Acht Tipps im Check Diese Fehler sollten Sie beim Fahrradkauf vermeiden
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Worauf sollte man achten, wenn man sich ein neues Fahrrad kauft? Es gibt zahlreiche Tipps und Ratschläge – doch nicht alle stimmen.
Ein neues Fahrrad ist eine große Anschaffung – nicht nur finanziell: Acht bis zehn, manchmal zwölf Jahre hält ein Bike im Schnitt. Umso wichtiger, dass es dann auch perfekt zu seinem Besitzer passt und die richtige Ausstattung hat. Weisheiten zum Fahrradkauf gibt es viele – ob diese acht noch stimmen, erfahren Sie hier.
1. Mythos: Ein gutes Schloss darf gern viel wert sein
Alter Tipp: Zehn Prozent des Fahrrad-Neupreises sollte ein passendes Fahrradschloss kosten.
Rund zehn Prozent des Kaufpreises eines neuen Fahrrads sollte man zusätzlich in ein ordentliches Fahrradschloss investieren, heißt es häufig. Fahrräder werden schließlich immer teurer: Der durchschnittliche Preis für E-Bikes liegt im Fachhandel mittlerweile über 3.000 Euro, normale Fahrräder kosteten Mitte 2022 laut Preisvergleichsportal Idealo rund 1.500 Euro.
Ein solcher Wert sollte gut angeschlossen und bestenfalls auch versichert werden. Gute Schlösser haben ihren Preis: Rund 250 Euro kostet das teuerste Schloss von Marktführer Abus. Aber auch günstigere Modelle zwischen 30 und 90 Euro hat die Stiftung Warentest mit "gut" bewertet (hier finden Sie die besten Fahrradschlösser).
Fazit: Der Tipp stimmt nur bedingt. Bei besonders teuren Fahrrädern lohnt es sich aber, etwas mehr Geld für ein sicheres Schloss in die Hand zu nehmen.
2. Mythos: Die neuesten Fahrräder kauft man im Frühling
Alter Tipp: Im Frühjahr bekommt man die besten und neuesten Fahrräder.
Zum Start in die Saison sind die Fahrradläden voll, die Auswahl ist groß, die Menge suggeriert die besten Neuheiten. Doch viele Spitzenmodelle kommen mittlerweile zur Marktreife in den Handel – und das muss nicht im Frühjahr sein. Durch Leasings wird der Kauf außerdem vom Saisonrhythmus entkoppelt, heißt es vom Pressedienst Fahrrad (pd-f): Zudem seien viele Modelle über mehrere Jahre auf dem Markt und entsprechend ganzjährig zu stabilen Preisen erhältlich.
Fazit: Die neuesten Modelle sind übers ganze Jahr erhältlich.
3. Mythos: Ein Fahrrad braucht einen Dynamo
Alter Tipp: Stecklichter sind nicht erlaubt, ein Dynamo ist Pflicht.
Das ist ein absoluter Mythos. Bereits seit 2013 sind Akkuleuchten erlaubt, Sie brauchen keinen Dynamo mehr. Eine ausreichende Beleuchtung bei Dunkelheit ist dennoch Pflicht: Neben der richtigen Einstellung der Leuchten (dürfen den Gegenverkehr nicht blenden) sollten Sie auch auf die sogenannte K-Nummer achten. So gehen Sie sicher, dass Sie Produkte kaufen, die laut Straßenverkehrsordnung zugelassen sind.
Fazit: Einen Dynamo braucht es nicht, dafür aber funktionsbereite, zugelassene Leuchten.
4. Mythos: Mehr Gänge – besseres Fahrrad?
Alter Tipp: Ein Fahrrad ist technisch besser, wenn es mehr Gänge zur Verfügung hat.
In den Neunzigerjahren galt man als Teenager als uncool, wenn das Fahrrad nur eine Dreigang-Nabenschaltung hatte. Hier lautete die ungeschriebene Regel: je mehr Ritzel an der Kettenschaltung, desto besser. Doch dieser Trend ist vorbei: Durch die Kombination aus drei Kettenblättern vorn und sieben bis zehn Ritzeln hinten entstehen viele Gangüberschneidungen.
Deshalb gibt es vorn häufig nur noch ein Kettenblatt; der sogenannte Umwerfer, der die Kette auf die verschieden großen Kettenblätter befördert, fällt dort weg. Damit kann weniger kaputtgehen und das Schalten wird intuitiver. Viele E-Bikes, aber auch Mountainbikes, setzen inzwischen auf die Technik – oder sogar wieder auf eine Nabenschaltung ganz ohne wandernde Kette.
