t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeGesundheitKrankheiten & SymptomeInfektionskrankheiten

Keuchhusten trotz Impfung – wie ist das möglich?


Begrenzter Impfschutz
Keuchhusten trotz Impfung – wie ist das möglich?


Aktualisiert am 20.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
Qualitativ geprüfter Inhalt

Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Einträge im ImpfpassVergrößern des Bildes
Einträge im Impfpass: Auch wer nachweislich alle empfohlenen Impfungen gegen Keuchhusten erhalten hat, kann noch daran erkranken. (Quelle: Axel Bueckert/getty-images-bilder)

Vor vielen Krankheiten bietet der entsprechende Impfstoff lebenslangen Schutz. Nicht so bei Keuchhusten: Er kann trotz Impfung auftreten. Warum das so ist.

Keuchhusten ist einer der häufigsten Atemwegsinfekte. Sein wichtigster Auslöser ist das Bakterium Bordetella pertussis. Jeder Mensch kann sich im Lauf des Lebens mehrfach damit infizieren und nachfolgend erkranken. Um das zu verhindern, empfehlen Fachleute die Impfung.

Schon gewusst?

In Deutschland erfolgt die Impfung gegen Keuchhusten mit einem Kombinationsimpfstoff, der gleichzeitig vor mehreren Krankheiten schützt. Ausführlichere Informationen zur Impfung finden Sie hier.

Allerdings verleiht der Impfstoff keinen 100-prozentigen Schutz vor Keuchhusten: Trotz Impfung kommt es immer wieder einmal zur Ansteckung. Wie hoch der Impfschutz ist, hängt von der Immunreaktion des Körpers ab. Diese ist beispielsweise durch Alter, Geschlecht, Grunderkrankungen und andere individuelle Faktoren beeinflussbar. Außerdem spielt der eingesetzte Impfstoff eine Rolle:

  • Impfstoffe enthalten abgeschwächte oder abgetötete Erreger oder auch nur Bruchstücke davon. Damit täuscht die Impfung dem Körper eine Infektion vor, ohne eine Erkrankung auszulösen.
  • Der Körper reagiert auf die Impfung, indem er Antikörper und Gedächtniszellen gegen die Bestandteile des Impfstoffs bildet. Ab nun ist er gegen die echten Erreger gewappnet und kann diese im Fall einer Infektion schneller abwehren.
  • Impfungen trainieren also das Immunsystem: Je intensiver das Training, desto besser ist der Schutz vor den jeweiligen Infektionen.
  • Besonders gut funktioniert dieses Training mit Lebendimpfstoffen: Die darin enthaltenen Erreger sind zwar abgeschwächt, vermehren sich aber noch im Körper, sodass das Immunsystem mehr zu tun hat.
  • Dementsprechend verleihen Impfungen mit Lebendimpfstoffen (wie etwa gegen Mumps, Masern und Röteln) normalerweise einen hohen und lang anhaltenden Schutz.
  • Der Impfstoff gegen Keuchhusten ist aber ein Totimpfstoff: Er enthält keine vermehrungsfähigen Erreger.
  • Darum sind gegen Keuchhusten mehrere Impfungen nötig, um das Immunsystem anzulernen und den bestmöglichen Impfschutz aufzubauen.

Hinzu kommt, dass der heutzutage verwendete Impfstoff nur noch Bruchstücke des Bakteriums Bordetella pertussis enthält, während frühere Impfstoffe noch ganze Bakterienzellen enthielten. Das macht die Keuchhustenimpfung wahrscheinlich sicherer, schwächt jedoch ihre Wirksamkeit: Der zunächst gute Impfschutz gegen Keuchhusten lässt stetig nach. Trotz Impfung steigt das Erkrankungsrisiko somit schon innerhalb weniger Jahre wieder deutlich an.

Schon gewusst?

Bordetella pertussis ist nicht das einzige Bakterium, das Keuchhusten auslösen kann. So verursachen etwa Infektionen mit Bordetella parapertussis ähnliche – wenn auch meist mildere – Symptome. Der Impfstoff wirkt aber nur gegen Bordetella pertussis. Hinter milden Anzeichen von Keuchhusten, die trotz Impfung auftreten, kann also auch eine Infektion mit einem anderen Erreger stecken.

