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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Darm- und Hautgesundheit Wie die Darmflora die Haut beeinflusst
Die Darmflora setzt sich aus Billionen Mikroorganismen zusammen. Eine möglichst große Vielfalt gilt als gesundheitsfördernd und Immunsystem stärkend.
Auch die Gesundheit der Haut soll mit der Darmflora(Darm-Mikrobiom) in Zusammenhang stehen. So soll ein kranker Darm Entzündungsprozesse der Haut verursachen, während ein gesunder diese verbessern kann. Eine Dermatologin erklärt, welche Auswirkungen der Darm auf das Hautbild haben kann.
Darmflora: Je vielfältiger, desto besser
Je höher die Diversität an Mikroorganismen im Darm ist, desto effektiver sollen unter anderem Verdauung, Nährstoffaufnahme und Immunabwehr funktionieren. Eine gesunde Darmflora soll sogar das Risiko für Allergien sowie Hauterkrankungen wie Neurodermitis senken können. "Wie genau Darm und Haut zusammenhängen, ist abschließend noch nicht geklärt. Auch ist noch unklar, ob eine ungünstige Darmflora tatsächlich Hauterkrankungen verursachen kann.
Zumindest scheinen sich bestimmte Hautbeschwerden lindern zu lassen, wenn der Darm im Gleichgewicht ist. Viele meiner Patienten merken beispielsweise einen Zusammenhang zwischen einer gesunden, darmfreundlichen Ernährung und einem besseren Hautbild", sagt Dr. Ellen Meyer-Rogge, Hautärztin in Karlsruhe und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD).
Antibiotika: Schaden der Darmflora und verschlechtern oft das Hautbild
Die Einnahme von Antibiotika zeigt häufig, was passiert, wenn die Flora im Darm und auf der Haut aus dem Gleichgewicht gerät. Antibiotika greifen nicht nur krankmachende Bakterien an, sondern auch nützliche. Durchfall ist ein häufiges Symptom während der Antibiotika-Einnahme. "Nicht selten zeigen sich zudem Ausschläge, Rötungen und Juckreiz auf der Haut oder Pilzinfektionen im Intimbereich", sagt Meyer-Rogge. "Das Medikament stört nicht nur das bakterielle Gleichgewicht der Darmflora, sondern auch der Haut sowie der Schleimhäute."
Welche Ernährung mögen Darm und Haut?
Auch Akne-Betroffene berichten oft, dass sich bei einer ausgewogenen und vollwertigen Ernährung ihr Hautbild verbessert und Lebensmittel, welche ungünstige Darmbakterien fördern, ihr Hautbild verschlechtern. "Eine gesunde Ernährung mit reichlich Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkorn fördert eine günstige Darmflora und wirkt sich oftmals auch auf das Hautbild positiv aus.
Akne- und Neurodermitis-Patienten berichten mir immer wieder von positiven Effekten. Zucker, Fast Food, Kaffee und Milchprodukte hingegen bekommen vielen nicht gut", sagt Meyer-Rogge.
Können Probiotika Neurodermitis vorbeugen?
Auch gibt es Hinweise, dass eine vielfältige Darmflora der Mutter während der Schwangerschaft das Risiko für Neurodermitis beim Kind möglicherweise senken kann. Auch scheint eine Einnahme von Probiotika der Neurodermitis-Entstehung möglicherweise vorbeugen zu können. Die Gabe von Probiotika bei Kindern in der frühen Lebenszeit birgt möglicherweise ebenfalls die Chance, das Neurodermitis-Risiko zu senken.
Frauen, die selbst Neurodermitis haben oder unter Allergien leiden, können vor der Schwangerschaft hierzu mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin ins Gespräch gehen und sich dahingehend beraten lassen, ob eine Probiotika-Gabe im individuellen Fall nützlich sein könnte und welche probiotischen Bakterienstämme am wirksamsten sind.
"Wir gehen heute davon aus, dass viele Hautkrankheiten ihre Ursache in immunologischen Prozessen haben. Da der Darm ein bedeutender Teil des Immunsystems ist, ist es durchaus denkbar, dass eine gesunde Darmflora hilft, beispielsweise Allergien zu lindern oder Symptome von Neurodermitis und Schuppenflechte zu verbessern", so die Dermatologin. "Wie Darmflora und das Hautbild im Detail zusammenhängen, muss weiter erforscht werden.
