Häufige Irrtümer Wie privat ist der Inkognito-Modus?
Der Inkognito-Modus gibt vielen Internetnutzern beim Surfen ein Gefühl von Sicherheit und Privatsphäre. Doch was verbirgt er und was nicht? Wir klären auf.
Wer mit einem normalen Browser im Internet surft, bleibt nicht anonym. Unternehmen wie Google und Facebook sowie unzählige Werbenetzwerke verfolgen jeden Klick, um die Interessen und Lebensumstände des Nutzers zu erforschen.
Provider analysieren die Datenpakete, die zwischen den Anschlüssen hin- und hergeschickt werden. Auch der Staat überwacht die Internetaktivitäten seiner Bürger zur Verbrechensbekämpfung.
Viele Browser versprechen eine einfache Lösung für Nutzer, die ihre Privatsphäre vor neugierigen Blicken schützen wollen: Der Inkognito-Modus verschleiert angeblich seine Identität, sperrt Datensammler aus und macht das Surfen sicherer. Aber stimmt das? Wir erklären, wovor der "Porno-Modus" schützt und wovor nicht.
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Nutzer überschätzen die Wirkung
Laut einer Studie der University of Chicago und der Leibniz-Universität zu Hannover schätzen viele Nutzer die Wirksamkeit des Inkognito-Modus völlig falsch ein. So glauben 40 Prozent der Befragten, dass ihr Standort im privaten Modus geheim bleibt.
37 Prozent denken, dass ihre Webaktivitäten dadurch vor dem Arbeitgeber verborgen werden. Und 22,6 Prozent gehen sogar davon aus, dass die Einstellungen sie vor der Regierung schützen.
Tatsächlich leistet das Öffnen eines privaten Browserfensters deutlich weniger. Unter Google Chrome etwa führt der Inkognito-Modus lediglich dazu, dass der Browserverlauf und in Webseiten eingegebene Informationen nicht gespeichert werden.
Dadurch lässt sich beispielsweise verhindern, dass nachfolgende Nutzer auf Anhieb sehen können, welche Websites man besucht hat. Auch Formulare werden nicht mehr automatisch ausgefüllt und ergänzt.
Personalisierte Werbung funktioniert trotzdem
Cookies und Websitedaten werden aber dennoch gespeichert – zumindest bis zum Ende der Sitzung. Werbenetzwerke und Website-Betreiber können das Surfverhalten des Nutzers also doch beobachten und analysieren.
Erst wenn der Nutzer das Fenster schließt, werden die Daten gelöscht. Beim nächsten Besuch taucht derselbe Nutzer quasi wieder als "unbeschriebenes Blatt" auf.
Im Firefox-Browser sieht es ähnlich aus. Dort erfährt der Nutzer beim Öffnen eines neuen privaten Fensters:
"Firefox leert die eingegebenen Suchbegriffe und besuchten Webseiten beim Beenden der Anwendung oder wenn alle privaten Tabs und Fenster geschlossen wurden. Das macht Sie gegenüber Website-Betreibern und Internetanbietern nicht anonym, aber erleichtert es Ihnen, dass andere Nutzer des Computers Ihre Aktivitäten nicht einsehen können."
Damit wird deutlich, wie beschränkt die Wirkung des "privaten Modus" wirklich ist. Auch gegenüber dem Arbeitgeber, dem Internet-Provider und dem Netzwerk-Administrator können sich Nutzer mit dem Inkognito-Modus nicht verstecken – und schon gar nicht vor dem Staat.
Mozilla erklärt auf seiner Website sehr gut, was im Umgang mit dem Inkognito-Modus außerdem zu beachten ist.
Fazit:
Im Inkognito-Modus werden weder die Identität noch die Onlineaktivitäten des Nutzers verschleiert. Wer wirklich anonym surfen will, muss schon einen Tor-Browser nutzen. Auch sogenannte "Virtual Private Networks" (VPN) können die Privatsphäre des Nutzers schützen, indem sie seine Herkunft verschleiern und den Datenverkehr verschlüsseln. Mehr zum Thema lesen Sie hier.
Bei der Anbieterauswahl ist allerdings Vorsicht gefragt: Viele kostenlose VPN-Anbieter analysieren den Datenverkehr für ihre eigenen Zwecke oder geben ihre Erkenntnisse an Dritte weiter.