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Stent: Alles zu Operation, Nutzen, Risiken


Stütze fürs Blutgefäß
Wie ein Stent Leben rettet

mp , Nica Trappe

Aktualisiert am 10.08.2022Lesedauer: 6 Min.
Jemand hält einen Stent in der Hand.Vergrößern des Bildes
Der Stent als Gefäßstütze: Das circa ein bis zwei Zentimeter lange Edelstahlgeflecht kann Engstellen offen halten. (Quelle: Czgur/getty-images-bilder)

Ein Stent ist ein kleines Implantat, das in ein verengtes Blutgefäß einsetzt wird. Lesen Sie hier, wann die Gefäßstütze zum Einsatz kommt und was vor und nach der Stent-OP zu beachten ist.

In Deutschland zählt die Stent-Operation zu den häufigsten Eingriffen rund ums Herz: Jedes Jahr setzen OP-Teams in den Kliniken mehr als 300.000 der kleinen Gefäßstützen ein.

Meist handelt es sich bei einem Stent um ein röhrenförmiges Gittergerüst aus Metall. Dieses ist entweder unbeschichtet (engl. Bare Metal Stent, BMS) oder mit einer feinen Schicht aus Medikamenten überzogen (engl. Drug Eluting Stent, DES). Inzwischen werden überwiegend DES eingesetzt, da diese zu verhindern helfen, dass der Stent sich verschließt.

Bislang nur selten im Einsatz sind sogenannte bioresorbierbare Stents, die sich nach einiger Zeit im Körper von selbst auflösen. Diese bestehen aus abbaubaren Polymeren und können ebenfalls mit Medikamenten versetzt sein.

Wann wird ein Stent gesetzt?

In den meisten Fällen kommen Stents in den Herzkranzgefäßen zum Einsatz, den sogenannten Koronararterien. Sind diese verengt beziehungsweise durch Ablagerungen (Plaques) oder Blutgerinnsel (Thromben) zugesetzt, erhält das Herz zu wenig Sauerstoff. Das kann bei folgenden Erkrankungen geschehen:

  • Koronare Herzkrankheit (KHK): Ablagerungen verengen im Zuge einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung) mit der Zeit die Herzkranzgefäße, sodass das Blut nicht mehr ungehindert hindurchfließt und das Herz versorgt. Hier kann ein Stent die entstandenen Engstellen offenhalten.
  • Herzinfarkt: Wenn wichtige herzversorgende Arterien zum Beispiel plötzlich durch ein Blutgerinnsel verstopfen, lässt sich das betroffene Gefäß weiten und ein Stent einsetzen. In vielen Fällen ist das lebensrettend.
  • Angina pectoris: Anfallsartige Schmerzen in der Herzgegend gehen oft auch auf verengte Herzkranzgefäße zurück. Sie lassen sich durch das Einsetzen eines Stents behandeln.

Allerdings sind Herzkranzgefäße nicht die einzigen Einsatzgebiete für Stents: Prinzipiell eignen diese sich, um viele verschiedene Gefäße und Hohlorgane offen zu halten. Das gilt zum Beispiel für Durchblutungsstörungen der Arm- und Beinarterien im Rahmen einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Auch Verengungen der Halsschlagadern, die zu einem Schlaganfall führen können, lassen sich mit einem Stent behandeln.

Zudem können Ärztinnen und Ärzte bestimmte Aneurysmen, also Aussackungen von Blutgefäßen etwa der Aorta im Bauchraum, mit einem Stent überbrücken. Überbrückungen von Hohlorganen wie Harnleitern und Gallenwegen bezeichnet Fachleute ebenfalls als Stent.

Wird ein Stent unter Vollnarkose gesetzt?

Eine Stent-Implantation ist ein minimalinvasiver Eingriff. Das heißt, sie erfordert im Vergleich zu anderen Operationen keine größeren Schnitte. Die Ärztin oder der Arzt setzt den Stent mithilfe eines Herzkatheters.

Im Normalfall können Sie während der ganzen Prozedur wach bleiben – es reicht eine örtliche Betäubung an der Stelle, wo der Katheter in den Körper eintritt. Nur in besonderen Notfällen oder bei Kindern ist eine Stent-Implantation unter Vollnarkose meist sicherer. Das gilt auch für größere Stents außerhalb der Herzkranzgefäße, zum Beispiel für die Bauchaorta oder ganze Hohlorgane.

