sich häufig bereits mit sechs oder sieben Jahren." Laut der Expertin gehören Milchschorf und Neugeborenen-Akne ebenso wie Ekzeme zu den frühesten Anzeichen, dass das Allergierisiko des Kindes stark erhöht ist. Die Expertin rät Eltern dann, eine Allergie-Sprechstunde aufzusuchen und sich beraten zu lassen.

Allergien vorbeugen: Bauernhofeffekt senkt Allergierisiko beim Kind

Auch wenn das Allergierisiko anlagebedingt ist, lässt sich die Erkrankungswahrscheinlichkeit beziehungsweise das Krankheitsbild positiv beeinflussen. Neben viele anderen Faktoren kommt dem Bauernhof bei der Prävention eine bedeutende Rolle zu. "Es gibt eine Vielzahl verschiedener Studien, die zeigen, dass Kinder, die auf Bauernhöfen groß werden, ein geringeres Allergierisiko haben. Wir sprechen dann vom Bauernhofeffekt oder Kuhstalleffekt", erklärt die Allergologin.

Wie der Bauernhof Kinder vor Allergien schützt

Aufwachsen auf dem Bauernhof ist ein echtes Fitnessstudio für das Immunsystem. Es kommt mit vielen verschiedenen Mikroorganismen in Kontakt, die sich im Schlamm, im Stall, auf der Wiese oder im Tierfell befinden. So wird das kindliche Immunsystem frühzeitig trainiert. Was es kennt, bekämpft es in späteren Jahren nicht oder weniger intensiv. "Je früher das Immunsystem mit den verschiedensten Mikroorganismen in Kontakt kommt, desto geringer ist das Allergierisiko", sagt Schlossberger.

Neben dem Kontakt mit Erde, Staub, Gras und Heu kommt der Nähe zu den Tieren eine bedeutende Rolle zu. "Untersuchungen haben gezeigt, dass Tiere auf dem Bauernhof, etwa Kühe und Schweine, bestimmte Enzyme auf sich tragen, welche beim Menschen die Bildung von Antikörpern anregen. Das Immunsystem reagiert nicht mehr so schnell über", so Schlossberger.

Allergierisiko senken: Den Bauernhof nach Hause holen

Nicht jedes Kind wächst auf einem Bauernhof auf. Doch das muss es auch nicht. Ein Urlaub oder regelmäßige Besuche auf Bauernhöfen haben ebenfalls einen Trainingseffekt auf das Immunsystem. Und auch wenn kein Bauernhof in der Nähe ist, lässt sich das Allergierisiko senken, wenn Kinder möglichst viel draußen sind – und auch mal Erde in den Mund stecken. "Studien haben zudem gezeigt, dass sich allergiesenkende Mikroorganismen auch in Wohnungen finden lassen, wenn man auch mal mit den Schuhen in die Wohnung läuft", weiß die Allergologin.

Keine Angst vor Schmutz und Dreck

Schlossberger rät, entspannt zu bleiben, wenn Kinder im Dreck spielen. Das sei nicht gefährlich und für das Immunsystem wichtig. Nur so könne es verschiedene Stoffe kennen und akzeptieren lernen. Auch von übertriebener Hygiene in den eigenen vier Wänden rät die Expertin ab. Besonders Desinfektionsmitteln steht sie skeptisch gegenüber. Je reiner die Umgebung sei, desto größer sei das Allergierisiko.

Hyposensibilisierung: Immuntraining in späteren Jahren

Hat das Kind eine Allergie entwickelt, kann eine sogenannte Hyposensibilisierung helfen. Hierbei bekommt das Immunsystem die Allergene niedrig dosiert und unter ärztlicher Aufsicht zugeführt, um einen Gewöhnungseffekt herbeizuführen. Die Erfolgschancen bei Kindern sind laut Schlossberger gut: Bei der Hyposensibilisierung mit Spritzen liegt sie bei 86 Prozent, bei der Behandlung mit Tropfen oder Tabletten bei 50 Prozent. Erfahren Sie hier mehr über die Vor- und Nachteile der Hyposensibilisierung.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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