Notebook im Test MacBook Air M2: Apples neuer Alleskönner
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das MacBook Air ist laut Apple das meistverkaufte Notebook der Welt. Kann der Konzern seine Position mit der runderneuerten M2-Version noch ausbauen? Unser Test.
Seit 14 Jahren ist das MacBook Air fester Bestandteil des Notebook-Portfolios von Apple. Anfangs zählte das in der Basisversion 1.700 Euro teure Gerät eher zu den prestigeträchtigen Oberklasse-Notebooks und beeindruckte damals durch sein dünnes und leichtes Design.
Im Laufe der Zeit entwickelte Apple das Notebook behutsam weiter, senkte den Preis und machte es schließlich zum günstigen Einstiegs-MacBook, das sich auch Studenten leisten konnten. Kein Wunder, dass das Air laut Apple das meistverkaufte Notebook der Welt ist.
Was sich über die Jahre nie änderte: die ikonische Keilform, die das Gerät an der Vorderseite auf eine Dicke von nur vier Millimetern zulaufen ließ, während es an der hinteren Seite, dort wo sich das Display-Scharnier befindet, auf knapp die vierfache Dicke kam.
Technisch stach das Gerät nach den ersten Jahren nicht mehr aus der Masse der Ultrabooks hervor – es bot eher Intel-Durchschnittskost. Das änderte sich im Winter 2020. Als eines der ersten Geräte stattete Apple das Air mit dem neuen, selbst entwickelten M1-Chip aus – und der stellte die PC-Konkurrenz mit Intel- und AMD-Prozessoren leistungsmäßig klar in den Schatten. Was Apple dagegen nicht anpackte, war das schon leicht in die Jahre gekommene Gehäuse-Design samt der eher schwachen Webcam.
Mit der im Juni vorgestellten Neuauflage des MacBook Air aktualisiert Apple nun den Rest des Geräts – und setzt im Innern mit dem neuen M2-Chip leistungsmäßig noch einen drauf. Die Keilform ist passé, der einsteigerfreundliche Preis aber auch: Statt wie bisher 1.199 Euro kostet das neue MacBook Air nun 1.499 Euro. Das sind 300 Euro mehr. Wer es günstiger will, kann den Vorgänger mit M1-Chip auch weiterhin kaufen – bei Onlinehändlern sind die Geräte oft schon ab 1.000 Euro erhältlich.
Ist das Gerät den Aufpreis wert? Wie schlägt es sich im Vergleich zum Vorgänger mit M1 – und kann Apple den Erfolg des alten MacBook Air fortsetzen? Antworten dazu finden Sie in unserem Test.
Das MacBook Air entwächst dem Einsteiger-Segment
Die Vorstellung des neuen MacBook Air war neben der Präsentation des M2-Chips vermutlich die wichtigste Hardware-Neuigkeit auf Apples Entwicklerkonferenz WWDC im Juni. Und das lag vor allem daran, dass Apple die wichtigsten Verbesserungen seiner neuen MacBook Pros auch in das neue Design des MacBook Air einfließen ließ – und das Gerät dabei sichtbar neu positionierte.
Das Design folgt demselben Thema, das mittlerweile bei fast allen Gerätelinien vorherrscht: plane Flächen, harte Kanten, weniger verspielt und geschwungen. Das wirkt klarer, kaschiert aber auch weniger die tatsächliche Größe.
Im Falle des neuen MacBook Air wirkt das sogar noch etwas überzeugender als bei den großen MacBook Pro Modellen. Fallen diese vergleichsweise wuchtig aus, behält das deutlich dünnere Air auch im neuen Design seinen schlanken Gesamteindruck.
Breite und Tiefe des neuen MacBook Air sind nahezu identisch mit denen des Vorgängers – aufgrund der schmaleren Displayränder wuchs die Bildschirmdiagonale dennoch leicht von 13,3 auf 13,6 Zoll.
Auf den ersten Blick wirkt das alte MacBook Air aber dünner – doch das ist eine geschickte optische Täuschung des geschwungenen Designs. Insgesamt hat Apple im Vergleich zum vorherigen Air sogar 20 Prozent Volumen eingespart, außerdem ist es mit 1,24 Kilogramm rund 50 Gramm leichter.
Größer wurde zudem noch das ohnehin großzügige Trackpad. In der Nutzung macht das keinen riesigen Unterschied – fühlt sich aber einen Tick besser an.
Sichtbarer und alltagsrelevanter ist dagegen der neue MagSafe-Anschluss. Er wurde mit den großen MacBook Pros wieder eingeführt. Apple erfüllte damit eine seit Jahren gestellte Forderung vieler Apple-Fans. Dass MagSafe jetzt auch im MacBook Air eingebaut ist, ist erfreulich, schließlich lässt sich das leichtere Gerät auch einfacher durch einen Stolperer über das Stromkabel vom Tisch reißen.
