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Wohnungskrise: Ziel neuer Wohnungen 2022 weit verfehlt


Zahlen zum Wohnungsneubau
Union: "Das ist ein Armutszeugnis für die Ampel"

Von t-online, ann

23.05.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0257256009Vergrößern des BildesNeubaugebiet eines Wohnviertels in Düsseldorf (Archivbild): 400.000 neue Wohnungen sollen pro Jahr in Deutschland gebaut werden, 2022 wurde das Ziel deutlich verfehlt. (Quelle: IMAGO/Robert Poorten)

Angesichts der Wohnungsnot in Deutschland sollten 2022 eigentlich 400.000 neue Wohnungen entstehen. Das Ziel hat die Bundesregierung weit verfehlt. Aus der Union kommt scharfe Kritik.

In Deutschland sind im vergangenen Jahr 295.300 neue Wohnungen fertiggestellt worden – das war zwar ein leichter Anstieg im Jahresvergleich, das Ziel der Bundesregierung wurde damit aber erneut deutlich verfehlt. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, wurden 2022 rund 1900 oder 0,6 Prozent mehr Wohnungen gebaut als 2021. Die Regierung hatte es sich zum Ziel gesetzt, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen.

Die Zahlen des Statistikamts umfassen sowohl den Neubau als auch Baumaßnahmen in bestehenden Gebäuden. Dabei stiegen unter anderem die Fertigstellungen in Zweifamilienhäusern (plus 14,1 Prozent) sowie in Mehrfamilienhäusern (plus 1,5 Prozent), bei den Einfamilienhäusern ging die Zahl um 1,5 Prozent zurück.

Zugleich stieg der sogenannte Bauüberhang an, dabei handelt es sich um genehmigte, aber noch nicht fertiggestellte Wohnungen – und das trotz eines Rückgangs der Baugenehmigungen für Wohnungen um 7,0 Prozent. Nach Angaben der Statistiker in Wiesbaden betrug der Überhang im vergangenen Jahr 884.800 Wohnungen, das waren 38.400 mehr als 2021.

Union: "Armutszeugnis für die Ampel"

Die Union kritisiert nach Vorstellung der Bilanz die Bundesregierung scharf. "Die neuen Zahlen zu fertiggebauten Häusern und Wohnungen sind ein Armutszeugnis für die Ampelregierung", sagte Ulrich Lange, Fraktionsvize der Union im Bundestag, t-online. "Mit 0,6 Prozent Zuwachs ist der Neubau eine echte Nullnummer und die Baupolitik von Frau Geywitz krachend gescheitert."

Eine Trendwende sei nicht in Sicht, "zumal die Ministerin nichts unternimmt, sondern weiter als Zuschauerin am Spielfeldrand steht", so Lange weiter. "Die 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, die die Ampel bauen will, bleiben ein schöner, aber unerreichbarer Traum."

Ausgerechnet die Regierung, die sich so gerne als sozial gebe, bekomme mit der Wohnungsnot eine der drängendsten sozialen Fragen unserer Zeit nicht gelöst, monierte Lange. Das sei "ein Trauerspiel auf ganzer Linie".

Verbände: Druck auf Mietmarkt wird enorm wachsen

Branchenverbände warnen eindringlich vor Folgen auch für den Mietmarkt. "Je weniger neue Wohnungen entstehen, desto größer wird der Druck auf den Mietwohnungsmarkt", sagte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, t-online. Die Situation sei bereits jetzt "dramatisch", warnt er. Wenn die Neubauzahlen sich weiter schlecht entwickelten, "werden wir die katastrophalen Folgen in einigen Jahren zu spüren bekommen".

Auch der Deutsche Mieterbund rechnet in den kommenden Jahren mit weiter deutlich steigenden Mieten und einer wachsenden Zahl an überforderten Haushalten. Verbandspräsident Lukas Siebenkotten sagte den Zeitungen der Funke-Gruppe, es dürften sich keine Illusionen gemacht werden – "alles, was legal ist, wird an Mietsteigerungen in den nächsten Jahren ausgenutzt werden". Die Mieten würden "deutlich stärker als die Löhne steigen", prognostizierte er.

"Es werden zu wenige Wohnungen gebaut und die, die entstehen, richten sich nicht an jene, die sie am dringendsten benötigen", sagte Siebenkotten weiter. Er warnte vor "sozialen Verwerfungen" und warf der Politik vor, den "sozialen Sprengstoff" bei dem Thema noch nicht erkannt zu haben.

Experte warnt vor weiter sinkenden Zahlen

Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, erklärte, trotz des leichten Zuwachses an Fertigstellungen im vergangenen Jahr gebe es "keinen Grund zum Jubeln". Das verfehlte Bauziel der Politik sei "umso tragischer, als dass die Zahl der fertig gestellten Wohnungen in den kommenden Jahren abnehmen dürfte – vor allem aufgrund der zuletzt massiv gestiegenen Zinsen".

Der hohe Bauüberhang bedeute zudem nicht, "dass dieser sich auch zwingend tatsächlich in höherer Bauaktivität niederschlägt". Möglich seien vielmehr auch gestrichene oder stornierte Bauvorhaben sowie abgelaufene Baugenehmigungen.

Zu den Zahlen des Statistikamts äußert sich am Mittag auch Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Sie hatte zu Beginn der Legislatur das Ziel ausgegeben, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, davon 100.000 Sozialwohnungen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
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