Prozess um Schweigegeld Sexgeschichten vor Gericht: Ein Segen für Trump?
Im Prozess gegen Trump kamen viele für ihn unangenehme Details zutage. Doch das könnte sich als Glück für ihn erweisen.
Als die Pornodarstellerin Stormy Daniels, bürgerlich Stephanie Clifford, vor Gericht auspackt, wird es brisant. Vielleicht zu brisant. Denn in dem Prozess, in dem es eigentlich um eine falsch deklarierte Schweigegeldzahlung von Donald Trump an Daniels geht, berichtete die 45-Jährige am Dienstag in aller Ausführlichkeit von ihrem One-Night-Stand mit dem 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Besonders pikant ist dabei das Detail, dass Daniels den Geschlechtsverkehr mit Trump wohl gar nicht gewollt habe. Für Trumps Anwälte ging diese Aussage zu weit. Sie argumentieren, dass die Details der 20 Jahre zurückliegenden Nacht nicht mit dem eigentlichen Fall zu tun hätten, aber dazu führen würden, dass die Geschworenen ein negatives Bild von Trump bekommen könnten, und so ihr Urteil beeinflusst werden könnte. Lesen Sie hier mehr zu Daniels Aussage.
Weinstein-Urteil wurde aufgehoben
Einen Antrag auf einen Abbruch der Verhandlungen lehnte der zuständige Richter zwar ab, aber Trumps Anwaltsteam könnte versuchen, im Falle eines Schuldspruchs ihres Mandanten auf Grundlage der Aussage Daniels das Urteil aufheben zu lassen. Erst vor Kurzem war ein Urteil wegen Vergewaltigung gegen Harvey Weinstein von einem US-Gericht aufgehoben worden, da bei seinem Prozess auch Zeugen gehört wurden, deren Aussagen sich nicht auf den verhandelten Fall bezogen.
Der zuständige Richter hatte in seiner Entscheidung gegen einen Verfahrensabbruch argumentiert, dass die explizite Darstellung der sexuellen Begegnung notwendig gewesen sei, da Trump immer wieder abgestritten habe, dass diese überhaupt stattgefunden habe und so die Glaubwürdigkeit der Zeugin untergraben habe.
Trumps Verteidigung hätte einschreiten können
Darüber hinaus hätte die Verteidigung die Chance gehabt, Daniels Aussagen mit dem Verweis auf den mangelnden Prozessbezug zu unterbinden, dies habe sie aber nicht gemacht. Trotzdem gibt auch der Richter zu, dass Daniels möglicherweise etwas zu freizügig in ihrer Zeugenaussage war.
In den USA gibt es strenge Regeln dafür, welche Beweise und Zeugenaussagen vor Gericht gehört werden dürfen. Es ist zum Beispiel verboten, Aussagen zu verwenden, die sich auf frühere Verbrechen des Angeklagten beziehen, oder nur darauf abzielen, den Geschworenen das Bild zu vermitteln, der Angeklagte habe einen schlechten Charakter.
Aufhebung eines Urteils hat eine hohe Hürde
Anna G. Cominsky, Juraprofessorin an der New York Law School, hält es zwar für sehr wahrscheinlich, dass Trumps Anwälte einen möglichen Schuldspruch anfechten werden, aber es sei nicht einfach, ein Urteil tatsächlich aufheben zu lassen.
"Die eigentliche Frage ist, selbst wenn der Richter sich in seiner Entscheidung geirrt hat, ob dies eine Grundlage für die Aufhebung des Urteils in der Berufung darstellt, und das ist eine hohe Hürde", so Cominsky in der "Washington Post". Auch die Entscheidung für die Aufhebung des Weinstein-Urteils war nur in einer sehr knappen 4:3-Entscheidung des Gerichts zustande gekommen.
- washingtonpost.com: "Why Stormy Daniels’s account of sex with Trump may be problematic, and other takeaways" (englisch)
- law.cornell.edu: "Rule 404. Character Evidence; Other Crimes, Wrongs, or Acts" (englisch)
- apnews.com: "Harvey Weinstein’s rape conviction is overturned by New York’s top court" (englisch)