Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Großer Überblick Welche Medikamente helfen bei Rheuma?
Rheuma ist nicht heilbar, lässt sich aber meist gut behandeln. Schmerzmittel und andere Medikamente spielen dabei eine wichtige Rolle. Wir erklären, welche Rheumamittel es gibt und wie sie wirken.
Das eine Rheumamittel gibt es nicht. Denn hinter dem Begriff Rheuma verbergen sich mehrere hundert Krankheiten, die auch "Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises" genannt werden. Jede von ihnen hat andere Ursachen und führt zu unterschiedlichen Beschwerden – daher muss die Behandlung individuell auf die genaue Erkrankung abgestimmt sein.
Fast immer setzt sich die Therapie aus verschiedenen Maßnahmen zusammen. Dazu gehören nicht nur Medikamente: Meist ist auch Physio- und/oder Ergotherapie sinnvoll. In vielen Fällen kann auch eine Umstellung der Ernährung helfen.
In diesem Artikel soll es jedoch nur um die medikamentöse Rheumatherapie gehen. Das heißt: Hier erhalten Sie einen Überblick über die bekanntesten und häufigsten Formen von Rheuma und die jeweils zur Behandlung geeigneten Medikamente.
Welche Rheumamittel gibt es?
Zur Therapie rheumatischer Erkrankungen stehen zahlreiche verschiedene Medikamente zur Verfügung, die sich grob in zwei Gruppen unterteilen lassen:
- Medikamente, die die Beschwerden lindern: Hierzu zählen vor allem Schmerzmedikamente mit Kortison oder den Wirkstoffen Diclofenac oder Ibuprofen. Bei einigen Erkrankungen kommt auch Paracetamol infrage.
- Arzneien, die die Verschlimmerung der Erkrankung hinauszögern, indem sie deren Ursache entgegenwirken oder zumindest gezielt in die zugrundeliegenden Prozesse eingreifen: Dazu zählen etwa Wirkstoffe, die das Immunsystem "herunterfahren", welches bei einigen rheumatischen Erkrankungen körpereigenes Gewebe angreift.
Bei einigen Krankheiten des rheumatischen Formenkreises sind zur Behandlung beide Arten von Medikamenten nötig: Während eines akuten Schubs nehmen die Betroffenen kurzfristig entzündungshemmende Schmerzmedikamente wie Kortison ein. Für die langfristige Behandlung bekommen sie die gezielter wirkenden Mittel verschrieben. Das ist zum Beispiel bei der rheumatoiden Arthritis üblich.
Bei einigen Formen von Rheuma wirken sich entzündungshemmende Schmerzmedikamente auch langfristig günstig auf den Krankheitsverlauf aus. Das gilt etwa für Morbus Bechterew und Polymyalgia rheumatica.
Es gibt jedoch auch rheumatische Erkrankungen, bei denen Medikamente nicht helfen oder bei denen vor allem andere Behandlungsmaßnahmen von Bedeutung sind.
Medikamente gegen rheumatoide Arthritis
Bei einer rheumatoiden Arthritis entwickeln sich immer wieder Entzündungen in den Gelenken. Diese werden auch als Rheumaschübe bezeichnet. Während der Schübe erhalten die Betroffenen meist schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente, zudem kann ihnen eine Kältetherapie helfen.
Durch diese Maßnahmen lassen sich aber nur die Beschwerden unter Kontrolle bringen – nicht die Erkrankung selbst. Deshalb ist es wichtig, dass die Betroffenen zusätzlich eine sogenannte Basistherapie erhalten, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen kann. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel zur rheumatoiden Arthritis.
Medikamente gegen Arthrose
Durch Alter und/oder Überlastung kommt es zum Abbau der Knorpelsubstanz in den Gelenken. Dadurch sind diese nicht mehr so gut "gepolstert" und nehmen bei alltäglichen Belastungen Schaden, was sich durch Schmerzen und Steifigkeit äußert.
Dagegen können Schmerzmittel helfen, zum Beispiel Ibuprofen. Als Tabletten verabreicht helfen diese meist schnell gegen die Schmerzen. Allerdings können Nebenwirkungen auftreten, zum Beispiel Übelkeit, Sodbrennen und Durchfall. Um diese zu vermeiden, können Betroffene es zunächst mit einem Gel oder einer Salbe versuchen. Diese enthalten die gleichen Wirkstoffe wie die Tabletten, werden jedoch direkt auf das Gelenk aufgetragen und verursachen weniger Nebenwirkungen. Sie helfen jedoch nicht immer.
Mitunter entzünden sich die Gelenke bei Arthrose auch, als Folge der Schädigung. Dann raten Ärztinnen und Ärzte unter Umständen zu einer Behandlung mit dem entzündungshemmenden Wirkstoff Kortison. Dieser kann direkt in das betroffene Gelenk gespritzt werden und die Beschwerden schnell lindern. Kortison wirkt allerdings nur kurzfristig und eignet sich nicht zur Dauertherapie, weil es den Knorpel schwächen kann.
Ohnehin spielt die medikamentöse Behandlung bei Arthrose eine untergeordnete Rolle: Damit die Gelenke langfristig beweglich bleiben, sind vor allem andere Maßnahmen nötig, etwa eine Physiotherapie.
Medikamente gegen Polymyalgia rheumatica
Die Polymyalgia rheumatica trifft vor allem ältere Menschen und verursacht Entzündungen, welche sich durch Muskelschmerzen im Bereich der Schultern und/oder Hüften äußern. Die Betroffenen bekommen Medikamente mit dem entzündungshemmenden Wirkstoff Kortison verschrieben. Dieses hilft schon nach ein paar Stunden, kann die Erkrankung aber nicht heilen, sondern nur eindämmen.