Keuchhusten-Impfung trotz nachlassender Wirkung sinnvoll

Die gute Nachricht: Wer Keuchhusten trotz Impfung bekommt, hat ein geringeres Risiko für einen schweren Verlauf. Gleichzeitig bedeutet der nachlassende Impfschutz allerdings, dass Geimpfte andere immer noch anstecken können. Dies ist besonders für Säuglinge ein hohes Risiko:

  • Etwa zwei Drittel der Neugeborenen, die an Keuchhusten erkranken, müssen ins Krankenhaus.
  • Fast alle Todesfälle durch Keuchhusten betreffen ungeimpfte Säuglinge unter sechs Monaten.

Doch auch bei (ungeimpften) Kleinkindern sowie bei älteren Menschen und solchen mit Grunderkrankungen verläuft eine Infektion mit Bordetella pertussis oft schwer. Es lohnt sich also, alle Menschen gegen Keuchhusten zu impfen – trotz nachlassender Schutzwirkung der Impfung. Das zeigen auch die bisherigen Erfahrungen: Bei Kindern beispielsweise

  • gehörte Keuchhusten vor etwas mehr als 100 Jahren noch zu den häufigsten Todesursachen.
  • sind die Fallzahlen für Erkrankung und Tod durch Keuchhusten nach Einführung der Impfung stark zurückgegangen.

Darum empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO), alle Menschen bereits im Säuglingsalter (ab dem zweiten Lebensmonat) gegen Keuchhusten impfen zu lassen. Das soll dafür sorgen, dass die besonders gefährdeten Babys und Kleinkinder möglichst frühzeitig ihren eigenen Impfschutz gegen Bordetella pertussis aufbauen. Optimalen Schutz bietet allerdings nur eine vollständige Grundimmunisierung, die aus drei Impfungen besteht:

  • Die erste Keuchhusten-Impfung senkt das Erkrankungsrisiko um etwa 40 Prozent.
  • Durch die zweite Impfung steigt der Immunschutz bereits auf über 80 Prozent.
  • Nach der dritten Impfung beträgt der Immunschutz über 90 Prozent.

Doch auch dieser Schutz vor Keuchhusten ist trotz der dreifachen Impfung nicht von Dauer. Darum sind im Vorschul- und Jugendalter sowie bei Erwachsenen Auffrischimpfungen notwendig: Diese erinnern das Immunsystem sozusagen an den Erreger und halten so den Impfschutz aufrecht.

Neben den Auffrischimpfungen für alle rät die STIKO speziell Frauen in jeder Schwangerschaft sowie allen Kontaktpersonen von Neugeborenen, deren letzte Impfung mindestens zehn Jahre her ist, sich gegen Keuchhusten impfen zu lassen: Das dient vor allem dem Schutz der Neugeborenen. Ferner sind regelmäßige Impfungen (im Abstand von mindestens zehn Jahren) für Beschäftigte in Gesundheits- und Gemeinschaftseinrichtungen sinnvoll.

Wichtiger Hinweis

Wenn Erwachsene an Keuchhusten erkranken, sind sie anschließend etwa 7 bis maximal 20 Jahre lang immun gegen Bordetella pertussis. Hingegen entwickeln erkrankte Kinder keinen ausreichenden Immunschutz gegen Keuchhusten. Darum sollten sie trotz Erkrankung jede Impfung erhalten, die laut Impfempfehlungen für sie vorgesehen ist.

Wie wichtig diese Impfempfehlungen sind, zeigt auch das Alter derer, die an Keuchhusten erkranken: Mittlerweile treten 60 Prozent aller Erkrankungen im Alter ab 18 Jahren auf. Denn während die meisten Kinder gegen Keuchhusten geimpft sind, verpassen Jugendliche und Erwachsene oft die empfohlenen Auffrischungen. Die Folge: Ihr Impfschutz lässt nach, sodass sie sich vergleichsweise häufiger anstecken.

Fazit: Die aktuell verfügbaren Impfstoffe gegen Bordetella pertussis bieten immer noch den besten Schutz. Denn wer geimpft ist, hat ein geringeres Risiko, selbst an Keuchhusten zu erkranken sowie andere mit Keuchhusten anzustecken. Und wer trotz Impfung erkrankt, hat zumindest eine bessere Chance auf einen milden Verlauf.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.impfen-info.de (Abrufdatum: 20.8.2024)
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website