HNO-Arzt klärt auf Was hinter ständigem Räuspern stecken kann
Vermehrte Schleimbildung, ein Kratzen im Hals oder Nervosität: Es gibt viele Gründe, warum Menschen den Drang verspüren, sich zu räuspern. Doch statt diesem einfach nachzugeben, sollte man den Auslöser finden. Sogar eine Hausstauballergie kann dahinterstecken.
"Räuspern ist oft ein Hinweis darauf, dass im Hals etwas nicht stimmt", sagt Dr. Michael E. Deeg, Facharzt für HNO-Heilkunde und Pressereferent des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte.
Der beim Räuspern entstehende kräftige Luftzug schleudert störendes Sekret und Fremdkörper weg, was den Juckreiz im Hals mindert. Räuspert man sich allerdings häufiger, ist das erleichternde Gefühl nur von kurzer Dauer. Denn die Reizungen, die dabei an Schleimhaut, Kehlkopf und Stimmlippen entstehen, setzen einen wahren Teufelskreis in Gang.
"Räuspern macht alles nur schlimmer"
"Wer sich immer wieder räuspert, macht alles nur noch schlimmer", warnt Deeg. "Um sich zu schützen, produzieren die Schleimhäute vermehrt dickflüssiges Sekret, das den Räusper-Drang zusätzlich verstärkt." Wer weiter räuspert, riskiert einen schmerzenden und wunden Hals. Außerdem kann es auf Dauer zu Veränderungen der Schleimhaut kommen. Die Stimme klingt dann belegt und heiser. "Am besten ist es, das Räuspern weitestgehend zu unterdrücken und gezielt den Auslöser zu behandeln", sagt Deeg.
Auch Hausstauballergie kann Ursache sein
Ein häufig unterschätzter Auslöser sind Allergien. Wie Forscher vom Boston University Medical Center berichten, vermuten Ärzte bei ständigem Räuspern, Husten oder Heiserkeit häufig Sodbrennen und behandeln zunächst dieses – allerdings oft erfolglos.
In einer Studie an 1.000 Patienten fanden die Bostoner Forscher heraus, dass Allergien häufig hinter Räuspern und Heiserkeit stecken – und zwar fast genauso oft wie etwa bei Schnupfen oder Nasennebenhöhlenentzündungen. Zum Beispiel hatten mehr als die Hälfte der Probanden mit diagnostizierter Kehlkopfentzündung und positivem Allergietest eine Allergie gegen Hausstaubmilben.
Die Forscher plädieren aufgrund ihrer Studienergebnisse dafür, dass Ärzte nicht nur bei Schnupfen, sondern auch bei Räuspern und Heiserkeit an Allergien denken sollten. Auch HNO-Arzt Deeg empfiehlt einen Allergietest bei häufigem Räuspern.
Harmlos, aber häufig – das Postnasal-Drip-Syndrom
Zu den häufigsten Ursachen des Räusperns gehört das sogenannte Postnasal-Drip-Syndrom, kurz PNDS. Dabei handelt es sich um ein andauerndes Fremdkörpergefühl im Hals, das durch besonders zähflüssigen Schleim ausgelöst wird. PNDS ist oft während und noch einige Zeit nach einer Erkältung zu beobachten. Bei vielen Patienten ist die Schleimproduktion jedoch ohne ersichtlichen Grund vermehrt.
"Das PNDS ist ein an sich eher harmloses Phänomen. Allerdings wird es von den meisten Patienten als äußerst störend empfunden", erklärt Deeg. Statt sich zu räuspern, empfiehlt der Experte ausreichend zu trinken. Das verflüssige den Schleim und lasse ihn besser abfließen.
Auch die sogenannte Zenker-Divertikel-Erkrankung kann häufiges Räuspern auslösen. Dabei handelt es sich um eine Ausstülpung im Rachen, in der sich immer wieder Speisereste und Speichel verfangen. Die Betroffenen haben oft das Gefühl, dass ihnen etwas im Hals sitzt.
Sodbrennen: Wenn Säure den Hals reizt
Ein ebenfalls häufiger Auslöser ist Sodbrennen beziehungsweise Säure-Reflux. Dabei steigt ein Teil des Mageninhaltes die Speiseröhre hinauf, manchmal bis in den Hals. "Die enthaltene Säure greift dabei die empfindlichen Schleimhäute an. Die Reizungen sind im Hals oft deutlich zu sehen und werden von den Betroffenen als ein Brennen und Kratzen wahrgenommen", sagt Deeg.
Auch hier hilft viel zu trinken, um die Säure zu verdünnen und den Hals zu beruhigen. Zudem muss das Sodbrennen behandelt werden. "In den meisten Fällen kann die Gabe von Säurehemmern die Beschwerden lindern", weiß der Experte aus Erfahrung.
Tumore eher selten Auslöser für Räusper-Drang
Zudem können gutartige aber auch bösartige Gewebeveränderungen den Räusper-Drang auslösen. "Das ist zwar eher selten der Fall und die Veränderungen sind meist gutartig. Untersucht werden sollte das aber trotzdem", betont der Hals-Nasen-Ohrenarzt.
Wer ausreichend trinkt, kann dem Drang in den meisten Fällen gut widerstehen. Wichtig dabei ist, auf Frucht- und Kohlensäure zu verzichten. "Am besten geeignet ist stilles Wasser, das immer wieder in kleinen Schlucken getrunken wird", rät Deeg.
Auf Pfefferminzbonbons besser verzichten
Auch Bonbons können den Hals befeuchten und beruhigen. Allerdings rät der Arzt von Pfefferminze ab: "Das kühlt zwar für den Moment und wird deshalb oftmals als angenehm empfunden, doch die ätherischen Öle reizen die empfindlichen Schleimhäute." Besser seien Wirkstoffe wie Kamille und Salbei.
Und wie sieht es mit Eis oder heißem Tee aus? Von Temperatur-Extremen rät Deeg ebenfalls ab. Besser sei es, den Tee lauwarm zu trinken, um die Schleimhäute nicht unnötig zu irritieren. Auch Eis sorge nur kurzzeitig für Linderung. "Viele schwören zwar auf das Lutschen eines Eiswürfels, da die Kälte leicht betäubend wirkt. Doch um sich wieder aufzuwärmen, verstärken die Schleimhäute die Durchblutung im Hals. Schwellungen und Reizungen nehmen zu."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur AFP
- Eigene Recherche