In der Regel versuchen Ärztinnen und Ärzte, die medikamentöse Therapie nach etwa zwei Jahren allmählich zu beenden. Oft "ruht" die Erkrankung dann, auch ohne dass die Betroffenen Medikamente einnehmen – Fachleute sprechen von Remission. Die Entzündungen können aber jederzeit wieder auftreten.
Medikamente gegen Gicht
Zu Gicht kann es kommen, wenn im Körper zu viel Harnsäure vorhanden ist. Harnsäure bildet der Körper unter anderem beim Abbau bestimmter (vor allem tierischer) Nahrungsmittel. Normalerweise sorgen die Nieren dafür, dass sie mit dem Urin ausgeschieden wird.
Bei Menschen mit Gicht sind die Nieren jedoch nicht dazu in der Lage, genug Harnsäure auszuscheiden. In der Folge lagern sich Harnsäurekristalle unter anderem in Gelenken ab, was zu schmerzhaften Entzündungen – sogenannten Gichtanfällen – führen kann. Sie betreffen meist ein Gelenk, häufig das Grundgelenk des großen Zehs.
Um einen Gichtanfall zu lindern, verordnen Ärztinnen und Ärzte in der Regel entzündungshemmende Schmerzmedikamente wie
- sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (wie Ibuprofen) oder
- Kortison.
Langfristig wird die Erkrankung nur besser, wenn die Betroffenen etwas gegen ihren erhöhten Harnsäurespiegel tun – etwa über die Ernährung.
Wenn es trotzdem immer wieder zu Gichtanfällen kommt, kann es sinnvoll sein, den Harnsäurespiegel im Körper medikamentös zu senken, etwa mit Allopurinol.
Die Erkrankten nehmen dieses Mittel in Form von Tabletten ein. Es sorgt dafür, dass der Körper beim Abbau der Nahrung weniger Harnsäure bildet. Dadurch sinkt der Harnsäurespiegel, was neuen Gichtanfällen vorbeugt. Allerdings nicht sofort: In den ersten Wochen der Allopurinol-Einnahme können weiterhin Gichtanfälle auftreten.
Darum verordnen Ärztinnen und Ärzte für die Anfangszeit der Behandlung zusätzlich Schmerzmittel mit entzündungshemmender Wirkung. Diese lindern zum einen die akuten Beschwerden, zum anderen können sie erneute Gichtanfälle verhindern.
Erkrankte, für die die genannten Schmerzmedikamente – etwa aufgrund bestimmter Vorerkrankungen – nicht infrage kommen, können stattdessen Colchicin verschrieben bekommen. Das ist ein pflanzliches Mittel, welches ebenfalls Entzündungen entgegenwirkt. Es hilft allerdings nicht direkt gegen die Schmerzen und kann zudem schwere Nebenwirkungen auslösen, vor allem heftigen Durchfall. Daher verordnen Ärztinnen und Ärzte es normalerweise in niedriger Dosierung und für einen möglichst kurzen Zeitraum.
Medikamente gegen Osteoporose
Bei Osteoporose werden die Knochen instabiler, weil ihre Dichte abnimmt. Ist die Erkrankung stark ausgeprägt, erhöht sich daher die Gefahr für Knochenbrüche. Um diesen vorzubeugen, kann die Ärztin oder der Arzt Medikamente verschreiben, die den Knochenabbau bremsen, zum Beispiel sogenannte Bisphosphonate. Diese können als Nebenwirkung zu Verdauungsbeschwerden führen.
Bei leichter Osteoporose sind diese Arzneimittel in der Regel nicht notwendig. Wichtig ist dann vor allem, dass die Betroffenen ausreichend Calcium und Vitamin D zu sich nehmen. Beide Nährstoffe stärken die Knochen und bewahren sie bis zu einem gewissen Grad vor dem weiteren Abbau.
Dazu sollten die Betroffenen täglich etwa 1000 Milligramm Calcium zu sich nehmen. Viel Calcium steckt zum Beispiel in Milchprodukten und grünem Gemüse. Vitamin D kann der Körper selbst bilden, wenn er ausreichend Sonnenlicht bekommt.
Meist müssen Menschen mit Osteoporose aber trotzdem Nahrungsergänzungsmittel mit Calcium und Vitamin D einnehmen, um ihren Bedarf zu decken. Wichtig ist, dass dies in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt geschieht.
Medikamente gegen Morbus Bechterew
Morbus Bechterew ist eine entzündliche Form von Rheuma, die in erster Linie Rückenschmerzen verursacht und langfristig dazu führen kann, dass die Wirbelsäule immer steifer wird. Um die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu erhalten, ist vor allem eine konsequente Physiotherapie entscheidend.
Gegen die Entzündungen und die Schmerzen helfen Medikamente mit schmerzstillenden und entzündungslindernden Wirkstoffen wie Diclofenac oder Ibuprofen. Bei schweren Schüben können Ärztinnen und Ärzte auch Mittel mit Kortison verschreiben.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 14.10.2021)
- Online-Informationen der Stiftung Warentest: www.test.de (Abrufdatum: 14.10.2021)
- Online-Informationen von Deximed: www.deximed.de (Abrufdatum: 14.10.2021)
- Online-Informationen von Amboss: www.amboss.com (Abrufdatum: 14.10.2021)
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 14.10.2021)
- Online-Informationen der Deutschen Rheuma-Liga e. V.: www.rheuma-liga.de (Abrufdatum: 14.10.2021)
- Online-Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit: www.gesund.bund.de (Abrufdatum: 14.10.2021)
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 060/004 (Stand: April 2018)
- S2e-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh): Gichtarthritis. AWMF-Reg.-Nr. 060/005 (Stand: 30.4.2016)