Gehirnentzündung Zecken: Gegen FSME impfen oder nicht?
Im Frühling und Sommer endet der Aufenthalt im Freien manchmal mit einer unangenehmen Überraschung: In der Haut hat sich eine Zecke festgebissen. Die kleinen Spinnentiere sehen aber nicht nur eklig aus, sie können auch gefährliche Krankheiten übertragen. Die einzige, gegen die man sich impfen lassen kann, ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Wir informieren Sie darüber, wann eine Impfung nötig ist.
FSME: Bis zu fünf Prozent der Zecken sind infiziert
FSME ist eine Virus-Erkrankung. Der Erreger gelangt durch den Biss einer infizierten Zecke in die Blutbahn. Unbehandelt kann es nach der Infektion zu Fieber, Kopfschmerzen, Hirnhautentzündung, Lähmungen und Bewusstseinsstörungen kommen. Etwa zwei Prozent der Erkrankten sterben an FSME. Da eine nachträgliche Behandlung nicht möglich ist, rät die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) allen Menschen, die in einem Risikogebiet leben, sich gegen FSME impfen zu lassen. In Deutschland gehören vor allem die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern sowie einige Landkreise in Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz zu den betroffenen Gebieten. An einigen Stellen tragen bis zu fünf Prozent der Zecken das Virus in sich.
Aktuelle Informationen zu Risikogebieten des Robert Koch-Instituts (RKI):
Ein Risiko für eine FSME-Infektion besteht weiterhin vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen und im südöstlichen Thüringen. Nachdem 2014 der Vogtlandkreis als erster sächsischer Kreis zum FSME-Risikogebiet erklärt wurde kommen nun in Sachsen drei weitere Risikogebiete hinzu, auch in Thüringen (zwei neue Risikogebiete) und in Bayern (fünf Landkreise) gibt es neue Risikogebiete. Alle neuen FSME-Risikogebiete grenzen an bestehende Risikogebiete.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine FSME-Impfung für Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind. Die Impfquoten stagnieren allerdings in den letzten Jahren oder nehmen sogar ab. Rund 97 Prozent der 2017 gemeldeten FSME-Erkrankten war nicht oder unzureichend geimpft. Ein hoher Anteil der auftretenden FSME-Erkrankungen könnte durch eine Steigerung der Impfquoten verhindert werden.
Quelle: Robert Koch-Institut (RKI)
Wer viel im Freien ist, sollte sich impfen lassen
Doch auch wer in ein Risikogebiet reist, in seiner Freizeit viel draußen ist oder sich aus beruflichen Gründen oft im Freien aufhält, sollte sich impfen lassen, so die Empfehlung des RKI. Ebenfalls betroffen sind sogenannte "Event-Touristen", also Menschen, die zu großen Sport- oder Musikevents fahren. Da viele von ihnen in freier Natur zelten, haben sie ein erhöhtes Risiko, sich zu infizieren. Erwachsene ab 50 Jahren sind die Hauptrisikogruppe für FSME. Sie sollten sich impfen lassen.
Kinder reagieren oft mit Fieber
Ob eine FSME-Impfung bei Kindern nötig ist, sollte man am besten mit einem Arzt besprechen, rät die Ständige Impfkommission. Denn bei Kindern unter drei Jahren können zum Teil schwere Nebenwirkungen auftreten, unter anderem Fieberschübe bis zu 41 Grad. Um sie vor Zecken zu schützen, sollten Eltern ihre Kinder nicht im Unterholz herumtollen lassen. Wichtig ist zudem, die Kleien nach dem Spielen im Freien nach Zecken abzusuchen.
Rechtzeitig an die Impfung denken
Erwachsene vertragen die Impfung besser. Sie müssten lediglich mit den üblichen Nebenwirkungen wie leichten Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen rund um die Impfwunde rechnen, so die Experten des RKI. Für eine vollständige Immunisierung wird dreimal innerhalb eines Jahres geimpft. Nach drei bis fünf Jahren ist eine Auffrischung notwendig. Für Kurzentschlossene und Urlauber in Risikogebiete gibt es ein "Schnellschema", bei dem innerhalb von 21 Tagen ein Schutz gegen FSME erreicht wird. Da unser Immunsystem relativ lange braucht, bis es reagiert, raten Experten jedoch zum Langzeit-Impfschema.
Gegen Borreliose gibt es keinen Impfschutz
Doch Vorsicht: Die FSME-Impfung ist zwar als "Zeckenimpfung" bekannt, sie bietet aber keinen Schutz vor anderen von Zecken übertragenen Krankheiten. Die häufigste davon ist die Borreliose, nach Angaben der Universität Düsseldorf ist rund jede dritte Zecke mit Borrelien infiziert. Allein in Deutschland erkranken jährlich bis zu 100.000 Menschen. Das Gefährliche: Die Anzeichen sind unspezifisch und ähneln allgemeinen Grippe-Symptomen. Deshalb bleibt Borreliose oft unerkannt. Im schlimmsten Fall kommt es zu Lähmungen und chronischen Gelenkbeschwerden. Nur eine Hautrötung, die sogenannte Wanderröte, um die Bisswunde, kann auf eine Infektion hindeuten.
Nicht auf Insektensprays verlassen
Lange Hosen und feste Schuhe sind der beste Schutz vor Zecken – das gilt auch für Menschen mit FSME-Impfung. Wer vom Spaziergang im Grünen zurückkehrt, sollte seinen Körper auf Zecken absuchen. Hat einen ein Blutsauger erwischt, entfernt man ihn am besten mit einer Pinzette, einer speziellen Zeckenzange oder geht zum Arzt. Auf keinen Fall darf man Öl oder Klebstoff auf die Zecke träufeln, da sie dann erst recht Erreger abgibt. Keinen zuverlässigen Schutz bieten Insektensprays. Sie halten die versprochene Schutzdauer oft nicht ein. Deshalb sollte man möglichst alle zwei Stunden nachsprühen oder -cremen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.