Im Mai Inflation im Euroraum lässt unerwartet stark nach
Die Inflation hat sich im Mai unerwartet stark abgeschwächt. Doch die Europäische Zentralbank könnte die Zinsen trotzdem weiter anheben.
Der Preisschub im Euro-Raum hat sich im Mai unerwartet deutlich abgeschwächt. Die Verbraucherpreise legten im vergangenen Monat binnen Jahresfrist nur noch um 6,1 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten mit einer höheren Inflation von 6,3 Prozent gerechnet. Noch im April hatte die Teuerungsrate leicht auf 7,0 Prozent zugelegt nach 6,9 Prozent im März. Die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, ging auf 5,3 Prozent zurück nach 5,6 Prozent im April.
Für die Europäische Zentralbank (EZB), die sich seit Juli 2022 mit einer Serie von Zinserhöhungen gegen die Inflation stemmt, ist der nachlassende Preisschub eine positive Nachricht. "Die EZB wird erleichtert sein. Die Inflation geht in die richtige Richtung – nämlich nach unten", sagte etwa Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Von Entwarnung kann aber noch keine Rede sein: Das mittelfristige Inflationsziel der EZB von zwei Prozent liegt noch immer weit entfernt.
Energiepreise gingen im Mai zurück
Gitzel, wie zuletzt auch mehrere Währungshüter, halten es für möglich, dass die EZB im Juni und im Juli die Zinsen um jeweils weitere 0,25 Prozentpunkte nach oben setzen wird. Damit würde der Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, im Juli auf 3,75 Prozent steigen. "Danach dürfte die EZB in den Pausierungsmodus gehen", prognostiziert Gitzel. Aktuell liegt er bei 3,25 Prozent.
Die Energiepreise gingen im Mai binnen Jahresfrist um 1,7 Prozent zurück nach einem Anstieg von 2,4 Prozent im April. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zogen dagegen um 12,5 Prozent an nach einem Plus von 13,5 Prozent im April. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 5,8 Prozent nach zuvor 6,2 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen erhöhten sich im Mai um 5,0 Prozent nach 5,2 Prozent im April.
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters