Aus dem Weltraum sichtbar Konzern baut größtes Kraftwerk der Welt
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Es soll aus dem Weltraum sichtbar sein und fünfmal so groß wie Paris werden: das größte Kraftwerk der Welt.
Die Adani Group aus Indien hat große Pläne: Der Konzern baut derzeit das größte Kraftwerk der Welt. Dabei soll nicht gekleckert, sondern geklotzt werden. Die Anlage soll fünfmal so groß werden wie die Stadt Paris, aus dem Weltraum sichtbar sein und könne ganz allein die Schweiz versorgen. Das behauptet zumindest der Geschäftsführer Sagar Adani beim amerikanischen Sender CNN.
Gebaut wird im westindischen Staat Gujarat. In der dortigen Salzwüste soll eine der wichtigsten Quellen sauberer Energie des Planeten entstehen. Die Pläne seien sogar für Adani überwältigend: "Ich rechne gar nicht mehr nach", sagte Adani bei CNN. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens Adani Green Energy Limited (AGEL), eines Teils des Adani-Konzerns.
Auf über 500 Quadratkilometer soll sich das Werk am Ende erstrecken. "Ein so großes Gebiet, ein Gebiet, das so unbelastet ist, es gibt keine Tierwelt, es gibt keine Vegetation, es gibt keine Besiedlung. Es gibt keine bessere alternative Nutzung dieses Landes", sagt Adani bei CNN.
Kosten: 20 Milliarden US-Dollar
Bisher zeichnet sich die Gruppe vornehmlich nicht durch saubere Energie aus: Die Adani Group ist Indiens führendes Bergbauunternehmen im Kohle-Segment. Außerdem ist der Konzern der größte indische Importeur des fossilen Brennstoffs, berichtet CNN.
Das soll sich aber nun ändern: Das neue Kraftwerk, bestehend aus Solar- und Windkraftanlagen, soll saubere Energie liefern. Dafür lässt sich die grüne AGEL-Sparte des Konzerns den Bau einiges kosten: Auf 20 Milliarden US-Dollar (18 Milliarden Euro) beläuft sich das Projekt. In rund fünf Jahren soll es fertiggestellt sein. 16 Millionen indische Haushalte sollen dann versorgt werden, so CNN.
Die grüne Energie habe Indien auch bitter nötig: Das bevölkerungsreichste Land der Welt setzt bei Strom zu 70 Prozent auf Kohle.
Zuletzt erregten Betrugsvorwürfe des amerikanischen Leerverkäufers Hindenburg Research gegen die Adani Group Aufsehen. Seit Jahrzehnten hinterziehe der Konzern Steuern, so die Anschuldigung. Außerdem trage die Adani Group eine sehr hohe Schuldenlast. Das Unternehmen wies die Vorwürfe scharf zurück. Es handele sich um faktenlose und bösartige Berichte, berichtet CNN. Geholfen hat es nicht: Zeitweise bis zu 100 Milliarden US-Dollar verlor der Konzern an der Börse.
Sogar der Vorsitzende Gautam Adani litt darunter persönlich: Dieser gilt mit einem Vermögen von rund 100 Milliarden US-Dollar als zweitreichster Mann Asiens. Laut CNN habe er zeitweise über 80 Milliarden US-Dollar seines Vermögens verloren. Doch es war wohl nur eine Momentaufnahme. Nun investiere die Adani Group Milliarden in saubere Energie. 100 Milliarden US-Dollar seien für eine grüne Transformation eingeplant.
Das passt auch zu den Plänen der indischen Regierung: Premierminister Narendra Modi versprach, dass das Land bis zum Ende des Jahrzehnts mindestens 50 Prozent seiner Energie aus Erneuerbaren bezieht. Die Klimaneutralität soll dann bis 2070 erreicht werden. Damit wäre Indien weniger ambitioniert als etwa die Bundesregierung, die sich das Ziel für 2045 vorgenommen hat.
Das 1988 gegründete Unternehmen ist in verschiedenen Bereichen tätig: von Häfen über Wärmekraftwerke bis hin zur Bau- und Medienbranche.
- edition.cnn.com: "A coal billionaire is building the world’s biggest clean energy plant and it’s five times the size of Paris" (englisch)
- edition.cnn.com: "Gautam Adani will be playing defense for a while after mauling by short seller" (englisch)
- edition.cnn.com: "India’s urban population is exploding. That could have huge consequences for the planet" (englisch)
- reuters.com: "Explainer: Adani vs Hindenburg Research: What you need to know" (englisch)