Karte zeigt Wetterphänomen Saharastaub über Deutschland: Hier kann es Blutregen geben
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein Tiefdruckgebiet bringt einigen Regionen roten Regen. Grund ist Saharastaub, der nach Deutschland zieht. Ein Phänomen, das immer extremer wird.
Er färbt den Himmel orange und macht Sonnenuntergänge besonders farbintensiv: Autobesitzern ist Saharastaub jedoch ein Dorn im Auge, denn er legt sich als Schicht auf die Fahrzeuge. Besonders gut ist der Staub zu sehen, wenn Regen ihn aus der Luft wäscht und als Blutregen zu Boden fällt.
Den sagen die Wettermodelle auch für einige Gegenden Deutschlands in den kommenden Tagen voraus. Denn ein Tiefdruckgebiet bringt Niederschlag mit sich, zeitgleich bringt eine südliche Strömung Sand nach Mitteleuropa.
Wo der Sahrastaub über Deutschland zieht und als roter Regen fallen könnte und wie sich das Wetterphänomen durch die Klimakrise verändert, erfahren Sie hier oder im Video oben.
Das ist Koschaks Klima-Kosmos
Venedigs Kanäle trocknen aus, Sandstürme nehmen Menschen die Luft zum Atmen, in Touristengebieten tauchen blutrote Seen auf, die Hitze nimmt zu und beherrscht uns. Ist das noch Wetter oder schon Klima? Welche Phänomene stecken dahinter? Müssen wir uns jedes Mal Sorgen machen – und was kann der Mensch tun? t-online-Kolumnistin Michaela Koschak nimmt aktuelle Nachrichten und Bilder sowie generelle Phänomene zum Anlass, um zu erklären, was hinter ihnen steckt – in "Koschaks Klima-Kosmos".
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Liebe t-online-User, heute geht es im Koschaks Klima-Kosmos um Saharastaub, der sich wieder auf den Weg nach Deutschland gemacht hat und dafür sorgt, dass der Himmel nicht so richtig tiefblau ist, sondern ein bisschen mystisch gelb, dass Sonnenauf- und untergänge besonders farbenfroh sind. Und wenn Sie Ihr Auto gewaschen haben, spüren Sie so einen Film, so ein Rotbraun, der da drauf ist, dass das Auto gar nicht mehr so richtig sauber aussieht.
Und Anfang der Woche kommt ein Tiefdruckgebiet zu uns herein und bringt Regen. Und dann wird es den sogenannten Roten Regen oder Blutregen in Deutschland wieder geben. Warum ist derzeit so viel Saharastaub bei uns in der Atmosphäre? Über Nordafrika ist eine Menge los. Hier ist viel, viel Wind und es ist auch gerade Saison. Vor allem im Frühling und im Frühsommer gibt es den meisten Saharastaub, der sich auf den Weg zum Beispiel nach Mitteleuropa zu uns macht.
Denn jetzt ist vor allem der Saharasand sehr, sehr trocken und somit viel anfälliger gegenüber Wind. Im Moment über der libyschen Wüste ist der Wind so kräftig und auf der Vorderseite von diesem Tiefdruckgebiet Elfie was Anfang der Woche zu uns hier reinziehen wird, haben wir es mit einer südlichen Strömung zu tun. Weil sich ja Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn drehen und somit kommt mit dieser südliche Strömung dieser Saharastaub zu uns herein.
Dabei je nach Wetterlage gibt es drei Routen dieses Windes, der diesen Saharastaub bringt. Einmal über den Balkan kann er kommen, dann über die Balearen. Und wie diesmal kommt der Saharastaub über Spanien, Frankreich nach Deutschland zu uns herein. Ist das eigentlich mehr geworden durch den Klimawandel? So ein bisschen das Gefühl hat man auf jeden Fall. Die Medien berichten viel, viel häufiger über Saharastaub als früher.
Aber Wissenschaftler haben herausgefunden: Auch in den 70er und 80er Jahren gab es schon mal eine Häufung von Saharastaub in Mitteleuropa. Das haben sie an Eisbohrkernen in den Alpen herausgefunden. Aber auch im Moment gibt es recht viel von diesem Staub. Und der Unterschied zu vor 50 Jahren ist, das viel höhere Konzentration an Staubpartikel zu uns kommt. Das heißt, wie so oft beim Klimawandel wird es extremer, das heißt mehr Staub, mehr Saharastaub kommt zu uns nach Deutschland und macht sich hier bemerkbar.
Ist das Ganze jetzt gefährlich? Auf jeden Fall. Allergiker und Asthmatiker werden es spüren. Kurzzeitig ist die Belastung von Feinstaub in der Luft dadurch erhöht, allerdings deutlich harmloser als zum Beispiel verkehrsbedingter Feinstaub. Und das ist wirklich nur kurz und vorübergehend. Dagegen für die Natur ist das richtig gut, denn dieser Saharastaub hat ganz viel Nährstoffe, Sulfate, Phosphat in sich. Und wenn das ganze dann mit Wasser in Verbindung kommt, dann ist das ein guter Dünger. Also sie werden es bei sich im Garten merken. Es wächst dann alles ein bisschen besser. Aber Sie werden auch merken, Ihr Auto ist einfach deutlich dreckiger.
Michaela Koschak hat an der FU Berlin Meteorologie studiert und ist vielen Menschen aus dem Fernsehen bekannt. Die 45-Jährige hat unter anderem für Sat.1, MDR und NDR das Wetter präsentiert. Außerdem ist sie Buchautorin. Seit 2019 arbeitet Michaela Koschak auch als Kolumnistin für t-online, kommentiert und erklärt regelmäßig Wetter- und Klimaphänomene.
- Eigene Recherche