Was dahinterstecken kann Wenn das Gelenk warm wird und anschwillt
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schwellungen und Rötungen am Gelenk können Symptome verschiedener Erkrankungen sein. Ein Arzt erklärt, welche das sind und was Linderung schafft.
Geschwollene Gelenke können verschiedene Ursachen haben. Neben akuten Verletzungen und Überlastungen, etwa durch Sport, sind häufig Arthrose, Arthritis und Gicht Gründe für eine Schwellung.
Häufige Begleitsymptome geschwollener Gelenke sind Überwärmung, Rötungen und Schmerzen. Das Symptombild gibt wichtige Hinweise, um welche Gelenk-Erkrankung es sich handelt.
Warum werden Gelenke dick?
Geschwollene Gelenke sind die Folge einer Überreizung beziehungsweise einer Entzündung im Gelenk. Es sammelt sich vermehrt Flüssigkeit und der Bereich um das betroffene Gelenk schwillt an, rötet sich und wird warm.
Es treten Schmerzen und Bewegungseinschränkungen auf. Neben akuten Verletzungen oder Überlastungen sind es oft Gelenkerkrankungen, welche die Schwellung – medizinisch auch als Gelenkerguss bezeichnet – verursachen.
Professor Stefan Rehart ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Agaplesion Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main sowie medizinischer Berater der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e. V. Der Experte ist auf das Fachgebiet Orthopädische Rheumatologie spezialisiert.
Welche Krankheiten können dahinterstecken?
Zu den häufigen Erkrankungen der Gelenke, die mit Schwellungen verbunden sind, gehören die Arthrose, rheumatisch-entzündliche Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis sowie die Stoffwechselerkrankung Gicht.
Der Ort der Schwellung sagt bereits einiges über die mögliche Ursache aus. Während bei den chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, etwa der rheumatoiden Arthritis, meist zuerst die kleinen Gelenke an Händen und Füßen betroffen sind, leiden Gicht-Betroffene oftmals unter massiven, plötzlichen Schmerzen und Schwellungen am Knie und dem Großzehengrundgelenk.
Schwillt das Kniegelenk beispielsweise bei einem Alter über 60 Jahren an, kann eine degenerative Kniearthrose die Ursache sein.
Auch Arthrose lässt Gelenke anschwellen
Bei einer Arthrose, auch als (altersbedingter) Gelenkverschleiß bezeichnet, verbraucht sich mit der Zeit die schützende Knorpelschicht. Durch die zunehmende Reibung im Gelenk treten Entzündungsreaktionen auf, die Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zur Folge haben.
"Eine Arthrose entwickelt sich langsam über viele Jahre hinweg und kann theoretisch in fast jedem Gelenk entstehen. Am häufigsten sind die Knie und die Hüften betroffen", sagt Professor Stefan Rehart, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Agaplesion Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main und medizinischer Berater der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e. V.
Von einer Arthrose betroffene Gelenke fühlen sich oft, besonders nach längerer Ruhe, steif an. Typisch zu Beginn der Erkrankung ist ein "Anlaufschmerz", der dann während der Bewegung wieder nachlässt. Im fortgeschrittenen Verlauf schmerzt schließlich jede Bewegung des Gelenks.
Rheumatoide Arthritis: Systemische Autoimmunerkrankung
Anders sieht das bei der rheumatoiden Arthritis aus, der häufigsten rheumatisch-entzündlichen System-Erkrankung, die sich in der Regel zuerst an den kleinen Fingergelenken zeigt, genauer: an den Fingergrund- und -mittelgelenken. Oft kommt es dort morgens zu Schwellungen und einer Steifigkeit von mehr als 30 Minuten.
Sie schmerzen und die Bewegungsfähigkeit ist in der Regel stark eingeschränkt. Da auch die Kraft zunehmend verloren geht, werden das Greifen und Halten zunehmend schwieriger, was den Alltag deutlich einschränkt.
"Da es sich bei der rheumatoiden Arthritis um eine Autoimmunerkrankung handelt, kommen weitere Beschwerden hinzu, etwa Erschöpfung und ein allgemeines Schwächegefühl. Auch Beschwerden an Augen, Herzen, Nieren und Haut sind häufig", erklärt Rehart.
