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FC Bayern | Effenberg rüffelt Hoeneß: Vielleicht auch Rangnick abgeschreckt


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Das hätte sich Hoeneß sparen können

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

02.05.2024Lesedauer: 4 Min.
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Ralf Rangnick: Er wird nicht neuer Trainer des FC Bayern München.Vergrößern des Bildes
Ralf Rangnick: Er wird nicht neuer Trainer des FC Bayern München. (Quelle: Tim Goode/imago-images-bilder)

Mit Ralf Rangnick hat der nächste Wunschkandidat dem FC Bayern abgesagt. Die Trainersuche nimmt historisch schwierige Ausmaße an. Auch Hoeneß spielt dabei eine Rolle.

Jetzt hat also auch Ralf Rangnick abgesagt und wird nicht neuer Trainer des FC Bayern. Ich habe von Anfang an und in den vergangenen Wochen immer wieder gesagt, dass er das für mich nicht werden kann, weil ich es mir einfach nicht vorstellen konnte.

Ich hätte es nicht nachvollziehen können, weil er einen Auftrag für die österreichische Nationalmannschaft hat, den er jetzt eben auch weiter erfüllen möchte. So kenne ich ihn eigentlich auch. In Hoffenheim und Leipzig hat er jeweils einen Weg mit seinen Klubs begonnen und diesen auch erfolgreich beendet.

Da wäre es für mich überraschend und enttäuschend gewesen, wenn er den erfolgreichen Weg, den er mit Österreich eingeschlagen hat, abgebrochen hätte. Deshalb ist seine Entscheidung für mich total logisch und nachvollziehbar, Österreich mit seinem Abschied nicht zu enttäuschen. So was macht man auch nicht, wenn man einen Vertrag schließt, der bis 2026 gilt. Und damit nicht nur die EM im Sommer, sondern auch die WM in zwei Jahren beinhaltet, an der sie zuletzt vor 26 Jahren teilgenommen haben. Da kann man nicht einfach sagen: Ich verabschiede mich trotzdem.

Es gab ja einige, die sich schon hundertprozentig auf Rangnick als neuen Bayern-Trainer festgelegt hatten. Ich war nie dieser Überzeugung und konnte mich mit dem Gedanken nicht anfreunden. Er hat mit Österreich noch große Ziele zu erfüllen.

Für Bayern macht das die Situation noch mal schwieriger

Für Bayern macht das die Situation jetzt noch mal schwieriger. Auch, weil der Markt jetzt nicht mehr so viel hergibt. Es ist eine sehr knifflige Aufgabe für die Verantwortlichen um Sportvorstand Max Eberl, der ursprünglich ja mal gesagt hat, den neuen Trainer möglichst noch im April vorstellen zu wollen. Jetzt sind wir schon im Mai. Den neuen Trainer jetzt zeitnah zu finden, ist enorm wichtig für die weiteren Planungen der kommenden Saison. Da musst du irgendwann wissen, woran du bist. Es muss jetzt schnellstmöglich eine Lösung her.

Die Trainersuche ist für Bayern die diesbezüglich wohl schwierigste Situation in der Klubgeschichte. Vielleicht war es früher so, dass, wenn die Bayern einen Trainer haben wollten, sie ihn immer auch bekommen haben. Das hat sich mittlerweile aber ein bisschen geändert.

Das haben die drei Absagen von Xabi Alonso, Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick gezeigt. Alle drei Entscheidungen, bei ihren Mannschaften zu bleiben, sind für mich total logisch und nachvollziehbar. Das tut den Bayern natürlich trotzdem weh. Bei Nagelsmann ist es jetzt fast die gleiche Situation wie mit Rangnick. Auch er hat einen Weg mit seiner Mannschaft eingeschlagen, den es jetzt auch weiterzugehen gilt. Nicht nur bei der EM im eigenen Land, sondern auch bei der WM 2026.

