Benjamin von Stuckrad-Barre Ex-Vertrauter rechnet mit Döpfner ab: "Habe ihn blockiert"
Mit Spannung wurde Benjamin von Stuckrad-Barres neuer Roman erwartet. Jetzt erklärt sich der Autor in einem ausführlichen Interview – inklusive einer Abrechnung.
Der angebliche "Enthüllungsroman" über den Medienkonzern Axel Springer ist erschienen. Nun können sich Leser selbst ein Urteil bilden. Das neue Werk des Bestsellerautors Benjamin von Stuckrad-Barre mit insgesamt 18 Kapiteln und 384 Seiten enthält Überschriften wie "Jetzt wird's schmutzig", "Grauzone", "Verdachtsberichterstattung" und "Dann müssen sich die Frauen auch nicht wundern".
Die Geschichte über die MeToo-Bewegung sei zwar "in Teilen inspiriert von verschiedenen realen Ereignissen", heißt es dem fiktiven Werk vorangestellt. Es sei "jedoch eine hiervon losgelöste und unabhängige fiktionale Geschichte". Der Buchverlag Kiepenheuer & Witsch hatte angekündigt, es handele sich um ein "Sittengemälde unserer Zeit". Der Roman erzähle von "Machtstrukturen und Machtmissbrauch, Mut und menschlichen Abgründen". Jetzt bringt der Autor selbst Licht ins Dunkel – und spricht in einem Interview über Inspirationen und Hintergründe.
Im Gespräch mit dem "Spiegel" betont Stuckrad-Barre mehrfach: Das Beschriebene sei literarisch zu verstehen, nicht dokumentarisch. "Ich habe einen Roman geschrieben, wirklich einen Roman, und der ist fiktiv. Aber wodurch ist der inspiriert? Natürlich durch die Wirklichkeit", so der 48-Jährige, den Werke wie "Soloalbum" und "Panikherz" bekannt machten.
"Frauen aus dem Springer-Verlag begannen mich anzurufen"
Das betreffe auch und vor allem "das gesamte Personal dieses Romans". Julian Reichelt, Mathias Döpfner – alle noch so offensichtlichen Parallelen zwischen diesen Männern und seinen Figuren im Roman seien rein zufällig. Dennoch spricht Stuckrad-Barre anschließend ausführlich über diese beiden Personen, den ehemaligen "Bild"-Chefredakteur und den Chef des Axel-Springer-Konzerns. Stuckrad-Barre erzählt, wie er unfreiwillig mit deren angeblichem Fehlverhalten in Berührung gekommen sei.
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Dazu erzählt er: "Frauen aus dem Springer-Verlag begannen mich anzurufen – und machen es bis zum heutigen Tag. Frauen, die mir ihre Geschichte erzählen. Warum sie sich bisher nicht geäußert haben, was sie denn machen sollen." Grund sei seine langjährige Freundschaft zu Mathias Döpfner gewesen, die Frauen dachten laut Stuckrad-Barre: "Ja, ich kenne den doch, ich könne da doch vielleicht etwas machen."
Über seine Anstellung bei Döpfners Medienhaus sagt er in dem Interview außerdem: "Ich habe zehn Jahre für den Springer-Verlag gearbeitet. Ich dachte damals immer, ich habe gut verhandelt, das Honorar ist prima, das passt. Hätte ich gewusst, dass in dem Preis offenbar inbegriffen ist, dass ich noch Jahre danach als Telefonseelsorge für diesen Verlag tätig sein muss, obwohl ich es nicht will, hätte ich das Dreifache verlangen müssen."
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Julian Reichelt vergleicht er wegen dessen zwischenzeitlicher Rückkehr zu "Bild" nach einem Compliance-Verfahren mit einem Straftäter: "Als würde man einem Bankräuber strafmildernd auslegen, dass er keine Punkte in Flensburg hat. Es fiel mir damals wirklich schwer, mich nicht öffentlich zur Wehr zu setzen gegen diese Unverschämtheit." Den Vergleich zieht Stuckrad-Barre, weil Mathias Döpfner die Rückkehr Reichelts dereinst damit begründete, dieser sei nun mal ein guter Journalist.
"Ich muss sagen, ich komme damit klar. Es geht auch ohne"
So verwundert es wenig, dass Benjamin von Stuckrad-Barre auch mit Blick auf Döpfner kein Blatt vor den Mund nimmt – im Gegenteil. Teile seiner Aussagen können durchaus als eine erste öffentliche Abrechnung gegen den Verlagsmanager gelesen werden. So antwortet er im "Spiegel" auf die Frage, ob Döpfner noch mal versucht habe, mit ihm zu reden: "Das wird mir immer mal wieder so hinterbracht. Ich habe ihn blockiert und ich muss sagen, ich komme damit klar. Es geht auch ohne."
Von einem Rachefeldzug gegen seinen ehemaligen Freund will er aber nichts wissen. Er habe nur keine Lust mehr, sich mit Mathias Döpfner auseinanderzusetzen, erklärt das so: "Was gibt es denn da zu reden? (...) Er müsste sich erst mal selbst einiges eingestehen, erst mal das Gespräch mit sich selbst führen. Und vorher gibt es nichts zu reden. Und da gibt es auch nichts mehr zu duzen."
- spiegel.de: "Da gibt es nichts mehr zu duzen" (kostenpflichtig)