Möglicherweise gibt es in naher Zukunft Möglichkeiten, Hauterkrankungen durch eine gezielte Beeinflussung des Darmmikrobioms zu verbessern oder gar zu heilen. Da jede Darmflora einzigartig ist und die Gabe von beispielsweise Probiotika nicht bei jeden gleich wirkt, ist noch viel wissenschaftliche Arbeit nötig. Auch ist bislang unklar, welche Bakterienstämme wie wirken – und ob sie möglicherweise auch Schaden anrichten können."
Frau Dr. Ellen Meyer-Rogge ist Hautärztin in Karlsruhe und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). Der Schwerpunkt der Fachärztin liegt auf der ästhetischen Dermatologie: Sie kombiniert Dermatologie und kosmetische Medizin, insbesondere unter dem Aspekt des modernen Anti-Aging von innen und von außen.
Schwanger oder chronisch krank? Probiotika-Einnahme mit einem Arzt besprechen
Probiotika-Präparate sollten beispielsweise Schwangere keinesfalls ohne Absprache mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin einnehmen. Das gilt auch für andere Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel. Auch Menschen, die aufgrund chronischer Erkrankungen Medikamente einnehmen müssen oder ein schwaches Immunsystem haben, sollten mögliche Wechselwirkungen und Nebenwirkungen klären, die möglicherweise im Rahmen einer gezielten Probiotika-Einnahme möglich sind. "Werden hingegen Lebensmittel verzehrt, die natürlicherweise Probiotika enthalten, etwa naturbelassener Joghurt oder andere Milchprodukte, sind in der Regel keine Nachteile zu befürchten", sagt Meyer-Rogge.
Natürliche Geburt und Stillen fördern Ansiedelung nützlicher Bakterien
Nicht nur die Ernährung kann ein gesundes Darm-Mikrobiom stärken. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die auf natürlichem Wege auf die Welt kommen, über den Geburtskanal mit wichtigen Bakterien der Mutter in Kontakt kommen, die unter anderem für den Aufbau des Immunsystems und die Darmflora bedeutend sind. Wichtig ist zudem Stillen. Muttermilch enthält viele probiotisch wirksamen Substanzen, die den Aufbau einer gesunden Darmflora unterstützen.
"Kinder, die über Kaiserschnitt auf die Welt gekommen sind und nur sehr kurz oder gar nicht gestillt werden, scheinen häufiger Allergien und Neurodermitis zu entwickeln", sagt Meyer-Rogge. "Empfehlungen, welche nachweislich vor Neurodermitis schützen können, gibt es allerdings nicht. Es lässt sich nie genau sagen, weshalb ein Kind Neurodermitis bekommt. Das Risiko zu erkranken ist überwiegend erblich bedingt."
Was machen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen mit der Haut?
Auch chronische Darmerkrankungen beeinflussen Darmflora und Haut. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind die Darmfunktion, die Darmflora sowie die Barrierefunktion des Darms erheblich gestört. Anhaltende Entzündungsprozesse haben starke Durchfälle, Schmerzen, Abgeschlagenheit und Mangelerscheinungen zur Folge. Zu den möglichen Hautveränderungen, die der chronisch kranke Darm mit sich bringen kann, gehören unter anderem Entzündungen des Unterhautfettgewebes, chronische Entzündung der Haut mit Geschwürbildung, Mundgeschwüre, eingerissene Mundwinkel, Pigmentstörungen sowie Haarausfall.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- bzfe.de: "Präbiotika und Probiotika. Was ist der Unterschied?". Online-Information des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE). (Stand: 13. März 2018)
- medizin-transparent.at: "Probiotika: Darmflora okay – Neurodermitis ade?". Online-Information von Medizin Transparent, ein Projekt von Cochrane Österreich an der Donau-Universität Krems. (Stand: 5. September 2016)
- gesundheitsinformation.de: "Helfen Pro- oder Präbiotika, Kinder vor Neurodermitis zu schützen?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 20. Januar 2021)
- gesundheitsinformation.de: "Neurodermitis". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 20. Januar 2021)
- gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert die Haut?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 23. Februar 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Hautpflege bei Akne". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 16. November 2022)
- infektionsschutz.de: "Hautinfektionen". Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: Aufgerufen am 30. November 2022)
- haut-und-allergiehilfe.de: "Psoriasis". Online-Information der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e.V. (Stand: Aufgerufen am 1. Dezember 2022)
- daab.de: "Ernährungseinfluss – Fakt oder Mythos?". Online-Information des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB). (Stand: Aufgerufen am 1. Dezember 2022)