Genauso richtig ist es, dass Alonso seine erfolgreiche Arbeit in Leverkusen weiterführt. Er will dort über einen längeren Zeitraum etwas entwickeln und hat noch 20 oder 25 Jahre als Trainer vor sich. Da wird die Tür irgendwann ganz sicher noch einmal bei Bayern München für ihn aufgehen. Für den Moment ist es aber gut, in Leverkusen zu bleiben. Dort hat er das Vertrauen bekommen und jetzt gibt er dem Verein etwas zurück.

Vielleicht hat Hoeneß auch Rangnick abgeschreckt

Für die Bayern ist das bitter. Sie müssen weitersuchen. Ich glaube nicht, dass sie jetzt wieder bei null anfangen. Sie werden mit Sicherheit noch ein paar geeignete Kandidaten auf ihrer Liste stehen haben. Das ist für mich jetzt auch keine A-, B-, C- oder D-Lösung. Grundsätzlich ist das aber schon immer die Gefahr, wenn du dich auf einen Kandidaten so fixierst.

Bei Thomas Tuchel, dessen Trennung im Sommer bereits beschlossen wurde, wird es kein Zurück mehr geben. Da lege ich mich fest, da ist die Tür zu. Die Zusammenarbeit wird nach dieser Saison enden. Dahinter hat Uli Hoeneß mit seiner Kritik an Tuchel nun noch mal ein Ausrufezeichen gesetzt.

Die hätte er sich meiner Meinung nach aber sparen können. Ein Stück weit ist das aber eben Uli. Eigentlich war ja immer Juan Bernat an allem schuld. Jetzt hat es mal einen anderen getroffen. Er hat ja noch mal bestätigt, dass er da auch in Zukunft weiter nachlegen und seine Meinung äußern möchte. Ich beobachte das gelassen. Gut für den FC Bayern ist es aber nicht. Bei dem, was man eigentlich noch vorhat in dieser Saison, ist es völlig unnötig. Und bringt nur Unruhe rein.

Um erfolgreich zu sein, brauchst du aber eigentlich vor allem eins: nämlich Ruhe. Gerade bei Bayern München, wo ohnehin alles unter die Lupe genommen wird. Uli weiß das eigentlich am allerbesten. Vielleicht hat das auch Rangnick ein wenig abgeschreckt. Ich wünsche mir für Bayern München und Tuchel trotzdem, dass sie ins Finale der Champions League einziehen werden. Und damit ein erfolgreiches Ende ihres gemeinsamen Kapitels schreiben.

Der Traum vom deutschen Finale lebt

Die Trainersuche und die nächste Absage von Rangnick werden Tuchel und die Mannschaft vor dem Rückspiel nicht beeinflussen. Sie nehmen das zur Kenntnis, sind aber voll darauf fokussiert, was sie am nächsten Mittwoch beim Halbfinalrückspiel in Madrid vorhaben.

Mit dem 2:2 haben sie sich eine gute Ausgangsposition geschaffen, genau wie Dortmund mit dem 1:0-Sieg gegen Paris Saint-Germain. Für Bayern war es im Hinspiel in erster Linie wichtig, nicht zu verlieren. Das haben sie mit einer sehr ordentlichen Leistung geschafft. Weil sie dabei ihr internationales und nicht ihr nationales Gesicht gezeigt haben. Real weiß auch, dass sie jetzt viel investieren müssen, um ins Finale zu kommen.

Im Viertelfinale hatten beide deutsche Klubs mit dem Rückspiel zu Hause noch einen Vorteil. Man hat gesehen, dass das ein entscheidender Faktor war. Den haben sie jetzt aber nicht mehr auf ihrer Seite und müssen stattdessen in Madrid und Paris bestehen. Das müssen sie annehmen. Ich wünsche mir jedenfalls, dass es beide deutsche Teams schaffen werden und sich der Traum vom deutschen Finale wiederholen wird.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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