Mit MagSafe ist das nun erheblich unwahrscheinlicher – das Kabel trennt sich bei Zug, der nicht absolut senkrecht erfolgt, sehr leicht vom Gerät. Ein weiterer großer Vorteil: Beim Laden bleiben beide USB-C-Ports frei, um Zubehör wie eine Thunderbolt-Festplatte oder einen externen Monitor anzuschließen.
Übrigens gibt es auch beim M2-Chip die Beschränkung, dass nur ein externer Monitor direkt angeschlossen werden kann. Diese Einschränkung gilt jedoch nicht, wenn man zwei Monitore etwa über eine Docking-Station verbindet und eine Software wie den DisplayLink Manager nutzt. Wie bei der M1-Plattform dürfte die Displayeinschränkung für die leistungsfähigeren Pro-, Max- und Ultra-Modelle nicht gelten. Die Chips wurden bislang aber noch nicht vorgestellt.
Das Display im Gerät selbst ist ausgezeichnet und mit 500 Nits maximaler Helligkeit auch 25 Prozent heller als sein Vorgänger. Im direkten Vergleich war das durchaus auch sichtbar.
Die letzte Neuerung betrifft die Farben. Das alte MacBook Air gab es zuletzt in Silber, Space-Grau und Gold. Gold wurde für das neue Modell gestrichen, dafür gibt es nun die beiden neuen Farben Mitternacht und Polarstern. Mitternacht konnten wir uns im Juni in Cupertino bereits ansehen – ein sehr dunkles Blau, das meist eher schwarz aussieht, in bestimmten Lichtsituationen aber auch blau.
Unser Testgerät kam in der Farbe Polarstern, die sich schwer beschreiben lässt, am ehesten wohl als ein warmer Silberton mit leichtem Champagner-Einschlag. Auch hier bestimmt die Lichtqualität stark den Farbeindruck. Nach kurzer Eingewöhnungszeit gefiel uns der besondere Farbton ausgezeichnet.
Leistung satt: Der neue Standard für die Mehrheit der Nutzer
Zur Leistungsfähigkeit des neuen M2-Chips haben wir bereits einiges im Test des neuen MacBook Pro M2 geschrieben. Trotzdem gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen beiden Geräten: Das MacBook Pro verfügt über einen Lüfter und kann so die Rechenleistung bei anhaltender Belastung konstant halten. Das neue MacBook Air hat wie sein Vorgänger keinerlei Lüfter. Bei längerer intensiver Rechenlast muss der M2-Chip seine Leistung leicht drosseln, damit er nicht zu heiß wird. Macht das einen Unterschied?
Um es kurz zu machen: Für die allermeisten Nutzer dürfte die kleine Leistungseinbuße verschmerzbar sein. Wir haben unser Testgerät mit seinen acht CPU-Kernen und zehn Grafikkernen gegen das gleich ausgestattete MacBook Pro M2 in verschiedenen Testprogrammen gegeneinander antreten lasen: Am deutlichsten ließ sich der Effekt beim Test mit Cinebench R23 nachvollziehen.
Schon nach einigen Minuten der rechenintensiven Aufgabe sprang beim MacBook Pro der Lüfter an. Nach drei zehnminütigen Durchläufen landete das neue Air bei rund 7.600 Punkten, das Pro mit M2 bei 8.700 Punkten – gut 14 Prozent mehr Leistung also im Dauerlastbetrieb. Übrigens: Das MacBook Air mit M1-Chip ist im Vergleich rund 20 Prozent langsamer als sein M2-Nachfolger.
Doch solche durchgehend hohen Belastungen treten im Nutzungsalltag der meisten Anwender eigentlich nie auf. Typische Office-Programme, Browser-Fenster selbst mit Dutzenden Tabs, Videoschnitt im Hobby- und ambitionierten Amateurbereich, auch Musikproduktion mit Hunderten von Spuren – all das arbeitet der M2 zügig weg.
Etwas Aufregung gab es im Übrigen um die SSD-Leistung des MacBook Pro mit M2 Chip. Hier zeigten Messungen, dass der Speicher mit 256 GB Kapazität deutlich langsamer ausfiel als noch beim M1-Modell. Dies konnten wir in eigenen Messungen bestätigen: Unser Testgerät kam im Leistungstest nur auf rund 1,4 GB/s beim Schreiben und beim Lesen. Um diese Zahlen einzuordnen: Das ist noch immer sehr schnell und nahezu kein Anwender dürfte den Unterschied im Alltag bemerken. Doch der Vorgänger mit M1 leistete 50 bis 100 Prozent mehr.
Bei unserem MacBook Air M2-Testgerät konnten wir keine Probleme feststellen: Rund 2,3 GB/s beim Schreiben und 2,8 GB/s beim Lesen sind erwartbare Werte. Allerdings war im Testgerät auch eine SSD mit 512 GB Kapazität verbaut. Die Probleme wurden bislang nur bei den kleineren 256 SSDs im MacBook Pro M2 beobachtet.
Klang, Kamera und Akku – besser, aber noch nicht perfekt
Während der Präsentation wurden auch die neuen Lautsprecher von Apple gelobt – im internen Vergleich mit anderen MacBook-Modellen können die aber nicht ganz überzeugen.
