Digitale Medien und ADHS Zu viel Zeit am Bildschirm: Ab wann es für Kinder kritisch wird
Die intensive Nutzung von Smartphones, Tablets und Videospielen führt bei Kindern im Vorschulalter zu Verhaltensauffälligkeiten und macht sie anfällig für eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Das zeigt eine aktuelle Studie an der University of Alberta (Kanada).
Die Ergebnisse der Studie, der Daten von 3.500 Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren zugrunde liegen, wurde im englischsprachigen Fachblatt "Plos One" veröffentlicht.
ADHS-Gefahr: Zwei Stunden am Bildschirm sind schädlich
Die Eltern der Studienteilnehmer mussten angeben, wie viel Zeit ihre Kinder vor Fernsehbildschirmen, Videospielen und mobilen Geräten verbrachten. Darüber hinaus gab es eine Checkliste, auf der das Verhalten in Kindergarten und Vorschule dokumentiert wurde.
Die Auswertung ergab, dass die Kinder im Durchschnitt täglich 90 Minuten mit der Betrachtung von Bildschirmen verbrachten. Bei rund 14 Prozent der Teilnehmer betrug die Bildschirmzeit über zwei Stunden. Damit gehörten sie zur Gruppe der ADHS-gefährdeten Kinder. Ihr Risiko, Verhaltensauffälligkeiten wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität zu entwickeln, war ungefähr achtmal höher als bei Kindern, deren digitale Aktivitäten sich auf maximal 30 Minuten pro Tag beschränkten.
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Sportlich aktive Kinder sind seltener auffällig
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Vorschule eine kritische Phase für die Unterstützung von Eltern und Familien bei der Aufklärung über die Begrenzung der Bildschirmzeit und die Unterstützung körperlicher Aktivität sein kann", resümieren die Forscher. Sie weisen darauf hin, dass vor allem sportliche Aktivität in Vereinen ein guter Schutz vor Verhaltensauffälligkeiten sei.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Eltern daher, Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren niemals länger als eine Stunde pro Tag vor Bildschirmen jeder Art verbringen zu lassen. Besonders bei den Mahlzeiten und vor dem Schlafen sollten digitale Medien und Fernsehen tabu sein, um einen entspannten Schlaf zu garantieren. Denn Smartphones können Schlafmangel und sogar Depressionen bei Kindern hervorrufen, wie eine frühere Studie an der Stony Brook University New York zeigen konnte.
Jugendliche: Jeder zehnte Digital-Junkie wird krank
Dass der intensive Gebrauch der digitalen Medien bei Jugendlichen negative Auswirkungen auf deren Entwicklung hat, ist durch zahlreiche Studien belegt. Zu den jüngsten Untersuchungen zählt eine Beobachtungsstudie von 2018, die an der University of Southern California in Los Angeles durchgeführt wurde und im Fachmagazin "JAMA" veröffentlicht wurde. Im Fokus standen die Aktivitäten von 2.500 Highschool-Schülern im Alter von 15 und 16 Jahren. Die Forscher analysierten die Aktivitäten der Teenager in den sozialen Medien, erfassten die Spielzeiten von Online- und Videogames sowie das Streamen und Herunterladen von Musik und Filmen.
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Am Ende des zweijährigen Beobachtungszeitraums zeigten 4,6 Prozent der Schüler mit geringem und 9,5 Prozent derjenigen mit mäßigem Digitalkonsum ADHS-Symptome. Bei den Studienteilnehmern, die mehrere Stunden jeden Tag am Smartphone hingen und mehrere Plattformen nutzten, hatte jeder Zehnte (10,5 Prozent) Schwierigkeiten bei der Organisation und Ausführung von Aufgaben oder fiel durch starke innere Unruhe und fehlende Ausdauer auf.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Plos One, 17. April 2019
- JAMA 2018, 320; 255-263
- WHO
- Eigene Recherchen