DFB-Innenverteiger Das Problem im Zentrum
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Weltmeister Mats Hummels spielt in den Überlegungen des Bundestrainers keine Rolle mehr. Dennoch hat Hansi Flick in der Innenverteidigung die Qual der Wahl – auch wenn seine Spieler vor besonderen Herausforderungen stehen.
Am 2. Juni war es so weit. Das, was schon seit Wochen feststand, wurde offiziell verkündigt: Antonio Rüdiger wechselt vom FC Chelsea zu Champions-League-Sieger Real Madrid. Der Abschied des Nationalspielers aus London war seit Wochen bekannt. Lediglich die Bestätigung des neuen Arbeitgebers stand noch aus.
Mit seinem Wechsel in diesem Sommer reiht sich Antonio Rüdiger nicht nur ein in die Reihe jener Spieler, die in ihrer Karriere die Schuhe für das "Weiße Ballett" schnürten. Er ist neben Niklas Süle und Nico Schlotterbeck nun der dritte Innenverteidiger der Nationalmannschaft, der sich vor der kommenden Saison für einen Tapetenwechsel entschieden hat.
DFB-Duo bei Borussia Dortmund
Süle verließ den FC Bayern, um sich Borussia Dortmund anzuschließen. Und auch Schlotterbeck, der im DFB-Pokalfinale für den SC Freiburg das Spiel seines Lebens machte, verstärkt ab Juli die Defensive der Borussen.
"Ich will in sehr viele Zweikämpfe gehen, man kann mich gerne als modernen Innenverteidiger bezeichnen. Ich mag es aber auch, den Ball zu haben und Lösungen zu finden, was ich versuchen werde, beim BVB einzubringen", so Schlotterbeck jüngst in einem Klub-Interview über seine sportlichen Ziele.
Es sind spannende Zeiten für die drei Top-Innenverteidiger des DFB. Alle drei haben nicht nur beste Karten auf ein Ticket für die Winter-WM in Katar. Alle drei dürfen sich auch berechtigte Hoffnungen machen, zum Stammpersonal zu gehören. Da Bundestrainer Hansi Flick mit einer Viererkette agieren lässt, müsste er allerdings mindestens einen Akteur vertrösten. Und dieser wäre nicht der einzige.
Mathias Ginter beispielsweise, jüngst von Gladbach zurück nach Freiburg gewechselt und unter Joachim Löw bei der EM noch in der Stammelf, spielte bei der Nominierung für die Nations-League-Spiele im Juni keine Rolle.
Auch Robin Koch, der aktuell noch bei Leeds United unter Vertrag steht, fand keine Berücksichtigung. Thilo Kehrer von Paris sieht Flick eher auf der Außenverteidigerposition, auch wenn Kehrer im Nationaldress bereits alle Positionen in der Viererkette bekleidete. Bliebe Stand jetzt noch Leverkusens Jonathan Tah, der allerdings kaum Chancen auf einen Stammplatz im DFB-Team hat.
Doch zurück zu Rüdiger, Schlotterbeck und Süle. Gegen Italien durften Süle und Rüdiger das Innenverteidiger-Duo bilden, lösten diese Aufgabe mehr als ordentlich. Im Prestigeduell mit den "Three Lions" aus England am Dienstag starteten Rüdiger und Schlotterbeck.
Während Rüdiger erneut einen soliden Auftritt hinlegte, leistete sich der Neu-Dortmunder nach gutem Beginn den einen oder anderen gefährlichen Lapsus. Zudem verursachte der 22-Jährige, wie schon im März gegen Israel, einen Foulelfmeter. In Sachen Erfahrung und Abgeklärtheit hat Süle in Vergleich zu seinem Konkurrenten auf alle Fälle die Nase vorne.
BVB-Trainer Terzic setzt wie Flick auf eine Viererkette
Beim BVB werden Rechtsfuß Süle und Linksfuß Schlotterbeck voraussichtlich gemeinsam in der Innenverteidigung auflaufen. Neu-Trainer Edin Terzic setzte bereits in seiner ersten Amtszeit als BVB-Trainer zum Ende der Saison 2020/2021 auf eine Viererkette. Offen ist noch, welche Rolle Altstar Mats Hummels dabei zufallen wird. Der Weltmeister könnte – wie bereits in der Nationalmannschaft geschehen – in Ungnade fallen. DFB-Coach Flick hat für den 33-Jährigen aktuelle keinerlei Verwendung mehr, eine Nominierung für Katar scheint utopisch.
"Alle diese Spieler haben eine gute Qualität. Und sie werden auch in ihren Vereinen ihre Rolle spielen und nochmal eine Entwicklung nehmen", sagte Flick über die ihre Klubs wechselnden Innenverteidiger zu t-online. Die Befürchtung, dass sich eine mögliche Eingewöhnungszeit im Verein auf die Leistung in der Nationalmannschaft auswirken könnte, hat der Bundestrainer nicht. Besonders nicht bei Antonio Rüdiger.
Dieser wechselt als Stammspieler der "Blues" zu Real – und soll dort die vakante Position des rechten Innenverteidigers neben Ex-Bayern-Star David Alaba dauerhaft erstklassig besetzen. Er sei "stolz" und "super begeistert", sagte Rüdiger am Tag der Wechselverkündung. Er könne es "nicht erwarten", bei diesem "großen Klub" loszulegen.
Für Trainer Flick ist "Boss" Rüdiger auf dem Weg zur WM in Katar ein Schlüsselspieler. "Ich bin total happy, dass wir so einen Spieler haben, er will immer den Sieg", lobte der Bundestrainer den Ex-Stuttgarter. "Über seine Qualität als Verteidiger muss man nicht diskutieren, die ist absolut top. Er hilft der Mannschaft mit all seiner Erfahrung, seiner Einstellung, und tut ihr gut."
Rüdiger, Süle, Schlotterbeck. Aus drei mach zwei, heißt es nun für den Bundestrainer. Eine schwierige Aufgabe.
- Spielerprofile auf transfermarkt.de
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- Eigene Recherche
- Pressekonferenzen von Hansi Flick
- Mit Material der Nachrichtenagentur SID