Letzter TT kommt im November Audi-Legende vor dem Aus
"Nicht mehr so gefragt": Nach 25 Jahren nimmt Audi den TT aus dem Programm – ein Design-Klassiker, dessen Karriere tragisch begann.
Nach einem Vierteljahrundert geht der TT in den Ruhestand: Im November stellt Audi die Produktion des Sportwagens ein.
Umjubelter Start – zunächst jedenfalls
Der TT wurde in den 90er-Jahren von Audis damaligem Leiter der Konzeptentwicklung Ulrich Hackenberg und dem deutsch-amerikanischen Designer Freeman Thomas entwickelt. Schnell avancierte er zu einem Design-Klassiker. Thomas betonte damals die "teutonische Reinheit der Form." Sein Fazit über den TT: "Dieses Auto spricht Deutsch." Wie auch immer – das Design kam an.
Das zeigte sich erstmals im Jahr 1995 auf der IAA: Auf der Frankfurter Automesse enthüllte Audi eine sogenannte Studie, die eine gewaltige Begeisterung erzeugte. Aufgrund dieser Resonanz entschloss sich die damals nicht gerade atemberaubende Marke schließlich, eine Serienversion des Autos zu bauen. Drei Jahre später begann – mit geringen Änderungen am Design – die Fertigung.
Designfehler führte zu schrecklicher Unfallserie
Dieses Design hatte aber eine furchtbare Schattenseite: Das abgerundete Heck ohne definierte Abrisskante führte bei hohem Tempo zu starkem Auftrieb an der Hinterachse. In Verbindung mit dem sportlich ausgelegten Fahrwerk ergab sich ein sehr schmaler Grenzbereich. In schnell gefahrenen Kurven konnte das Heck abrupt ausbrechen, was vor allem für unerfahrene Fahrer schwer zu kontrollieren war.
Schwere, teils sogar tödliche Unfälle waren die Folge. Diese Vorfälle erregten viel Aufmerksamkeit in den Medien. Audi bot den Besitzern eine Stabilisierung der Abrisskante und eine verbesserte Fahrwerksabstimmung an. Eine Nachrüstung der Stabilitätskontrolle (ESP), die danach zur Serienausstattung gehörte, sei jedoch aufgrund des hohen Aufwands nicht durchführbar. Es kam zum Shitstorm. Audi musste einlenken und ESP nachrüsten – kassierte aber von seinen Kunden ein Selbstbeteiligung von 650 DM.
Fortan trugen TT der ersten Generation einen Heckspoiler; in der zweiten (ab 2006) und dritten Generation (2014) trat das kritische Fahrverhalten nicht mehr auf.
"Nicht mehr so gefragt"
Nun wird es Zeit für den letzten Audi TT, ein Modell 8S mit 400 PS starkem Fünfzylinder. Er ist übrigens längst verkauft – ebenso wie die übrige Jahresproduktion von etwa 10.000 Fahrzeugen. Zum Vergleich: Allein von seinem deutlich teureren 911er baut Porsche viermal so viele Einheiten pro Jahr.
Die Zeit des TT ist vorbei, daraus macht selbst Audi keinen Hehl: "Die Kundenwünsche haben sich im Lauf der Zeit geändert. Diese Art der Sportwagen ist nicht mehr so gefragt", sagt Zoltan Les, Produktionsleiter im ungarischen Audi-Werk Györ, der Zeitschrift "Auto Motor und Sport". "Hinzu kommt der Umstieg auf Elektroantriebe. So musste die Audi AG die Entscheidung treffen, den TT einzustellen."
- Zeitschrift "Auto Motor und Sport" (Ausgabe 19/2023)
- kfz-betrieb.vogel.de: Audi: Ein viertel Jahrhundert neue Tourist Trophy
- Eigene Recherche