Risikofaktor Adipositas Warum starkes Übergewicht gefährlich ist und was gegen die Kilos hilft
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Adipositas, auch Fettsucht oder Fettleibigkeit genannt, beschreibt starkes Übergewicht. Zahlreiche gesundheitliche Risiken sind damit verbunden. Vor allem Fettgewebe am Bauch ist kritisch. Was Übergewicht so gefährlich macht und wie überflüssige Kilos am besten schmelzen.
Definition
Adipositas beschreibt starkes Übergewicht infolge einer vermehrten Ansammlung von Fettgewebe im Körper. Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge sind zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig, fast ein Viertel ist adipös.
- Übergewicht: Beginnt bei einem Body-Mass-Index (BMI) ab 25 kg/m²
- Adipositas: Beginnt bei einem BMI ab 30 kg/m²
Mediziner unterscheiden drei Grade der Fettleibigkeit:
- BMI 30-34,9 kg/m²: Adipositas Grad I
- BMI 35-39,9 kg/m²: Adipositas Grad II
- BMI > 40 kg/m²: Adipositas Grad III
Bin ich adipös?
Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein Maß für die Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Körpergröße. Er ist allerdings nur eine Orientierung, da er weder das Verhältnis von Körperfett- und Muskelmasse berücksichtigt noch die Verteilung des Körperfetts.
Sie kennen Ihren BMI noch nicht? Hier geht es zum BMI-Rechner für Erwachsene.
"Neben dem BMI ist der Bauch- oder Taillenumfang eine bedeutsame Größe. Denn vor allem viszerales Bauchfett, das die inneren Organe umschließt, ist gesundheitskritisch", sagt Lars Selig, Leiter des Ernährungsteams und der Ernährungsambulanz am Universitätsklinikum Leipzig und staatlich anerkannter Diätassistent. "Bei Frauen sollte der Wert für den Bauchumfang unter 80 Zentimetern und bei Männern unter 94 Zentimetern liegen."
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Folgen von Übergewicht
Übergewicht hat nicht nur vielfältige Ursachen, sondern ist auch mit einer Reihe gesundheitlicher Risikofaktoren für die Gesundheit verknüpft. So sind bei Adipositas nicht nur die Cholesterin- und die Blutzuckerwerte stark erhöht, auch der Blutdruck steigt. Hinzu kommt, dass vor allem inneres Bauchfett den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel ungünstig beeinflusst und Entzündungsprozesse im Körper fördert.
Mediziner sprechen bei diesen Stoffwechselstörungen vom sogenannten Metabolischen Syndrom, auch "Tödliches Quartett" genannt. Laut dem Berufsverband Deutscher Internisten e. V. (BDI) leiden in Deutschland etwa 30 bis 35 Prozent der Bevölkerung an dieser Krankheit.
"Ein Bauchumfang von über 88 Zentimetern bei Frauen und über 102 Zentimetern bei Männern geht unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus einher. Auch für die Gelenke ist hohes Gewicht eine enorme Belastung und fördert den Verschleiß", sagt Selig.
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Übergewicht erhöht das Krebsrisiko
Nicht nur das: Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind rund 30 Prozent aller Krebsfälle in den westlichen Ländern auf ungünstige Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zurückzuführen. Von Adipositas, oder generell hohes Gewicht, geht dabei ein großes Gesundheitsrisiko aus.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schätzt, dass in Deutschland etwa sieben Prozent aller Krebsfälle eine Folgeerkrankung von Adipositas sind. Fettleibigkeit erhöht das Risiko für Krebserkrankungen der folgenden Organe:
- Speiseröhre (Oesophagus)
- Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
- Leber
- Dickdarm
- Brust (nach der Menopause)
- Gebärmutterkörper (Endometrium)
- Niere
Zudem vermuten Wissenschaftler, dass Adipositas das Risiko für folgende Krankheiten erhöht:
- Krebs im Mund- und Rachenraum
- Magenkrebs
- Gallenblasenkrebs
- Eierstockkrebs
- Prostatakrebs
Adipositas: Ursachen von Fettsucht
Große Fettansammlungen im Körper entstehen in den meisten Fällen durch eine übermäßige Kalorienzufuhr in Kombination mit zu wenig Bewegung. Bekommt der Körper mehr Energie zugeführt als er verbraucht, speichert er das Energieplus in Form von Fett im Gewebe.
Seltener sind Stoffwechselkrankheiten wie Schilddrüsenerkrankungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente wie Kortison, Hormone oder Psychopharmaka die Ursache für Fettleibigkeit. Auch erbliche Faktoren können eine Rolle spielen.
Behandlung: Was hilft gegen Übergewicht?
Nach Seligs Auffassung lässt sich Adipositas am besten mit einer Ernährungs- und Verhaltensumstellung in Kombination mit mehr Bewegung abbauen. Liegen Erkrankungen vor, die die Fettsucht verursachen, sollten diese behandelt werden, so der Ernährungsexperte.
Werde Essen zur Bewältigung negativer Gefühle und Stress benutzt, sei bei sehr starkem Übergewicht eine psychosomatische oder psychologische Beratung sinnvoll. Auch Operative Maßnahmen wie etwa die Verkleinerung des Magens seien in extremen Fällen von Adipositas eine mögliche Therapie.
Abnehmen braucht Zeit
Von Crash-Diäten rät Selig ab. Einseitige und extreme Hungerkuren setzen den Körper unter extremen Stress. Heißhungerattacken seien nur eine Folge von zu extremer Gewichtsabnahme. Bekommt der Körper nach der Hungersnot wieder Energie, beginnt er zu bunkern – für die nächste Phase ohne Essen. Es kommt zum Jo-Jo-Effekt. Das Resultat: Die Betroffenen wiegen nach der Crash-Diät mehr als zuvor.
"Um dem Jo-Jo-Effekt vorzubeugen, sollten Sie pro Tag nicht mehr als 500 Kilokalorien unter Ihrem täglichen Bedarf liegen", rät der Experte. Abnehmen brauche Geduld. Bei einer gesunden Diät könne man in der Woche ein halbes Kilogramm verlieren. "Wer beim Essen unsicher ist, für den kann möglicherweise Unterstützung in Form einer Ernährungsberatung hilfreich sein".
Auch Bewegung sei wichtig. "Das kurbelt Ihren Stoffwechsel an und baut Muskeln auf. So verbrennen Sie nicht nur beim Sport selbst Kalorien, sondern halten die Fettverbrennung auch im Ruhezustand aktiv", sagt Selig.
Übergewicht: Wann zum Arzt?
Wer starkes Übergewicht hat und abnehmen möchte, sollte sich Hilfe holen. Mediziner raten, ab einem BMI von 30 den Hausarzt aufzusuchen und mit ihm die Möglichkeiten medizinischer Therapien zu besprechen. Auch entsprechende Adipositaszentren sind gute Anlaufstellen, um Hilfe zu erfahren. Außerdem sind regelmäßige Gesundheitschecks bei Adipositas wichtig.
Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkbeschwerden bedürfen einer frühzeitigen Therapie. Sportneueinsteiger sollten zudem einen Gesundheitscheck beim Arzt machen lassen, bevor sie aktiv werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsches Krebsforschungsinstitut (DFFZ)
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
- Weltgesundheitsorganisation (WHO)
- Internisten im Netz