Gletscherrückgang im Zeitraffer Dramatische Entwicklung in den Alpen
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Folgen der Klimakrise sind schon heute sichtbar – etwa in den Alpen. Denn die Gletscher schrumpfen dramatisch schnell.
Wenig Schnee im Winter, dann ein viel zu warmer Sommer: Für die Gletscher hoch oben in den Bergen sind das schwierige Bedingungen. Die Konsequenz: die dicken Eisschichten im Gebirge schrumpfen, zuletzt schneller als jemals zuvor.
Die Schweiz etwa erlebte in diesem Jahr den dritten heißen Sommer in Folge. Die Grenze des Gefrierpunkts verschob sich deshalb immer weiter nach oben. Der Höhenrekord lag diesmal bei 5.289 Metern und damit höher als die Spitze des höchsten Bergs Europas, des Mont Blanc.
Mehr als die Hälfte aller Gletscher in den Alpen liegen in der Schweiz. Die Wissenschaftler des Schweizer Gletschermessnetzwerks (Glamos) beobachten die Eisschilde ganz genau. Die aktuellen Beobachtungen aber bereiten ihnen Sorgen.
Videotranskript lesen
Die Gletscher in den Schweizer Alpen sind in diesem Jahr dramatisch geschmolzen. Nach einem Rekordverlust im Vorjahr schrumpften die Gletscher in diesem Jahr erneut deutlich.
"Dieses Jahr war für die Gletscher sehr problematisch, weil es im Winter sehr wenig Schnee gab, fast einen Rekordtiefstand bei der Schneehöhe, und der Sommer sehr warm war. Die Kombination dieser beiden Faktoren ist das Schlimmste, was den Gletschern passieren kann. Und dann ist da natürlich noch der Klimawandel, der solche extremen Ereignisse, wie wir sie in den letzten beiden Jahren erlebt haben, viel wahrscheinlicher macht."
Eine Zeitrafferaufnahme der ETH Zürich zeigt an einem Maßstab, wie stark das Eis in diesem Jahr zurückgegangen ist.
Insgesamt haben die Gletscher in den Alpen in den vergangen zwei Jahren zehn Prozent ihres Volumens verloren – so viel wie zuvor in 30 Jahren bis 1990.
Die Schweiz erlebte in diesem Jahr den dritten heißen Sommer in Folge. Ende August und im September lag die 0-Grad-Grenze in der Schweiz höher als 5.000 Meter – das ist äußerst ungewöhnlich.
"Das war ein neuer Rekord, der in diesem Jahr schon mehrmals übertroffen wurde. Für die Gletscher führte dies natürlich zu einem sehr starken Abschmelzen während dieser Tage. Das war nicht der einzige Grund für den starken Gletscherschwund, aber es zeigt, dass die Gletscher in den europäischen Alpen bis zu den höchsten Ebenen schmelzen. Und wenn das in Zukunft so weitergeht, was sehr wahrscheinlich ist, ist es wirklich möglich, dass wir ein fast vollständiges Verschwinden der Gletscher in den Alpen erleben werden."
Mehr als die Hälfte aller Gletscher in den Alpen liegen im Gebiet der Schweiz. In dem Nachbarland Deutschlands sind die Temperaturen etwa um das Doppelte des globalen Zuwachses gestiegen. Das hat verheerende Folgen.
"Wir verlieren also wirklich die kleinen Gletscher. Das verbliebene Eis wird von Steinen und Geröll bedeckt. Regionen, die in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten mit Schnee und Eis bedeckt waren, werden zu schwarzen Hängen, die durch Steinschlag gefährlich sind."
Eine Zeitrafferaufnahme eines Gletschers, wie Experten die Situation einschätzen und welche Gefahr von den schmelzenden Eisflächen im Gebirge ausgeht, erfahren Sie im Video oben oder wenn Sie hier klicken.
- Videomaterial von Reuters