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Darum hat die Fliegenklatsche ein Gitter


Professionell Fliegen töten
Darum hat die Fliegenklatsche ein Gitter

Ein Schwung und die Mücke ist platt. Dabei muss nicht immer eine Zeitung die erste Wahl sein. Vor Erfindung der Plastikklatsche vor 65 Jahren ging man umso martialischer auf die Hatz nach Quälgeistern.

Aktualisiert am 07.07.2021|Lesedauer: 3 Min.
dpa, Sebastian Fischer
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Häufig hilft ein herzhafter Hieb. Mit Anmeldung der Plastikklatsche beim Deutschen Patentamt vor über 65 Jahren sind die Überlebenschancen von Fliegen, Mücken und Co. rapide geschrumpft. Die postume Insektenrache: ein roter Blutfleck an Wänden oder Decken.

Mehrere Fliegenklatschen liegen auf einem Tisch.Vergrößern des Bildes
Fliegenklatsche: Mit Anmeldung der Plastikklatsche beim Deutschen Patentamt vor 65 Jahren sind die Überlebenschancen von Fliegen, Mücken und Co. rapide geschrumpft. (Quelle: Fabian Sommer/dpa)

Darum hat die Fliegenklatsche ein Gitter

Am 25. Juli 1953 geht ein Brief an das Patentamt in München. Erich Schumm aus dem württembergischen Murrhardt meldet seine Fliegenklatsche als Gebrauchsmuster an. Mit ihrer abgerundet rechteckigen Schlagfläche weist sie die heute vielleicht gängigste Form auf. Das seinerzeit Neuartige war, dass sie aus sehr weichem, elastischem Kunststoff bestand. "Vorzugsweise ist der breitflächige Vorderteil im wesentlichen als Gitter ausgebildet, das beim schnellen Schlagen den Luftdurchtritt ermöglicht", heißt es in der Anmeldung.

Klingt vielleicht banal, hat aber seinen Sinn: Ist die Fläche geschlossen, dann spüren die Tiere den Luftzug der herabsausenden Gefahr – und können womöglich noch schnell dem Tod von der Schippe springen. Daher sind Gitter-Klatschen (aus Sicht des Jägers) erfolgversprechender als etwa eine zusammengerollte Zeitung.

Insektas – der Vorgänger der Fliegenklatsche

Diese physikalische Erkenntnis hat aber auch schon einer von Schumms Vorgängern berücksichtigt. 1949 reicht der Hamburger Alfred Hoeborn seine Erfindung ein, deren "luftdurchlässiges Maschengewebe aus Metall- oder Eisendraht, Textil- oder anderen Stoffen" Fliegen oder Motten kein Entrinnen bieten soll. Das Utensil namens "Insektas" erinnert in seiner Form an einen Tischtennisschläger.

Zuvor war es in Sachen Insektenjagd mitunter militärischer zugegangen – zumindest wenn man in den Dutzenden Fliegenklatschenmodellen stöbert, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts beim Deutschen Patent- und Markenamt und seinen Vorgängern registriert wurden.

Das Fliegengewehr mit Glöckchen

Marcus Heidbreder aus dem Westerwald meldet zum Beispiel 1922 ein Fliegengewehr an – inklusive Lauf und Kolben. Bei Betätigung des Abzugs schnellt über einen Gummizug die eigentliche Klatsche, die aus einem Lederlappen oder zusammengebundenen Lederstreifen besteht, nach vorn Richtung Ziel hinaus. Da der Gummi verschieden straff gespannt wird, kann entsprechend der Entfernung geregelt werden, mit welcher Härte es der Fliege an den Kragen geht. Zudem hat Heidbreder eine Glocke installiert, die beim Auslösen des Mechanismus bimmelt – um "den bei anderen Spielzeuggewehren auftretenden Knall" zu imitieren. Sozusagen schlägt der Fliege auch akustisch das letzte Stündchen.

Optimierungsversuche der Fliegenklatsche

Ganz ohne Totenglöcklein kommt freilich Schumms Kunststofferfindung aus, läutet aber vor 65 Jahren immerhin den Durchbruch der Klatsche am Stiel ein. Schnell machen sich andere daran, sie zu optimieren. Das schwäbische Unternehmen Haugolit Plastik nimmt sich wenige Jahre später des Problems der ärgerlichen Blutflecken an den Wänden an. In der Anmeldung heißt es, die Gittermaschen seien vergrößert und nicht mehr wie zuvor scharfkantig ausgestanzt, sondern mit schrägen Kanten versehen. Damit sollen die Insekten nicht mehr zerquetscht werden.

1989 befestigt ein Erfinder aus dem bayerischen Pocking eine Klebeplatte auf der Klatschenfläche. Er erklärt: Die herkömmlichen Mordinstrumente hätten den Nachteil, "dass die erschlagenen Insekten herunterfallen, die man dann mit der Hand beseitigen muss". Dies sei "für viele Menschen, insbesondere Frauen, unangenehm". Auch andere Tüftler legen ihre Bemühungen darauf, den Kadaver aufzufangen – wie etwa die Klatsche eines Österreichers vom Ende der 1990er Jahre, bei der die Fliegenreste mit einem Luftbalg in den Stiel gesaugt werden.

Bei einem 2017 angemeldeten Gebrauchsmuster können sich Insekten nicht mal mehr an Gardinen sicher wähnen. Mit einer Art Schere wollen drei Baden-Württemberger den Fliegen auf den Leib rücken. An zwei Schenkeln sind gegenüberliegende Gitterplatten angebracht, die zuschnappen und idealerweise das Insekt zwischen sich zerquetschen oder einfangen. Einer der Anmelder teilt allerdings mit, die Klatsche sei bisher nicht erfolgreich vermarktet worden – soll heißen: Im Laden kann man dieses Produkt noch nicht kaufen.

Und so zeigt der Streifzug durch die Jahrzehnte der Insektenjagd vor allem zwei Dinge: Dem Erfindungsreichtum sind selbst bei profanen Anlässen keine Grenzen gesetzt. Und: Gegen Fliegen muss es nicht immer nur die simple Zeitungsrolle sein. Es geht auch professionell.

Verwendete Quellen
  • dpa
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