Die operierenden Ärztinnen und Ärzte besprechen mit Ihnen vor der Stent-OP die Form der Betäubung. Zudem führen sie im Vorfeld einige andere Untersuchungen durch.

Bei einem Herz-Stent sind das zum Beispiel eine Blutuntersuchung sowie ein Elektrokardiogramm (EKG) und ein Herzultraschall (Echokardiografie) – beides gegebenenfalls mit und ohne körperliche Belastung. Auch Röntgenaufnahmen von Lunge und Herz sowie ein Myokard-Szintigramm können im Vorfeld aufschlussreich sein, um die Verengungen in den Gefäßen genau zu lokalisieren.

Wie verläuft eine Stent-OP?

Während der Stent-OP liegen Sie ruhig auf dem Untersuchungstisch. Die Ärztin oder der Arzt wählt ein passendes Blutgefäß, entweder eine Arterie der Leiste oder des Arms, desinfiziert und betäubt die Stelle. Durch einen kleinen Einstich (Punktion) legt sie oder er dann eine sogenannte Schleuse als "Eingang" für den Katheter – einen feinen, biegsamen Schlauch aus Kunststoff.

Von hier aus schiebt die Ärztin oder der Arzt den Katheter behutsam bis in die verengten Koronararterien vor. Diesen Vorgang kontrolliert und verfolgt das Ärzteteam mithilfe von Röntgenaufnahmen und einem Kontrastmittel, das direkt über den Katheter gespritzt wird. Dadurch sind sowohl die Blutgefäße mit ihren Engstellen als auch der Katheter selbst besser zu sehen.

An der kritischen Stelle angelangt, führt die Ärztin oder der Arzt durch den ersten Katheter – den sogenannten Führungskatheter – einen weiteren Schlauch ein. An dessen Spitze befindet sich ein kleiner Ballon, der sich im betroffenen Gefäß entfaltet, indem er sich mit Kontrastmittel füllt. Er weitet das Gefäß und drückt die Ablagerungen in die Gefäßwand.

Zudem dient der Ballon als Träger für den Stent: Das Drahtröhrchen entfaltet sich mit dem Ballon. Das OP-Team überprüft nun einen guten Sitz des Stents, um anschließend die Füllung des Ballons wieder abzusaugen und ihn zu entfernen. Im Gefäß verbleibt der Stent, der nun die aufgedehnte Stelle offen und stabil hält.

Bei Bedarf kann die Ärztin oder der Arzt während des Eingriffs auch mehrere Stents setzen. Für Sie ist die ganze Prozedur schmerzlos. Am Ende entfernt die Ärztin oder der Arzt vorsichtig den Katheter und legt hier einen Druckverband an. Wenn nötig, vernäht sie oder er die punktierte Stelle.

Ist eine Stent-Operation gefährlich?

Obwohl es sich um einen minimalinvasiven Eingriff handelt, gibt es auch bei der Stent-Implantation einige allgemeine Operationsrisiken. So können Infektionen, Wundheilungsstörungen und kleinere Blutungen sowie ein blauer Fleck (Hämatom) an der Einstichstelle auftreten.

Manchmal nimmt der oder die Behandelte während des Eingriffs Herzschmerzen wahr; gelegentlich kommt es unterdessen auch zu Herzrhythmusstörungen. Selten löst die Operation einen Herzinfarkt oder Schlaganfall aus. Manche Menschen reagieren auch allergisch auf das Kontrastmittel oder andere eingesetzte Medikamente; dies klärt die Ärztin oder der Arzt jedoch im Vorfeld ab.

Eine gefürchtete Komplikation – die sogenannte Stent-Thrombose – tritt meist erst nach der Stent-OP auf, manchmal erst nach Jahren. Dabei bildet sich ein Blutgerinnsel, das den Stent verschließt. Das kann zu einem potenziell lebensbedrohlichen Herzinfarkt führen. Eine Stent-Thrombose bildet sich jedoch bei weniger als einem von 100 Behandelten.

Wie lange muss man nach einem Stent im Krankenhaus bleiben?

