Wohnwirtschaft warnt Wohnungsnot dauert "noch mindestens zehn Jahre" an
In Deutschland entstehen zu wenige neue Wohnungen. Die Folge: Hohe Mieten und Kaufpreise. Der Wohnungswirtschaft zufolge dürfte das noch lange so bleiben.
Der Bundesverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) hat vor einer anhaltenden Krise auf dem Wohnungsmarkt gewarnt. "Es ist nicht möglich, aus dem Stand einfach 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen. Die Wohnungsnot wird daher noch mindestens zehn Jahre lang dauern", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko am Sonntag der "Bild am Sonntag" vorab.
Die Bundesregierung tue zu wenig, um ihr eigenes Wohnungsziel zu erreichen. Gedaschko forderte Bund, Länder und Kommunen auf, hart gegenzusteuern. Länder und Kommunen sollten alle bebaubaren Grundstücke zur Verfügung stellen und der Bund müsse mit Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen den Bau fördern.
Nach GdW-Prognosen hat die Bundesregierung ihr Ziel von 400.000 Wohnungen im vergangenen Jahr deutlich verfehlt, auch die Zahl der Wohnungsgenehmigungen ist seit Monaten rückläufig. In einer in der vergangenen Woche vorgestellten Studie des Pestel-Instituts wurde das Wohnungsdefizit in Deutschland auf 700.000 Wohnungen beziffert.
FDP fordert "Bau-Booster" für 2023
Seither mehren sich die Warnungen aus der Bauwirtschaft. "Die Verteilung des knappen Wohnraums wird zu weiterer Verdrängung von armen Menschen aus den Städten führen und droht zum sozialen Sprengstoff zu werden", erklärte Harald Schaum, Vizevorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, gegenüber der Zeitung. Schon heute müssten knapp elf Prozent der Haushalte in Deutschland mehr als 40 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben.
Die FDP forderte bereits einen "Bau-Booster" für das Jahr 2023. "Die Konzepte liegen längst auf dem Tisch", so Daniel Föst, wohnungspolitischer Sprecher der Partei. Der Mieterbund verlangt hingegen ein Reform bei Sozialwohnungen. Auch die große Mehrheit der Deutschen erwartet mehr Anstrengung von der Bundesregierung in der Wohnpolitik.
Einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts INSA zufolge sind 80 Prozent der Meinung, dass die Regierung zu wenig tut, um mehr Wohnraum zu schaffen. Jeder zweite Mieter (48 Prozent) hält seine Miete für zu hoch, jeder siebte (14 Prozent) gibt an, dass er im vergangenen Jahr seine Miete nicht pünktlich bezahlen konnte.
- Nachrichtenagentur Reuters