Fazit: Weniger ist mehr. Schaltkomfort ist auch mit einer reduzierten Gangzahl möglich.
5. Mythos: Ein weicher Sattel sorgt für Komfort
Alter Tipp: Je weicher der Sattel, desto komfortabler.
Lange hieß es: Ein weicher Gelsattel macht jede Fahrt zum Vergnügen. Doch das lässt sich nicht pauschal sagen: Auch wenn es etwas länger dauert, sollten Sie sich gründlich mit der Auswahl des passenden Sattels beschäftigen. Denn moderne Fahrradsättel basieren auf Informationen rund um Sitzposition, Sitzknochenabstand, Fahrtyp und Geschlecht sowie Gewöhnung, schreibt der pd-f. "Härtere Sättel sind für Langstreckenfahrer oft eine bessere Wahl und bieten die gleichmäßigere Druckverteilung", rät Lothar Schiffner vom Sattelspezialisten Ergon.
Fazit: Lassen Sie sich ausführlich beraten, welcher Sattel zu Ihren Bedürfnissen passt. Auch wenn sich ein weicher Sattel erst einmal gut anfühlt: Auf Dauer ist das nicht das einzige Kriterium beim Sitzkomfort.
6. Mythos: Nur Damenräder haben einen tiefen Einstieg
Alter Tipp: Nur ältere Damen fahren Räder mit tiefem Einstieg.
Einmal abgesehen davon, dass eine solche Sichtweise ziemlich einseitig ist, gibt es auch sachliche Argumente dafür, dass auch Männer getrost solche Bikes fahren können. Vor allem das einfache Auf- und Absteigen ist ein Vorteil der sogenannten Einrohrrahmen, die im E-Bike-Bereich immer häufiger werden. Wer einen Kindersitz auf dem Gepäckträger transportiert oder Probleme mit den Knien hat, freut sich darüber, die Beine ohne Schwung nach hinten oder über die Mittelstange auf den Boden zu bekommen.
Fazit: Ein tiefer Einstieg eignet sich für alle – unabhängig vom Geschlecht.
7. Mythos: Kleiner Rahmen schafft Sicherheit
Alter Tipp: Ein etwas kleinerer Rahmen erhöht die Sicherheit.
Ein niedrig eingestellter Sattel oder ein etwas zu kleiner Rahmen helfen vielleicht dabei, im Ernstfall die Füße schnell auf den Boden zu bekommen. Ihr Rücken und Ihre Knie werden es Ihnen allerdings nicht danken. Muskelkater und Ermüdungserscheinungen sind die Folgen von einem unpassenden Fahrrad. Auch die Kraftverteilung ist nicht ideal, sodass Sie womöglich nicht so einfach und schnell vorankommen, wie Sie gern würden.
Fazit: Nur wenn alles richtig eingestellt ist, fahren Sie langfristig entspannt und schmerzfrei.
8. Mythos: Kinderfahrräder: Lieber etwas zu groß kaufen
Alter Tipp: Ein Kind wächst, so wie bei Kleidung, "in sein Fahrrad hinein". Man kann also ruhig ein etwas größeres kaufen.
Kinder wachsen teilweise in einem Rekordtempo – und viele Eltern wollen sich häufig den Aufwand des ständigen Wechselns (wie bei der Kleidung) beim Fahrrad sparen. Doch ein zu großes Fahrrad führt dazu, dass das Fahrgefühl leidet. Das Kind fühlt sich unwohl und nicht sicher, weil es höher sitzt. Die Komponenten wie Bremshebel, Griffe und Lenker sind auf größere Hände ausgelegt – Probleme beim Lenken und Bremsen sind vorprogrammiert. Auch das Fahrrad an sich ist im Vergleich zur Beinlänge meist zu hoch. Testen Sie also vorher genau, welches Rad zur Größe Ihres Kindes passt, und lassen Sie sich nicht von Größentabellen täuschen, die nur vom reinen Alter ausgehen. Zu kleine Fahrräder wiederum sorgen wie bei Erwachsenen zu einer schlechten Sitzhaltung.
Fazit: Messen Sie Körpergröße und Schrittlänge Ihres Kindes. Nur so finden Sie ein Fahrrad, das wirklich passt und sicheres Fahren erlaubt.
- Pressedienst Fahrrad (pd-f): "Überholte Tipps für den Fahrradkauf – und was heute gilt"
- Eigene Recherche