Milben-Alarm Hausstauballergie: Warum im Winter die Symptome zunehmen
Niesattacken, Dauerschnupfen und brennende Augen können auf eine Hausstaubmilbenallergie hinweisen. Etwa sieben Prozent der Deutschen sind davon betroffen. Obwohl sich in der kalten Jahreszeit weitaus weniger Milben tummeln, klagen viele Allergiker gerade im Winter über starke Beschwerden.
Inhaltsverzeichnis
- Ursachen: Milbenkot führt zu Hausstauballergie
- Milbenallergie im Winter: Warum die Symptome zunehmen
- Lieblingsorte der Milben: Matratzen, Polster und Vorhänge
- Symptome: Beschwerden morgens und nachts am heftigsten
- Diagnose: So stellt der Arzt eine Hausstauballergie fest
- Staubbelastung reduzieren: Tipps für Allergiker
- Behandlung: Medizinische hilfe gegen die Beschwerden lindern
- Hyposensibilisierung hilft bei schwerer Allergie
Warum das so ist und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie hier.
Ursachen: Milbenkot führt zu Hausstauballergie
Das Hauptproblem sind nicht die Milben selbst, deren Körper erst Allergene freisetzt, wenn er abstirbt und zerfällt, sondern ihr Kot: Er enthält den größten Teil der Allergene und gibt diesen kontinuierlich ab. "Sobald er getrocknet ist, zerfällt er in feine Partikel, die sich an den Nistorten der Milbe anreichern und sich mit dem Hausstaub verbinden", sagt Professor Thomas Fuchs, Leiter der Allergologie der Universitätsmedizin Göttingen und Vorstandsmitglied des Ärzteverbandes deutscher Allergologen. Das passiere auch mit den zerfallenen Körpern toter Milben.
Das entstehende Staub-Gemisch wird immer wieder aufgewirbelt, so der Experte. "So gelangen die Allergene der Hausstaubmilben in die Raumluft, werden eingeatmet und können sich auf den Schleimhäuten von Atemwegen und Augen ablagern." Personen mit einer Hausstauballergie reagieren dann mit unterschiedlichen Symptomen darauf.
Milbenallergie im Winter: Warum die Symptome zunehmen
Betroffene einer Hausstaubmilbenallergie haben es im Herbst und Winter besonders schwer. Schuld daran ist die Heizungsluft. Das mag zunächst verwundern, denn Milben lieben es grundsätzlich feucht und warm. Daher ist im Spätsommer und Frühherbst ist die Zahl der Mikroorganismen in der Wohnung am höchsten. Dennoch erreichen allergische Beschwerden wie Niesen, Juckreiz oder Atemnot in der kalten Jahreszeit ihren Höhepunkt. Der Grund: Durch das Heizen werden die allergiauslösenden Kotbällchen der Milben, die sich auf Boden und Möbeln angesammelt haben, aufgewirbelt und eingeatmet.
Doch nicht nur das Heizen lässt den Milbenkot verstärkt zirkulieren. Auch beim Bettenmachen oder beim Hausputz wird Staub aufgewirbelt, durch den die Allergene in der Luft verbreitet werden. Sie werden so leichter eingeatmet werden und können allergische Reaktionen hervorrufen.
Lieblingsorte der Milben: Matratzen, Polster und Vorhänge
"Hausstaubmilben ernähren sich vorwiegend von menschlichen Hautschuppen und gedeihen am besten bei einer Temperatur von um die 24 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit", sagt Professor Torsten Zuberbier vom Allergie-Centrum der Berliner Charité.
- Tipps für Allergiker: So vertreiben Sie Milben
- Bettenmachen: Warum sie morgens darauf verzichten sollten
Das macht unsere Betten zum idealen Lebensraum für sie, da sie dort ihr bevorzugtes Klima und genug Nahrung finden. Und so leben je nach Alter und Zustand von Matratze und Bettzeug bis zu 1,5 Millionen Milben in unserem Bett, ein absolutes Grauen für jeden mit einer Haustauballergie. Daneben fühlen sich die Tiere zum Beispiel in Teppichen, Polstermöbeln und Vorhängen wohl. Hausstaubmilben sind aber in jeder Wohnung zu finden und haben nichts mit schlechter Hygiene zu tun.
Symptome: Beschwerden morgens und nachts am heftigsten
Einigen Menschen macht die Milbenbelastung nichts aus. Andere dagegen reagieren mit einer Allergie. "Kurz gesagt ist eine Allergie eine überschießende Immunreaktion gegen einen meist ungefährlichen Stoff", sagt Biologin Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund. Bei der Hausstauballergie handele es sich um eine sogenannte Inhalations-Allergie, da die Allergene inhaliert, also eingeatmet, werden.
