Tödlicher Angriff auf Gefangenentransport Das ist über den flüchtigen Häftling bekannt
Vier Schwerbewaffnete rammen in Frankreich einen Gefangenentransport, töten zwei Polizisten, befreien den Insassen. Bisher hatte der Mann mit dem Spitznamen "Die Fliege" eher als Kleinkrimineller gegolten.
Ein brutaler Angriff auf einen Gefangenentransporter hat Frankreich erschüttert. Bei dem bewaffneten Überfall im Norden des Landes wurden zwei Strafvollzugsbeamte getötet und der inhaftierte Häftling befreit. Der Vorfall ereignete sich an einer Mautstelle in der Normandie, wo mehrere Angreifer den Transporter mit Schusswaffen attackierten.
Die Beamten waren unterwegs, um den Inhaftierten von Rouen nach Evreux zu bringen, als die Angreifer zuschlugen. Nachdem sie ihre tödliche Tat vollbracht hatten, gelang sowohl ihnen als auch dem Häftling die Flucht.
Der französische Justizminister Éric Dupond-Moretti bestätigte den Vorfall und gab bekannt, dass drei weitere Beamte schwer verletzt wurden, von denen zwei in Lebensgefahr schweben. "Es ist das erste Mal seit 1992, dass in Frankreich ein Gefängnisbeamter im Dienst getötet wurde", sagte der Minister.
Die Täter führten ihren Angriff vor schockierten Autofahrern durch. Ein Auto rammte den Gefängnistransporter an einer Mautstelle, dann eröffneten bewaffnete Männer das Feuer. Ein Bus-Insasse filmte die Situation, die wirkt wie eine Filmszene. Die Täter benutzten dazu zwei Fahrzeuge. Eines der Autos wurde kurz nach der Tat ausgebrannt gefunden. Die genaue Stelle des Fundorts ist noch unklar.
Wer ist der Häftling?
Der Gefangene heißt Mohamed Amra, Spitzname: "Die Fliege". Er soll Verbindungen zu einer Drogenbande in der südlichen Stadt Marseille haben. Der 30-Jährige war laut Staatsanwaltschaft am 10. Mai wegen eines Einbruchs und wegen einer Entführung, die zum Tod führte, zu einer 18-monatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er saß im Gefängnis Val de Reuil in der Nähe von Rouen und galt nicht als besonders gefährlicher Häftling. Sein Transport wurde von fünf Gefängnisbeamten begleitet, hatte aber keine Polizei-Eskorte – eine Sicherheitsmaßnahme, die nicht bei jedem Transport eingesetzt wird, sondern nur auf Wunsch der Gefängnisverwaltung oder bei besonders gefährlichen Häftlingen. Zuvor hatte er eher als Kleinkrimineller gegolten, der 13-mal wegen geringfügiger Straftaten verurteilt worden war, wie Fahren ohne Führerschein, Diebstahl oder Widerstand gegen die Polizei.
Amras Anwalt, Hugues Vigier, sagte, sein Mandant habe bereits am Wochenende einen Fluchtversuch unternommen, indem er die Gitterstäbe seiner Zelle zersägt habe. Aber er sei nun schockiert über die "unentschuldbare" und "wahnsinnige" Gewalt.
Täter und Häftling sind noch flüchtig
Der brutale Angriff hat landesweit Entsetzen ausgelöst. Präsident Emmanuel Macron bezeichnete den Vorfall als "Schock für uns alle" und versprach, alles zu tun, um die Täter zu finden. Sie würden "unerbittlich" verfolgt werden, so der Präsident.
Ähnlich äußerte sich Justizminister Dupond-Moretti, der einen Krisenstab einberief und ankündigte: "Das sind Menschen, denen das Leben nichts wert ist. Sie werden festgenommen, sie werden verurteilt und sie werden für das Verbrechen, das sie begangen haben, bestraft."
Auch Innenminister Gérald Darmanin meldete sich zu Wort und kündigte an, dass mehrere Hundert Polizisten und Gendarmen mobilisiert wurden. Alle Mittel würden eingesetzt, um die flüchtigen Kriminellen zu finden.
- Le Monde: Attaque mortelle d’un fourgon pénitentiaire : le parcours de Mohamed Amra, détenu dangereux passé sous les radars (französisch)
- BBC: Who is escaped prisoner Mohamed Amra? (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur afp