Auswirkungen der Fastenkur Entschlacken und entgiften: Sinnvolle Kur oder reiner Mythos?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das Frühjahr nutzen viele für eine Fastenkur. Von seinem religiösen Ursprung hat sich das Ritual für die meisten jedoch weit entfernt. Stattdessen geht es darum, seinen Körper zu entschlacken und zu reinigen. Doch funktioniert das überhaupt und ist eine Fastenkur wirklich sinnvoll? Wir klären Sie auf.
Schlacke – was ist das überhaupt?
Das Grundprinzip des Fastens im medizinischen Sinne ist die Reinigung des Körpers, insbesondere des Darms. In den 1930er Jahren postulierte der Arzt Otto Buchinger, dass der Darm ähnlich wie ein Ofenrohr hin und wieder gereinigt und entschlackt werden müsse. Doch gibt es diese Schlacke überhaupt?
Die "Deutsche Gesellschaft für Ernährung" (DGE) hat festgestellt: „In einem gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerung von Stoffwechselprodukten. Nicht verwertbare Stoffe werden über den Darm und die Nieren ausgeschieden.“ Sie müssen Ihren Darm entsprechend weder entschlacken, noch entgiften. Schlacke gehört also eindeutig zu den modernen Mythen.
Effektive Behandlung verschiedenster Leiden: Stimmt's?
Ob Allergien, Schmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Infektionen, Konzentrationsschwäche oder andere Leiden: "Entschlacken" soll in vielen Fällen Linderung verschaffen. Grundsätzlich auszuschließen sind positive Effekte auf die Gesundheit nicht, wissenschaftliche Belege für eine erfolgreiche Behandlung durch eine Fastenkur fehlen jedoch.
Auch die Ernährungswissenschaftlerin Petra Renner-Weber ist laut "SWR" skeptisch: „Die Wirkungen sind nicht eindeutig belegt, zumindest gibt es keine Untersuchungen, keine Studien dazu. Was nicht heißt, dass es nicht irgendwelche Effekte oder Wirkungen hat.“ So lässt sich die Wirkung nicht eindeutig ins Reich der Mythen verweisen.
Medizinische Risiken beim Entschlacken
Laut der "Süddeutschen Zeitung" stehen dem angeblichen und nicht belegten Nutzen jedoch nachweislich Risiken für Ihren Körper gegenüber. Wer ohne Hintergrundwissen fastet, riskiert:
- Kreislauf- oder Herzrhythmusstörungen
- Schwindelanfälle
- Bildung von Nierensteinen.
Kinder, Schwangere, stillende Mütter und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen sollten grundsätzlich aufs Fasten verzichten.
Entschlacken: Wissenschaft vs. subjektives Empfinden
Da es keine wissenschaftlichen Belege für die gewünschte Wirkung auf den Körper gibt, verweisen Verfechter des Fastens auf ihre subjektiven Erfahrungswerte, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Indizien für die Wirkung beim "Entschlacken" sind demnach:
- Euphorie
- Ein klarer Kopf
- Veränderter, meist schlechter, Körpergeruch
Ein Trugschluss, denn diese Anzeichen sind eine natürliche Reaktion des hungernden Körpers. So gehört Euphorie zu den „Regulationsmechanismen des Körpers, um einen zu schützen, dass man sich wohlfühlt, obwohl man nichts zu essen hat“, erklärt Expertin Renner-Weber laut "SWR".
Was bringt Entschlascken wirklich?
Für die Wissenschaftlerin ist der einzige Sinn, den eine Fastenkur für einige Menschen haben kann, der, „dass man prinzipiell über seinen Lebensstil nachdenkt, über seinen Ess-Stil, seine Lebensmittelauswahl. Für manche Menschen kann das ein Einstieg in eine veränderte Ernährung sein.“
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.