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Cortison: Macht das Medikament wirklich dick?


Gefahren der Arznei
Cortison: Macht das Medikament wirklich dick?

Von dpa-tmn, mra

Aktualisiert am 09.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Cortisontabletten: Wer sogenannte Glucocorticoide einnimmt, muss einiges beachten.Vergrößern des BildesCortisontabletten: Wer sogenannte Glucocorticoide einnimmt, muss einiges beachten. (Quelle: Kai Remmers/dpa-tmn)

Wenn Patienten hören, dass sie Cortison nehmen sollen, geraten sie häufig in Panik. Weil der Wirkstoff früher viel zu hoch dosiert eingesetzt wurde, hatte er starke Nebenwirkungen. Wie das heute aussieht, lesen Sie hier.

Es ist einer der stärksten Wirkstoffe, der je entdeckt wurde: Cortison – oder besser gesagt Glucocorticoid. So heißt das künstlich hergestellte Hormon richtig. Viele Patienten, die ein Glucocorticoidpräparat verschrieben bekommen, haben Angst, davon zum Beispiel dick zu werden. Eine Sorge, die jedoch nicht immer begründet ist.

Glucocorticoide zählen zu den wirksamsten Entzündungshemmern, die die Medizin kennt. 1935 wurden sie von US-Forschern in der menschlichen Nebennierenrinde entdeckt, 15 Jahre später gab es dafür den Medizinnobelpreis. Ärzte setzen künstlich hergestellte Glucocorticoide gegen Entzündungen und überschießende Immunreaktionen ein – entweder lokal oder systemisch.

Ist Cortison in Hautcremes gefährlich?

Zu den Präparaten mit Cortison, die lokal angewendet werden, zählen Nasensprays, Hautcremes und Asthmasprays. Solche Medikamente werden etwa gegen allergischen Schnupfen oder Neurodermitis verordnet.

Patienten müssen sich generell keine Sorgen machen: Die Angst, Cortison könne gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen, stammt aus früheren Zeiten. Damals wurden Glucocorticoide in sehr hohen Dosierungen verwendet, die entsprechend starke Nebenwirkungen hatten. In der Regel gelangt der Wirkstoff bei lokaler Anwendung gar nicht oder nur in sehr geringen Mengen in den Blutkreislauf.

Bei Cremes kann die Haut bei sehr großflächiger und lange dauernder Anwendung allerdings dünn werden. Normalerweise wirken Glucocorticoide jedoch schnell. Entsprechend rasch kann der Patient aufhören, das Produkt zu verwenden.

Wird Asthma mittels eines Cortisonsprays therapiert, sollten sich Betroffene nach jeder Anwendung die Zähne putzen und etwas trinken. Der Grund: Die Tröpfchen setzen sonst im Mund die Immunabwehr herab und es können unangenehme Pilzinfektionen auftreten.

Wann wird Cortison in Tabletten verabreicht?

Bei vielen Patienten werden Glucocorticoide aber auch systemisch, also in Tablettenform, angewendet. Das bedeutet, dass der Wirkstoff ins Blut gelangt. Bei Autoimmunerkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis (RA), bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet, ist eine Cortisonbehandlung ratsam.

Weil das Immunsystem dabei großen Schaden anrichten kann, dämpft man es in bestimmten Fällen mit Glucocorticoiden. Die Patienten werden gleichzeitig mit anderen Medikamenten behandelt, die ebenfalls das Immunsystem und Entzündungsprozesse im Körper beeinflussen.

Wie wirkt Cortison?

Anders als manche anderen Entzündungshemmer sind Glucocorticoide in der Lage, direkt in die Körperzellen zu gelangen. Sie heften sich an einen im Zellinneren gelegenen Rezeptor, eine Art Wächter der Zelle. Gemeinsam mit ihm gelangen sie als Komplex in den Zellkern – und beeinflussen dort, wie die Erbinformation abgelesen wird.

Konkret halten sie Körperzellen davon ab, Entzündungsmediatoren zu bilden, also Stoffe, die Entzündungen auslösen und aufrechterhalten. Gleichzeitig helfen sie dem Körper, selbst Entzündungen zu hemmen. Besser kann man gegen Entzündungen kaum vorgehen. Aber: Glucocorticoide verändern nicht nur Entzündungsprozesse, sondern greifen zum Beispiel auch in den Stoffwechsel ein. So kann es manchmal zu Nebenwirkungen kommen.

Mögliche Nebenwirkungen von Cortison

Folgende Nebenwirkungen können bei Patienten auftreten, die über einen längeren Zeitraum Glucocorticoide einnehmen:

  • Hautverdünnung
  • Osteoporose
  • Diabetes mellitus
  • Grauer oder Grüner Star
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Herz- und Gefäßerkrankungen

Macht Cortison dick?

Viele Patienten haben vor allem Angst vor dem sogenannten Cushing-Syndrom als Nebenwirkung. Hierbei nehmen Betroffene vor allem in der Körpermitte zu und bekommen unter anderem ein Vollmondgesicht und einen Stiernacken. Diese äußerlichen Veränderungen können sehr belastend sein.

Die Dosis macht das Gift

Den Patienten wird meist so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich Cortison verschrieben. Fünf Milligramm des gängigsten Präparates Prednisolon pro Tag helfen oft mehr als sie schaden. Nimmt jemand allerdings länger als ein halbes Jahr lang mehr als zehn Milligramm ein, kann das mehr Schaden anrichten als es nutzt.

Grundsätzlich ist das Ziel, Glucocorticoide früher oder später wieder zu reduzieren und dann ganz abzusetzen.

So beugen Betroffene Nebenwirkungen vor

Patienten können jedoch auch selbst etwas tun, um unerwünschte Wirkungen einzudämmen. Osteoporose etwa beugen Betroffene vor, wenn sie sich kalziumhaltig ernähren und viel Sport treiben. Kalzium ist zum Beispiel in Milchprodukten und Fisch enthalten.

Auch Vitamin D ist wichtig für die Knochen. Dafür sind fetter Seefisch und Avocados ein guter Lieferant. Außerdem wandelt die Haut UV-Strahlung in Vitamin D um. Wer also täglich mindestens 30 Minuten rausgeht, kann einem Vitamin-D-Mangel vorbeugen.

Wichtig ist ebenfalls, nicht zu rauchen – übrigens unabhängig von der Glucocorticoidtherapie: Zigarettenrauch erhöht nicht nur das Risiko an Rheuma zu erkranken, es verschlimmert die Krankheit auch zusätzlich.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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