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Festplatten-Mythen: Sollte man den Computer bei Gewittern ausschalten?


Festplatten-Mythen
Soll man den Computer bei Gewittern ausschalten?

t-online, von Thomas von Eichhorn

Aktualisiert am 22.07.2020Lesedauer: 4 Min.
Eine junge Frau sieht sich ein Gewitter vom Fenster aus an: Haushaltselektronik sollte während eines Unwetters ausgesteckt werden.Vergrößern des BildesEine junge Frau sieht sich ein Gewitter vom Fenster aus an: Haushaltselektronik sollte während eines Unwetters ausgesteckt werden. (Quelle: kozorog/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Die Festplatte ist aus Nutzersicht das wichtigste und wertvollste Computerteil. Geht sie kaputt, droht der komplette Datenverlust. Vor allem im Sommer sollten Nutzer einiges beachten.

Eine kaputte Festplatte ist der Albtraum jedes Computernutzers. Ein Ersatz ist zwar leicht zu kriegen – sogar für wenig Geld. Doch die auf dem Büro- oder Privatgerät gespeicherten Daten bleiben unersetzlich.

In Online-Foren und sozialen Medien kursieren nicht umsonst wilde Gerüchte darüber, wie man die Lebenszeit seiner Festplatte verlängern kann. Viele dieser Mythen wurden schon von Experten widerlegt, aber es kommen immer wieder neue auf.

Wir haben gängige Gerüchte mit Jan Bindig, CEO der IT-Firma DataRecovery, abgeklopft und geprüft, wie man Datenverlusten am besten vorbeugen kann.

Ist eine SSD (Solid State Drive) sicherer als eine HDD (Hard Disk Drive)?

Eines lässt sich sagen: SSD-Festplatten sind gegen Schäden und hohe Temperaturen besser geschützt als andere, da in ihnen keine mechanischen Teile verbaut sind. Sie speichern ihre Daten nicht auf empfindlichen rotierenden Magnetscheiben, sondern schreiben sie in Speicherbausteine, ähnlich wie bei einem USB-Stick.

Doch auch bei einer SSD bleibt einem die Datensicherung nicht erspart. Ein Elektronikdefekt oder Verschleiß kann auch bei ihr dazu führen, dass sie ausfällt. Auch für die längere Archivierung etwa von Fotos sind sie laut Jan Bindig nicht so gut geeignet. Am besten solle man seine Daten gleichzeitig auf einer SSD- und einer HDD-Festplatte sichern.

Was kann ich gegen zu große Hitze tun?

Eine der größten Gefahren für Festplatten neben Erschütterung ist Überhitzung. Daher muss man gerade im Sommer besonders gut aufpassen, dass man seine Festplatte nicht der prallen Sonne aussetzt. Hitze sorgt nämlich für einen "Headcrash", bei dem die Speicherschicht beschädigt wird.

Es empfiehlt sich, Festplatten im Büro oder in Autos nie in der Sonne liegen zu lassen. Außerdem sollte man die Raumtemperatur kontrollieren und für ausreichend Luftbewegung sorgen. Eine Temperatur von 30 Grad sollte nicht überschritten werden.

Von dem bekannten Mythos, seine Festplatte im Kühlschrank oder Eisfach runterzukühlen, rät Bindig stark ab: "Das führt immer zu einer Vergrößerung des Schadens. Das Risiko sollte man nicht eingehen." Doch woher kommt der Mythos? "Bei irgendwem hat das halt mal funktioniert, und dann hat sich das verbreitet", vermutet Bindig. Auch Kunden, die ihre Festplatte in den Backofen gesteckt haben, hatte er schon.

SSDs sind insgesamt etwas unempfindlicher gegen verschiedene Temperaturen. Hier darf es auch etwas kälter (nicht unter 0 Grad) oder wärmer (bis zu 70 Grad umgebungstemperatur) sein.

Kann ein Blitzeinschlag meine Festplatte oder SSD unbrauchbar machen?

Ja. Wärmegewitter sind eine Gefahr für die ganze Haushaltselektronik und damit auch für Festplatten. Ein Blitzeinschlag kann zu einer Überspannung im Stromnetz und damit zum Blackout der gesamten PC-Hardware führen. Statistisch gesehen ist die Gefahr eines Gewitterschadens durch Überspannung eher gering, allerdings können die Auswirkungen im Schadensfall verheerend sein.

Das gilt für SSDs im selben Maße wie für Festplatten.

Auch ein Stromausfall nach einem Gewitter ist laut Bindig eine potenzielle Gefahr, da dann die Schreib- und Leseköpfe unregelmäßig herunterfahren. Defekte Netzteile können aus dem gleichen Grund zum Problem werden.

Spezielle Steckdosenleiste schützen

Die einfachste Regel hierbei lautet: Sobald ein Gewitter naht, die ganze Elektronik ausstecken – auch sonstige Leitungen wie Netzwerk- und Telefonleitung. Das verhindert bereits an der Quelle die Gefahr einer Überspannung.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann in eine Steckdosenleiste mit Überspannungsschutz und Erdung investieren. Schon günstige Modelle (ca. ab 15 €) sind mit einer jahrzehntelangen Garantie zu haben. Sollte man also trotz der Verwendung des Produkts einen Gewitterschaden haben, übernimmt der Hersteller sämtliche Schäden. Teilweise ist auch eine Versicherung bereits im Kaufpreis enthalten.

Helfen Methoden wie eine interne Kühlung der Festplatte oder SMART-Programme gegen einen Festplattenkollaps?

Wer sich gegen die Hitze schützen möchte, kann auch zusätzliche Lüfter an der Festplatte einbauen lassen. Diese sollen dafür sorgen, dass die Festplatte bis auf die Umgebungstemperatur runterkühlt. Deren Bedeutung wird aber laut einer Studie von Google namens "Failure Trends in a Large Disk Population" überschätzt. Und auch Bindig meint: "Bei einer normalen Festplatte ergibt das weniger Sinn."

"SMART" (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology) sind im Netz verfügbare Programme zur Überwachung der Festplattentemperatur oder anderer Komponenten. Bei Problemen oder Fehlern senden sie Warnhinweise. Bindig: "Man kann damit im Blick haben, ob Anomalien auftauchen, und dann reagieren." Die Google-Studie relativiert auch ihre Bedeutung: Sie sollen zwar einige, aber lang nicht alle Probleme rechtzeitig entdecken können.

Nach wie vielen Jahren sollte ich meine Festplatte austauschen?

Die Richtzeit für die Lebensdauer einer Festplatte liegt laut Bindig bei fünf bis zehn Jahren. Diese Zeit verkürze sich aber stark, wenn die Festplatte sehr oft benutzt oder transportiert werde, etwa im Rucksack oder auf dem Fahrradgepäckträger. "Das hatten wir auch schon." Ein Austausch alle drei bis vier Jahre sei zu empfehlen. "Das sind Verschleißteile wie beim Auto."

Wenn Sie ungewöhnliche Geräusche von Ihrer alten Festplatte hören, sollten sie sich also lieber eine neue anschaffen.

Bei SSDs hängt die Lebensdauer stark von der Nutzung ab. Die meisten Modelle sollten aber die Lebensdauer eines privaten PCs locker überstehen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • t-online.de Archiv
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