Selten, aber schmerzhaft Was ist eine Seitenstrangangina und was hilft?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Eine Seitenstrangangina kann sehr schmerzhaft sein. Welche Symptome sind typisch und welche Behandlung hilft?
Im Vergleich zu einer gängigen Rachenentzündung kommt eine Seitenstrangangina eher selten vor – meist bei Menschen, die keine Mandeln mehr haben.
- Akut oder chronisch: Typische Anzeichen für Rachenentzündung
- Symptome, Hausmittel, Antibiotika: Alles zum Thema Mandelentzündung
- Mit Halsschmerzen trainieren: Ratsam oder nicht?
Was viele nicht wissen: Die Seitenstrangangina wird im Grunde ausschließlich im deutschsprachigen Raum als Sonderform der Rachenentzündung eingestuft. In anderen Ländern wird sie nicht als eigene Erkrankung abgegrenzt.
Seitenstrangangina: Typische Symptome
Eine Seitenstrangangina macht sich vor allem durch Symptome wie starke ein- oder beidseitige Halsschmerzen und Schluckbeschwerden bemerkbar. Festere Nahrungsmittel lassen sich meist nur unter Schmerzen schlucken. Bei einem Blick in den Hals sieht der Rachen gerötet aus.
Zusätzlich zu den Halsschmerzen können bei einer Seitenstrangangina weitere Symptome auftreten, wie zum Beispiel ein trockener Reizhusten, Ohrenschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber und Gliederschmerzen. Wer eine Seitenstrangangina hat, fühlt sich meist krank, müde und abgeschlagen.
Seitenstrangangina: Ursachen
Die Seitenstrangangina ist eine Sonderform der akuten Rachenentzündung (Pharyngitis). Dabei entzünden sich Lymphbahnen, die innerhalb der hinteren Rachenwand von oben nach unten laufen. Fachleute sprechen hierbei von Seitensträngen, da diese jeweils auf der rechten und der linken Seite der hinteren Rachenwand vorkommen. Der Fachausdruck für Seitenstrangangina lautet Pharyngitis lateralis oder auch Angina lateralis (lateralis = lateinisch für seitlich).
Eine Seitenstrangangina entsteht meist durch eine Infektion mit Viren, zum Beispiel im Rahmen einer Erkältung. Allein durch Bakterien kommt es hingegen eher selten zu dieser Form der Rachenentzündung. Eine bakterielle Seitenstrangangina entwickelt sich im Allgemeinen infolge eines vorausgegangenen Virusinfekts, der das Immunsystem schwächt. In der Regel stecken A-Streptokokken dahinter. Ebenso wie eine akute Rachenentzündung ist eine Seitenstrangangina ansteckend.
Zwar tritt die Erkrankung insgesamt selten auf, sie entwickelt sich jedoch insbesondere bei Menschen ohne Mandeln (bei denen die Gaumenmandeln operativ entfernt wurden).
Seitenstrangangina: Diagnose
Bei einer Seitenstrangangina geben in der Regel bereits die Symptome erste Hinweise auf die Diagnose.
Nach dem Gespräch mit der erkrankten Person wird die Ärztin oder der Arzt diese körperlich untersuchen und dabei vor allem den Hals- und Rachenraum näher anschauen. Bei einer Seitenstrangangina zeigen sich dort (ein- oder beidseitig) gerötete und geschwollene Seitenstränge und häufig auch weiß-gelbliche punktförmige Auflagerungen (sogenannte Stippchen) oder Beläge.
Gegebenenfalls werden auch die Nase und die Ohren genauer untersucht und der Hals auf geschwollenen Lymphknoten hin abgetastet.
Seitenstrangangina: Behandlung & Hausmittel
Eine Seitenstrangangina geht meist von allein weg. Verursachen nachweislich Bakterien die Erkrankung, können zur Behandlung Antibiotika infrage kommen.
Um den Heilungsprozess zu unterstützen, ist es ratsam, sich einige Tage körperlich zu schonen. Halsschmerzen und andere schmerzhafte Beschwerden im Rahmen der Seitenstrangangina lassen sich mit freiverkäuflichen Schmerzmitteln lindern (z. B. Ibuprofen, Paracetamol).
Daneben können einige allgemeine Maßnahmen und Hausmittel die Behandlung der Seitenstrangangina ergänzen. Betroffene sollten darauf achten, ausreichend zu trinken (z. B. Wasser oder lauwarme Getränke wie Kräutertees) und Dinge meiden, die den Rachen reizen. Dazu zählen vor allem Rauchen und alkoholische Getränke, aber auch sehr heiße oder scharfe Speisen sowie sehr heiße Getränke.
Bei Halsschmerzen und Schluckbeschwerden greifen viele zudem auf Hausmittel wie warme Halswickel, Gurgeln mit Salbeitee oder einer Salzlösung oder Lutschbonbons zurück.
Wichtiger Hinweis:
Hausmittel können die Behandlung ergänzen, jedoch keinesfalls eine professionelle ärztliche Behandlung ersetzen. Zudem ist die Wirkung solcher Hausmittel bei Seitenstrangangina wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Bessern sich die Beschwerden nicht nach einigen Tagen oder verstärken sich sogar, sollten Betroffene ärztlichen Rat suchen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V.: www.hno-aerzte-im-netz.de (Abrufdatum: 21.12.2021)
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