Nach der Stent-Implantation bleiben Sie normalerweise für ein bis zwei Nächte zur Beobachtung im Krankenhaus. Vor der Entlassung durchlaufen Sie noch einzelne Kontrolluntersuchungen, zum Beispiel ein EKG und eine Blutuntersuchung. Wenn alles gut verlaufen ist, können Sie nun wieder nach Hause. Nach etwa einer Woche erfolgt eine Nachuntersuchung, dann noch einmal nach drei bis sechs Monaten und danach jährlich in Ihrer hausärztlichen und/oder einer kardiologischen Praxis.

Eine häufige Frage ist auch: Wie lang sollte man nach einem Stent nicht arbeiten? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Nach einer Stent-Implantation ohne Komplikationen schreibt die Ärztin oder der Arzt Sie in der Regel für etwa eine Woche krank. Das kann jedoch – je nach Art Ihrer Arbeit und Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand – variieren. Die meisten Operierten fühlen sich nach wenigen Tagen wieder fit und benötigen auch keine Reha. Bis die punktierte Stelle vollständig verheilt ist, ist es jedoch ratsam, dass Sie Druck in diesem Bereich vermeiden und keine schweren Gegenstände heben.

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Wichtig bei der Nachsorge ist, dass Sie die verschriebenen Medikamente einnehmen. In der Regel sind das zwei verschiedene Thrombozytenaggregationshemmer – also Arzneimittel, die die Blutgerinnung hemmen und somit die Gefahr von Komplikationen wie einer Stent-Thrombose verringern. Wie lange sie die Medikamente einnehmen müssen, hängt von der Schwere Ihrer Grunderkrankung und auch von der Art des eingesetzten Stents ab. Besprechen Sie das am besten mit dem Arzt oder der Ärztin.

Wie lang kann man mit einem Stent leben?

Im Prinzip ist ein Stent unbegrenzt haltbar und kann für viele Jahre oder Jahrzehnte Ihr Blutgefäß stützen. Sie selbst können viel dazu beitragen, dass der Stent offen bleibt – und Ihre anderen Herzkranzgefäße auch. Wichtig dafür ist ein aktiver Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung (etwa Spazierengehen, Radfahren, Walking, Schwimmen, Aerobic).

Sprechen Sie jedoch vorsichtshalber mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, bevor Sie sportlich aktiv werden, und gehen Sie es nach der Stent-OP ruhig an. Das Ziel ist, dass die Bewegung Ihnen und Ihrem Herz-Kreislauf-System nachhaltig guttut.

Auch eine ausgewogene Ernährung trägt dazu bei, dass Sie mit Ihrem Stent lange leben können. Achten Sie darauf, Transfette (zum Beispiel in Fast Food wie Pommes frites, Backwaren wie Croissants sowie Wurst, Chips und Fertigprodukten) zu vermeiden. Setzen Sie stattdessen eher auf Obst, Gemüse und andere wenig verarbeitete Lebensmittel sowie gesündere Fette (zum Beispiel Olivenöl und Rapsöl). Wenn Sie außerdem auf das Rauchen verzichten, verringern Sie die Wahrscheinlichkeit für weitere Eingriffe wie einen erneuten Stent oder einen Bypass.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nickenig, G.: Therapie-Handbuch Kardiologie. Elsevier 2020
  • Deutsche Herzstiftung: 32. Deutscher Herzbericht 2020. Sektorübergreifende Versorgungsanalyse zur Kardiologie, Herzchirurgie und Kinderherzmedizin in Deutschland
  • Helen, U., et al.: Koronarstentthrombosen – Prädiktoren und Prävention. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 320-6.
  • S3-Leitlinie, NVL-Programm von Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) & Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK. AWMF-Register-Nr.: nvl-004. (Stand: April 2019)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der European Society of Cardiology (ESC): Therapie des akuten Herzinfarktes bei Patienten mit ST-Streckenhebung (STEMI) (Stand: 2017)
  • Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung: KHK – Stent oder Bypass (Stand: 2016)
  • Tienush, R., et al.: Patienten nach koronarer Stentimplantation. Nachsorge und Verlaufsbeobachtung. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(5): 72-82
  • Schumpelick, V., et al.: Kurzlehrbuch Chirurgie. Thieme 2010
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