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Berti Vogts: "Was mich am Vergleich zwischen Tuchel und Klopp ärgert"


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Deutsche Toptrainer
"Was mich am Vergleich zwischen Tuchel und Klopp ärgert"

MeinungEine Kolumne von Berti Vogts

Aktualisiert am 21.08.2020Lesedauer: 4 Min.
Zwei deutsche Trainer im Ausland: Thomas Tuchel (l., Paris) und Jürgen Klopp (Liverpool).Vergrößern des Bildes
Zwei deutsche Trainer im Ausland: Thomas Tuchel (l., Paris) und Jürgen Klopp (Liverpool). (Quelle: t-online.de/imago-images-bilder)

Es sind ganz verschiedene Welten: Während Thomas Tuchel in den vergangenen Jahren immer wieder hart kritisiert wurde, lobten die meisten Jürgen Klopp in den Himmel. Zu Recht?

Seit Monaten ärgere ich mich darüber, wie schlecht Thomas Tuchel in der öffentlichen Wahrnehmung – speziell hier bei uns in Deutschland – wegkommt. "Seine Zeit in Paris ist bald vorbei", musste ich noch vor einer Weile lesen – oder: "Er ist immer noch weit entfernt vom Niveau eines Jürgen Klopp." Ich sage: völliger Quatsch! Tuchel ist ein internationaler Toptrainer und kein Stück schlechter als Klopp oder Guardiola. Und genau das hat er mit dem Einzug mit Paris Saint-Germain ins Finale der Champions League erneut bewiesen.

Picken wir uns doch mal den naheliegendsten Vergleich heraus:

Klopp wurde in knapp fünf Jahren als Trainer des FC Liverpool einmal Meister und einmal Champions-League-Sieger – eine herausragende Leistung. Doch Tuchel gewann in nur zwei Jahren zweimal mit Paris die Meisterschaft, einmal den Pokal und steht nun im Finale der Königsklasse. Ich frage mich: Wo ist da der große Unterschied?


Beide haben enormen Erfolg. Und trotzdem wird vor allem Klopp in den Himmel gelobt – für viele ist er der bessere Trainer. Woran liegt das?

Ich mache das an drei Punkten fest:

1. Das Charisma

Klopp ist ein besonderer Typ. Medien und Fans lieben seine direkte Art. Er ist der volksnahe Toptrainer, immer für einen lockeren Spruch zu haben. Tuchel hingegen ist anders: zurückhaltender, nachdenklicher, ernster. Doch am Ende zählt vor allem die Leistung als Trainer. Und die hat nichts mit flotten Sprüchen zu tun, sondern einzig und allein mit dem Inhalt seiner Arbeit.

Tuchel ist taktisch besser als viele andere Trainer, er ist ehrgeizig, extrem erfolgreich und klar in seiner Ansprache. Das muss reichen, um in einem Atemzug mit Klopp genannt zu werden.

2. Wertschätzung der französischen Liga

Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir in Deutschland den Fußball in Frankreich nicht wirklich ernst nehmen – was schade ist. Und sich auch auf das Standing von Tuchel auswirkt. Wohingegen die Premier League andauernd bei uns im TV läuft. Aber betrachten wir es doch mal ganz nüchtern: Im Halbfinale der Champions League standen mit Lyon und Paris zwei Klubs aus der Ligue 1, keiner aus England. Und Frankreich ist amtierender Weltmeister.

Wir sollten den Fußball in unserem Nachbarland mehr respektieren – und auch die Hauptprotagonisten dort häufiger wertschätzen. Ich persönlich finde es für einen deutschen Trainer sogar schwerer in Frankreich zu arbeiten, als in England. Die Sprache, die Spielweise, die Mentalität, alles ist anders als bei uns. Wohingegen die Fußballwelt in England sich viel weniger von der deutschen unterscheidet.

3. Wahrnehmung von Paris Saint-Germain

Man assoziiert mit dem Verein vor allem drei Spieler: Kylian Mbappé, Neymar und Angel di Maria, der als Bindeglied zwischen den beiden Superstars und dem Rest der Mannschaft fungiert. Nun könnte man denken, dass wenn man drei solcher Ausnahmekönner im Kader hat, der Gewinn der Meisterschaft und des nationalen Pokals etwas Selbstverständliches ist. Doch das ist nicht so.

Tuchel weiß, dass man ohne eine stabile Abwehr keine Titel holt. Ihm ist es gelungen, der Mannschaft eine herausragende Defensivkultur einzuimpfen – seine vielleicht größte Leistung als Trainer von Paris. Dazu eine Statistik: PSG kassierte in der aktuellen Champions-League-Saison bisher insgesamt nur drei Gegentreffer – weniger, als jeder andere Verein. Doch die Tore und Dribblings seiner Weltstars überstrahlen das. Leider.

Tuchel, Flick und Klopp haben einen gemeinsamen Nenner

Nun steht Tuchel mit Paris gegen den FC Bayern am Sonntag (ab 21 Uhr im Liveticker auf t-online.de) im großen Finale – und trifft dort auf Hansi Flick. Ein weiterer deutscher Toptrainer, von dem ich sehr viel halte. Flick leistete schon 2014 als Co-Trainer von Jogi Löw beim WM-Triumph in Brasilien herausragende Arbeit.

Wie er dann in diesem Jahr den Job an der Säbener Straße von Vorgänger Niko Kovac – den ich ebenfalls sehr schätze – übernahm, und das Team weiter verbesserte, ist außergewöhnlich. Deshalb muss man inzwischen auch Flick auf eine Stufe mit Tuchel und Klopp stellen.


Was mich besonders freut, ist, dass die Leistung aller drei – von Tuchel, Klopp und Flick – einen gemeinsamen Nenner hat: Erich Rutemöller. Er war es, der ihnen als Fußball-Lehrer-Ausbilder die wichtigsten Werte des Trainerberufs vermittelte.

Rutemöller leistete da exzellente Arbeit, wie die Ergebnisse seiner Schützlinge heute zeigen. Und ich finde es schade, dass er inzwischen nicht mehr für den DFB arbeitet. Zumindest als Berater für die deutsche Fußballer-Lehrer-Ausbildung sollte man ihn dringend zurückholen – denn seine Expertise ist Gold wert. Das werden Klopp, Flick und auch Tuchel sicher bestätigen.

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