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Mikroplastik – fast überall in unserer Umwelt | Klima-Lexikon


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In Nahrung, Wasser, Luft
Mikroplastik – fast überall in unserer Umwelt


Aktualisiert am 12.01.2021Lesedauer: 3 Min.
Mikroplastik: Kunststoffteile, die kleiner als fünf Millimeter sind, gelten als Mikroplastik.Vergrößern des Bildes
Mikroplastik: Kunststoffteile, die kleiner als fünf Millimeter sind, gelten als Mikroplastik. (Quelle: pcess609/getty-images-bilder)

Mikroplastik ist kaum zu erkennen und findet sich dennoch fast überall. Mittlerweile es auch im menschlichen Körper nachgewiesen. Welche Auswirkungen die winzigen Teilchen haben, ist noch ungewiss.

Es entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte: Jede Woche nimmt jeder Mensch auf der Welt durchschnittlich fünf Gramm Mikroplastik auf. Das schätzen Wissenschaftler der University of Newcastle in Australien. Zu verhindern ist das kaum, befinden sich die Partikel doch mittlerweile in den Meeren, im Boden und in der Luft – und damit auch in der Nahrung, die wir essen und im Wasser, das wir trinken.

Mikroplastik ist kleiner als fünf Millimeter

Unter Mikroplastik werden Kunststoffteile verstanden, die maximal fünf Millimeter groß sind. Sie sind also nicht immer mit dem bloßen Auge erkennbar. "Mikroplastik ist nicht gleich Mikroplastik", sagt Professor Christian Laforsch, der einen Sonderforschungsbereich zu Mikroplastik an der Universität Bayreuth leitet. "Es kann aus ganz vielen verschiedenen Kunststoffsorten mit ganz unterschiedlichen chemischen und physikalischen Eigenschaften bestehen und in unterschiedlicher Größe und Form in der Umwelt vorkommen."

Man unterscheidet zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik. Primäres Mikroplastik meint feines Kunststoffgranulat, das von der Industrie hergestellt wurde. Es findet zum Beispiel in Peelings und anderen Kosmetikprodukten sowie in Haushaltsreinigern Verwendung. Eine weitere Menge der Teilchen entsteht durch die Nutzung von Plastik – zum Beispiel durch den Abrieb von Autoreifen oder auch Schuhen, die Nutzung künstlicher Sportfelder oder das Waschen von synthetischen Fasern. "Und auch, wenn wir auf einem Küchenbrett Lebensmittel schneiden, generieren wir Mikroplastik", sagt Laforsch. "Gleiches passiert bei den meisten Kunststoffprodukten, die wir öffnen und schließen." Sekundäres Mikroplastik hingegen entsteht während des Zerfalls von Plastikprodukten, sogenanntem Makroplastik. Witterung, Sonnenlicht und Salzwasser haben bei der Zersetzung einen Einfluss.

Das alles sind Quellen von Mikroplastik. Die Eintragspfade in die Umwelt sind ähnlich mannigfaltig: "Mikroplastikpartikel unterschiedlicher Größe und Form können über diverse Eintragspfade, wie den Transport in der Atmosphäre oder über Abwässer in die Umwelt gelangen", so der Experte. Ein weiterer Pfad ist etwa Klärschlamm, der in der Landwirtschaft auf Feldern ausgetragen wird. Zudem befindet sich auch in organischem Dünger Mikroplastik – etwa weil Verbraucher Plastiktüten fälschlicherweise im Biomüll entsorgt haben. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) geht davon aus, dass jährlich 3,2 Millionen Tonnen Mikroplastik in die Umwelt gelangen.

Was sind die Folgen von Mikroplastik?

Was der Kunststoff in der Umwelt verursachen kann, ist erst zu Teilen erforscht. In den Meeren bedroht der Stoff laut WWF etwa 700 Tierarten. In größeren Plastikteilen können sich die Tiere verheddern und darin verenden. Zudem verwechseln manche von ihnen Mikroplastik mit Nahrung, weil ein gewisser Geruch von ihm ausströmt. So deuten es zumindest Untersuchungen an.

Aber Mikroplastik ist nicht ausschließlich für Gewässer problematisch. Forscher der Schweizerischen Forschungsinstitution Empa schätzen, dass die Plastikmenge, die auf und in Böden gelangt, 40 mal höher ist als jene, die in Flüssen, Seen und Meeren eingetragen wird. Dort, so hat es eine Studie der Freien Universität Berlin gezeigt, können Plastikpartikel das Gefüge verändern. Das wiederum kann dazu führen, dass Organismen weniger oder auch stärker wachsen. Weitere Studien zeigten zudem, dass zum Beispiel Regenwürmer die Teilchen aufnehmen und sie noch tiefer in den Boden hinein transportieren.

Hinzu komme, dass Kunststoff durch seine Langlebigkeit als Transportmittel für Organismen von einem in ein anderes Ökosystem dienen kann, sagt Experte Laforsch. "Diese könnten dort möglicherweise die einheimische Flora und Fauna verdrängen." Auf die gleiche Weise könnten sich auch Krankheiten und Parasiten verbreiten.

Wir atmen Mikroplastik ein

Und auch in der Luft steckt Plastik: Das haben etwa Untersuchungen in Paris, Peking und London gezeigt. Menschen atmen die Plastikteilchen auch ein. Die meisten davon bleiben vermutlich in unseren Schleimhäuten zurück und gehen in unser Verdauungssystem über. Was sie dort letztendlich verursachen, ist unklar. Befürchtet wird, dass die Additive, die bei der Herstellung von Kunststoff verwendet werden – also etwa Weichmacher und Antioxidationsmittel – aus dem Plastik heraustreten und dem Menschen schaden könnten. Studien an Fischen und Mäusen haben gezeigt, dass Kunststoffe die Darmflora verändern können.

Kunststoffe ziehen andere Schadstoffe an. Organismen, die Mikroplastik aufnehmen, nehmen dann zusätzlich auch diese Schadstoffe auf. "Allerdings wird dieser Aspekt kontrovers diskutiert", sagt Laforsch. "Es könnte auch sein, dass ein Mikroplastikpartikel, wenn es durch den Darmtrakt durchgeht, reinigende Effekte auf den Organismus hat, da es Schadstoffe anzieht."

Mikroplastik, das einmal in die Umwelt gelangt ist, kann kaum wieder entfernt werden. Und Kunststoffe benötigen sehr lange, um sich zu zersetzen. Eine Plastikflasche beispielsweise braucht bis zu 450 Jahre. Ob sich Mikroplastik komplett zersetzt, bleibt dabei fraglich.

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