Grundsätzlich ist der Klang erstaunlich laut und gut. Echten Bass gibt es nicht – aber den kann man in diesem Format auch nicht erwarten. Den Vergleich zum alten MacBook Air gewinnen die neuen Lautsprecher deutlich: Sie sorgen für mehr Stereobreite, klingen klarer und verzerrungsfreier bei hohen Lautstärken. Der Vergleich mit dem MacBook Pro mit M2 ist schon deutlich schwieriger. Hier gewinnt das MacBook Pro im alten Gehäuse mit einem hauchdünnen Vorsprung, es bildet die Höhen etwas besser und weniger scheppernd ab, klingt etwas breiter – dafür insgesamt etwas leiser.
Das 14" MacBook Pro mit M1 Pro spielt dagegen klar in einer anderen Liga. Hier kann das neue Air nicht mithalten. Unterm Strich – und vor allem im Vergleich zu anderen Notebooks dieses Formats – ist der Klang sehr gut und erfreulich laut.
Ähnlich fällt der Vergleich interessanterweise bei den verbauten Kameras aus: Das neue MacBook Air verfügt nun über eine 1080p-Kamera, außerdem soll der ISP im M2 (ein spezieller Bildbearbeitungsteil des Chips) auch für mehr Leistung sorgen.
Beim Vergleich der Fotos, die mit Apples eigener Selfie-App Foto Booth entstanden, ließ sich der Auflösungsvorteil der Kamera nicht wirklich ausspielen – die Bilder wurden mit 1.440 mal 960 Pixeln gespeichert. Immerhin im Vergleich zum Vorgängermodell war das Ergebnis sichtbar. Die Bilder von Macbook Pro M2 (720p) und 14" MacBook Pro M1 Pro (1.080p) waren bei schlechtem Licht etwa vergleichbar mittelmäßig – mit leichtem Vorteil für das 14" MacBook Pro. Wer deutlich bessere Kamerabilder will, sollte ohnehin auf die für iOS 16 versprochene Funktion Continuity Camera setzen, der erlaubt, die iPhone-Kamera direkt als Webcam einzubinden.
Die Akkuleistung ist wie bei allen Geräten mit Apple Silicon beeindruckend – und etwa auf dem sehr guten Niveau des M1 MacBook Air. Apple spricht von 15 Stunden drahtlosem Surfen – und das ist durchaus glaubhaft. Sparsame Nutzer mit wenig Apps und geringer Displayhelligkeit kommen mit ihrem MacBook Air vermutlich sogar über zwei ganze Arbeitstage. Ein Punkt, in dem Windows-PCs mit Intel- oder AMD-Prozessoren derzeit klar das Nachsehen haben – oder die lange Akkulaufzeit mit erheblichen Leistungseinbußen erkaufen müssen.
Fazit: Apple definiert den neuen MacBook-Standard
Was also heißt das alles nun für den möglichen Käufer? Die Antwort lautet: Nie gab es bei der Wahl des passenden MacBooks so wenig Gründe, die gegen das MacBook Air sprechen, wie beim neuesten M2-Modell: Das Design ist zeitgemäß, die Verarbeitung gewohnt hochwertig, die neuen Farben machen die Geräte auch als schicke Tech-Accessoires interessant.
Gleichzeitig bietet Apples M2-Chip mehr Leistung als die allermeisten Anwender brauchen. Das ist aber nicht schlimm, das lüfterlose Design und die enorme Akkulaufzeit lassen die exzessive Rechenpower im Alltag glatt vergessen – aber sobald man sie braucht, steht sie zur Verfügung. Bildbearbeitung, Videoschnitt, App-Programmierung mit Xcode – alles kein Problem. Sogar Spiele laufen erstaunlich passabel auf der Maschine.
Wer ein MacBook sucht, ist deshalb mit dem neuen MacBook Air fast immer gut beraten – ob als ausdauerndes Office-Gerät oder als potente Multimedia-Maschine. Nur wer beruflich viel und intensiv rechenintensive Anwendungen nutzt – etwa das regelmäßige Exportieren großer 4K- und 8K-Videoinhalte, das Berechnen (Rendering) aufwändiger 3D-Animationen und Grafiken oder das häufige Kompilieren großer Software-Projekte –, profitiert deutlich von einem Upgrade auf die beträchtlich teureren MacBook-Pro-Geräte mit 14- und 16-Zoll Bilddiagonale und einem M1 Pro oder M1 Max.
Kommen wir nun zum größten Nachteil des neuen Geräts: sein deutlich höherer Preis. Rund 1.500 Euro kostet das MacBook Air ab sofort in der Einstiegskonfiguration mit 8 Grafik-Kernen, 8 GB Arbeitsspeicher und 256 GB SSD-Speicher.
Damit macht Apple auch preislich klar, dass das neue Air kein günstiges Einsteigergerät mehr ist, sondern Apples neuer Standard – und das vollkommen zu Recht.
Das MacBook Air M2 ist ab Freitag erhältlich
- Eigener Test