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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Monogamie adé Warum wir immer offener für offene Beziehungen werden
Immer mehr Menschen zweifeln an der Monogamie und gehen neue Wege. Welche Vorteile eine offene Beziehung bringen kann – und was die größten Probleme sind.
Offensichtlich finden immer mehr Menschen, dass die klassische monogame Beziehung mit einem festen Sexpartner auf Dauer für sie nicht erfüllend ist. "Wir zweifeln daran, dass Monogamie das einzig richtige Beziehungsmodell ist", sagen laut neuesten Studien immerhin die Hälfte der jungen Erwachsenen bis 30 Jahre.
Bereitschaft für Unwägbarkeiten im Leben
Voraussetzung für eine offene Beziehung ist, dass man dazu bereit ist, sich auf Sex ohne Liebe einzulassen. Sonst reden wir von Polyamorie, also einer Liebesbeziehung mit mehreren Personen.
Zudem sollte man in der Lage sein, die Interessen mehrerer Personen zu berücksichtigen und auch mit unerwartet emotionalen Themen bei sich selbst und beim anderen umzugehen, wie vor allem Eifersucht oder Verliebtheit. Das erfordert Kommunikationsfähigkeit, Zeit und Kraft.
Emotionale Herausforderungen
Das Hauptproblem ist die Herausforderung durch emotionale Verwicklungen: Was als rein sexuelle Beziehung anfing, entwickelt sich unerwartet. Vor allem Frauen sehen es als Gefahr, sich bei einem mehrgleisigen Sexualleben zu verlieben.
Die Hälfte der jungen deutschen Erwachsenen meint, sie sei zu eifersüchtig für eine offene Beziehung. Hier kommt Trennungsangst mit ins Spiel, die sehr häufig vor allem in nahen Beziehungen eine Rolle spielt. Ein Drittel der Deutschen würde eine offene Beziehung geheim halten, aus Sorge vor Abwertung, Unverständnis und Verurteilung von Freunden und Familie.
Verbote und Tabus lockern sich
Ich sehe die offenere Haltung gegenüber der offenen Beziehung grundsätzlich als positive Entwicklung, denn diese Einstellung ist weniger von Wert- und Moralvorstellungen geprägt. Verbote und Tabus fallen zunehmend weg. Das ist ein Gewinn für Selbstverwirklichung und Freiheit bei der Beziehungsführung.
Ob es jedoch das Modell der Zukunft wird? Das kann man nie pauschal beantworten, denn dafür sind Beziehungen zu einzigartig und individuell – und zum Beispiel auch vom Geschlecht geprägt: Bei den unter 30-Jährigen können sich nur 18 Prozent der Frauen vorstellen, eine Beziehung offen zu führen, dagegen 30 Prozent der Männer, also fast doppelt so viele.
Ausprobieren ermöglicht freie Entscheidungen
Es wird immer mehr Ausprobieren geben. So kann man herausfinden, was für einen passt oder nicht. Beim Experimentieren kann vieles herauskommen: dass eine offene Beziehung genau das Richtige ist, dass sie nur für eine bestimmte Lebensphase gepasst hat oder dass man sich grundsätzlich für Sex mit einem festen Partner oder einer Partnerin entscheidet.
Wenn diese Entscheidung aus freien Stücken gefällt wird, eben nicht aufgrund von Regeln oder Verboten, so sind wir bei echter Freiheit der Beziehungsgestaltung angekommen.
Ulrike Scheuermann ist Diplom-Psychologin und Autorin. Seit 25 Jahren hilft sie Menschen dabei, ihr Leben mit modernsten Methoden der Psychologie innerlich frei und ohne Blockaden besser und gesünder zu gestalten. Ihre Self-Care- und Coaching-Programme finden in ihrer Akademie in Berlin und online statt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Ulrike Scheuermann: www.ulrike-scheuermann.de
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