Angebliche "linke Schieflage" Orbán-Verbündete sollen Nachrichtensender gekauft haben
Wollten Vertraute des ungarischen Regierungschefs mehr Einfluss auf die EU nehmen? Angeblich stieg sein Umfeld bei einem Nachrichtensender ein.
Menschen aus dem Umfeld des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán sind offenbar am Kauf des europäischen Nachrichtensenders Euronews beteiligt gewesen. Wie mehrere europäische Medien am Donnerstag berichteten, haben die Orbán-Vertrauten mindestens ein Drittel der Kaufsumme bereitgestellt, ihre Anteile aber verschleiert. Offiziell hatte der portugiesische Investmentfonds Alpac Capital im Juli 2022 für 170 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung an dem Sender mit Sitz im französischen Lyon erworben.
Die Berichte der französischen Tageszeitung "Le Monde", der ungarischen Investigativplattform Direkt36 und der portugiesischen Wochenzeitung "Expresso" beziehen sich auf interne Dokumente. Demnach steuerte der ungarische Fonds Szechenyi 45 Millionen zum Kauf von Euronews bei. Der Fonds wurde damals von einer Stiftung verwaltet, deren Präsident der ungarische Wirtschaftsminister Mihaly Varga ist.
"Linke Schieflage"
Direkt36 zufolge spielten politische Gesichtspunkte bei der Transaktion eine große Rolle. Mit der Investition sollte demnach einer "linken Schieflage" in der Medienberichterstattung entgegengewirkt werden, da Euronews "Einfluss" auf "die Politik der EU" habe.
Alpac-Chef Pedro Vargas Davis ist der Sohn des ehemaligen ungarischen EU-Abgeordneten Mario David, der Orbán nahesteht. Zudem gewährte New Land Media, Kommunikationsdienstleister der ungarischen Regierung, der ungarischen Filiale von Alpac einen Kredit über 12,5 Millionen Euro, wie Direkt36 unter Berufung auf den Besitzer der ungarischen Alpac-Tochter berichtete. Diese wiederum sei am Kauf von Euronews beteiligt gewesen.
Sprecher hat keine Kenntnisse
Euronews, Szechenyi und New Land Media kommentierten die Berichte zunächst nicht. Ein Sprecher Orbáns sagte der Nachrichtenagentur AFP, die ungarische Regierung habe keine Kenntnis der Vorgänge. Journalisten von Euronews sagten "Le Monde", sie hätten bisher nicht erlebt, dass Einfluss auf die Berichterstattung ausgeübt wurde.
Das französische Finanzministerium hatte den Verkauf des Nachrichtensenders im Mai 2022 bewilligt.
- Nachrichtenagentur dpa