"Die Hausstauballergie ist vom Soforttyp, was bedeutet, dass sie innerhalb weniger Minuten zu einer Reaktion führt", ergänzt Zuberbier. Die Folge seien Entzündungsprozesse und Schleimhautreizungen. Sie sorgen für andauernden Schnupfen, Niesanfälle, tränende Augen und Atemnot. "Typischerweise sind die Beschwerden nachts und morgens nach dem Aufstehen am heftigsten, weil im Bett besonders viele Milben leben und bis zu 20 Zentimeter über ihm milbenkothaltiger Staub schwebt", so der Experte.
- Erkältung oder nicht: Fünf Symptome der Hausstauballergie
Diagnose: So stellt der Arzt eine Hausstauballergie fest
Wer glaubt, eine Haustauballergie zu haben, sollte einen Arzt aufsuchen. Denn unbehandelt können Allergien ernste Folgen wie Asthma haben. Um eine Diagnose zu stellen, wird im ersten Schritt in der Regel ein Prick-Test gemacht, bei dem Haustauballergene in die Haut geritzt werden. Im Falle der Allergie reagiert der körper mit Quaddeln.
"Wenn das Ergebnis nicht eindeutig ist, können zusätzlich Bluttests erfolgen und Provokationstests, bei denen das zu testende Allergen direkt auf die Schleimhäute von Nase oder Auge aufgebracht wird", sagt Fuchs.
Die beste Anlaufstelle für die Tests ist ein Allergologe, ein Fach-Arzt für Allergien. Dieser kann die Untersuchungsergebnisse fachmännisch auswerten und eine effektive Allergie-Therapie einleiten.
Staubbelastung reduzieren: Tipps für Allergiker
Um die eigenen vier Wände allergikerfreundlich zu gestalten und so die Beschwerden zu lindern, genügen oft schon ein paar einfache Maßnahmen: Vor dem Zubettgehen sollten Sie die Temperatur im Schlafzimmer am besten unter 18 Grad bringen, zum Beispiel durch Lüften.
Außerdem sollten Hausstauballergiker darauf verzichten, morgens das Bett aufzuschütteln. Auf diese Weise vermeiden sie, dass sich Milbenkot in der Luft verbreitet und eingeatmet wird. Auf keinen Fall sollten künstliche Luftbefeuchter eingesetzt werden. Stattdessen sollte die Luftfeuchtigkeit möglichst unter 50 Prozent liegen.
Einen hundertprozentigen Schutz gibt es jedoch nicht. Denn Hausstaubmilben leben überall dort, wo auch Menschen leben.
Behandlung: Medizinische hilfe gegen die Beschwerden lindern
Die Therapie der Hausstauballergie besteht in aller Regel aus drei Bausteinen. Im ersten Schritt werden Antiallergika und gegebenenfalls anti-entzündliche Mittel wie Kortison verabreicht, die die Symptome der Allergie lindern sollen. Die zweite Maßnahme ist, den Kontakt mit dem Allergen zu vermeiden.
Dies gilt als besonders wichtig und beinhaltet Veränderungen in der Wohnung, vor allem im Schlafzimmer: "Die wichtigste Maßnahme ist es, die Matratze mit einem allergendichten Bezug zu umschließen, der als Encasing bezeichnet wird. Dies kann zusätzlich auch bei Bettdecken und Kissen erfolgen. Alternativ müssen diese regelmäßig bei mindestens 60 Grad gewaschen werden", sagt Schwalfenberg. Außerdem sollte man unnötige Staubfänger aus der Wohnung werfen und die Fußböden häufig saugen und wischen, um die Symptome und Beschwerden nicht weiter zu provozieren.
Hyposensibilisierung hilft bei schwerer Allergie
Der dritte Baustein der Therapie ist die ursächliche Behandlung der Symptome der Hausstauballergie. "Die Rede ist von der Hyposensibilisierung oder spezifischen Immuntherapie, bei der dem Betroffenen das Allergen über drei bis fünf Jahre in langsam steigender Dosis gespritzt oder per Schluckimpfung verabreicht wird", sagt Zuberbier. Ziel der Behandlung, die vor allem bei einer schweren Hausstauballergie empfohlen wird, sei die Desensibilisierung des Immunsystems für den Reizstoff.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Material von dpa-tmnDeutsches Grünes Kreuz (DGK)Eigene Recherchen