"Mediziner sprechen auch von 'systemischer Erkrankung', also einer Erkrankung, die den gesamten Körper betrifft". Warum das körpereigene Immunsystem die Innenhaut der Gelenke angreift, ist nicht abschließend geklärt. Typisch für "Rheuma" ist, dass sich meist (symmetrisch) auf beiden Seiten des Körpers die gleichen Gelenke entzünden. Kennzeichnend ist auch, dass der Gelenkschmerz in Ruhe anhält.
Gicht geht einher mit Schmerzen und Schwellungen
Auch bei der Stoffwechselerkrankung "Gicht" schwellen bestimmte Gelenke an und schmerzen stark. Verursacht wird die Entzündung in den Gelenken durch zu viel Harnsäure im Blut. Die Harnsäure kristallisiert aus und bildet nadelförmige Kristalle im Gelenk.
Die Erkrankung verläuft schubweise. Innerhalb weniger Stunden schwellen die Gelenke an und schmerzen massiv. Nach etwa sechs bis zwölf Stunden sind die Beschwerden am intensivsten. Dann können bereits sanfte Berührungen starke Schmerzen verursachen. Oft lassen die Symptome eines Gichtanfalls nach mehreren Tagen wieder nach.
"Beim ersten Gichtanfall ist meist das Grundgelenk des großen Zehs betroffen. Später sind oft auch andere Gelenke entzündet, etwa die Mittelfußgelenke, die Sprunggelenke, Knie, Ellbogen, Hand- und Fingergelenke", sagt der Experte für Orthopädie und Unfallchirurgie. "Manche Betroffenen leiden zudem unter chronischer Gicht. Diese kann aufgrund der anhaltenden Entzündungsreaktionen die Gelenke dauerhaft schädigen."
Wann zum Arzt?
Klingt eine Schwellung nach wenigen Tagen nicht ab oder treten starke Schmerzen sowie Bewegungseinschränkungen auf, sollten Betroffene immer einen Arzt aufsuchen und die Ursache klären lassen. "Ist die Schwellung des Gelenks die Folge einer akuten Verletzung, etwa beim Sport, sollte man das Gelenk sofort ärztlich untersuchen lassen", rät Rehart.
Behandlung richtet sich nach der Ursache
Die Behandlung von Gelenkschmerzen und -schwellungen ist abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung. Während der akuten Schwellung helfen oft Kühlung und Schonung der schmerzenden Gelenke. Entzündungshemmende Schmerzmittel sowie weitere Medikamente können die Symptome ebenfalls lindern. Art des eingesetzten Wirkstoffs,
Dosierung und Anwendungsdauer werden mit dem behandelnden Arzt abgestimmt. "Eine an die Beschwerden angepasste Bewegungstherapie ist ebenfalls unverzichtbar. Sie unterstützt die Beweglichkeit der Gelenke, stärkt umgebende Strukturen und kann Schmerzen lindern", so Rehart.
Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises liegt der Fokus der Therapie auf der medikamentösen Dämpfung der Entzündungsreaktion. Sinnvoll ist dabei die enge interdisziplinäre Kooperation des Orthopäden mit dem internistischen Rheumatologen.
Bei der Gicht kommt zudem der Ernährung eine bedeutende Rolle zu. Im Rahmen einer Ernährungsumstellung wird versucht, den Harnsäurespiegel im Blut zu senken und die Kristallbildung in den Gelenken zu hemmen. Unter anderem sollten die Betroffenen weniger Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte verzehren und auf Alkohol weitestgehend verzichten. Auch zu viel Fruktose gilt als ungünstig.
Bei einer fortgeschrittenen Arthrose kann zuallerletzt ein Gelenkersatz notwendig werden. Das künstliche Gelenk, Endoprothese genannt, wird vor allem in Knie und Hüfte eingesetzt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Arthrose. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 10. Juni 2021)
- Rheumatoide Arthritis. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 6. Mai 2020)
- Gicht. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 12. Januar 2022)
- Rheuma. Krankheitsbilder. Online-Information der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e. V. (Stand: Aufgerufen am 20. Juni 2022)
- S2e-Leitline „Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten“. Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). AWMF-Register-Nr. 060-004. (Stand: April 2018)