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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vermeintliche Vitaminbombe Acaibeere: So gesund ist das Superfood wirklich
Acaibeeren werden als Superfood gehandelt. Die kleinen, violett-blauen Beeren sollen einen hohen Gehalt an Antioxidantien haben, welche die Zellen schützen.
Acaibeeren sind getrocknet als Pulver oder Kapseln erhältlich, aber auch als Saft. Doch was ist dran an der vermeintlichen Wunderbeere? Ist sie wirklich so vitaminreich und gesund?
Was sind Acaibeere und welche Wirkung wird ihnen zugeschrieben?
Acaibeeren sind im südamerikanischen Amazonasgebiet heimisch und wachsen an feuchten bis sumpfigen Standorten. Die dunkelvioletten, gut einen Zentimeter großen Acai-Früchte mit dem säuerlich-bitteren Geschmack wachsen in Büscheln auf den Kohlpalmen, lateinisch euterpe oleracea. Wer das Superfood verzehren möchte, muss zum Teil tief in die Tasche greifen. 150 Tabletten sind für um die 20 Euro zu bekommen, 100 Gramm Pulver für etwa zehn Euro. Eine Flasche Acai-Saft kostet um die 15 Euro.
Der Kauf lohnt sich, so das Versprechen der Hersteller. Schließlich sei die Acaibeere reich an zellschützenden Antioxidantien, darunter Vitamin C, Vitamin E sowie Anthocyanen (dunkelroter Pflanzenfarbstoff) und enthalte zudem reichlich Kalzium. Außerdem soll die lilafarbene Beere die Immunabwehr unterstützen, Alterungsprozesse verlangsamen, Entzündungsprozessen entgegenwirken, fit machen, beim Abnehmen helfen und sogar Krebszellen reduzieren und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.
Acaibeeren: Studienlage nicht eindeutig
Armin Valet von der Fachabteilung Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Hamburg e. V. (VZHH) steht solchen Versprechen skeptisch gegenüber: „Die Studienlage kann solche Wirkungen bislang nicht bestätigen. Die Beere ist nicht gesünder als andere Obst- und Gemüsearten mit dem dunklen Pflanzenfarbstoff Anthocyan“, sagt der Verbraucherschützer.
Zudem könnten sich die in den Nahrungsergänzungsmitteln enthaltenen Extrakte oder Pulver mit Blick auf die Nährstoffgehalte und Wirkung aufgrund unterschiedlicher Herstellungsmethoden zum Teil erheblich voneinander unterscheiden. „Entsprechend sind keine gesundheitsbezogenen Aussagen in Bezug auf Acaibeeren im Sinne der Health-Claims-Verordnung zugelassen“, sagt Valet.
Zur Person
Armin Valet arbeitet in der Fachabteilung Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Hamburg e. V. (VZHH).
Acaibeeren: Heimische Beeren sind gleichwertige Konkurrenz
Ebenso kritisieren die Verbraucherschützer die teils hohen Preise für Acaibeeren-Produkte. Verbraucher würden teilweise recht hohe Summen zahlen, ohne den Nährstoffgehalt zu bekommen, den sie erwarten. Und nicht nur das: Acai-Produkte können teils mit gesundheitsgefährdenden Mineralölrückständen belastet sein.
Auch seien allergische Reaktionen, gerade bei exotischen Lebensmitteln, nicht gänzlich auszuschließen. Sicherer fahre man mit heimischen Beeren, so das Fazit der Verbraucherschützer.
„In Acaibeeren stecken nicht mehr Antioxidantien als in heimischem Obst und Gemüse“, sagt Valet. „Der Gehalt an Anthocyanen beispielsweise wird von Schwarzen Johannisbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren, roten Weintrauben, Holunderbeeren, Roter Beete und Rotkohl teils deutlich übertroffen.“
Frische Beeren besser als hoch konzentriertes Pulver
Ebenso berge der Verzehr von frischem Obst und Gemüse nicht die Gefahr einer Überdosierung. Pulver und Kapseln seien teils hoch konzentriert. Die tägliche Höchstmenge könne leicht überschritten werden, was nicht unkritisch ist. "Die Dosis macht das Gift. Selbst gesunde Stoffe wie Vitamin C können, in zu hoher Dosis konsumiert, Beschwerden verursachen.
Am Beispiel Vitamin C sind bei einer wiederkehrenden Überdosierung Durchfälle möglich und das Risiko für Nierensteine steigt", so Valet. "In Acaibeeren-Produkten können teils recht hohe Dosen von Mangan enthalten sein. Dieses Spurenelement ist einerseits für den Stoffwechsel im Körper notwendig, kann aber in unnatürlich hohen Dosen Nervenschäden verursachen und die Aufnahme von Eisen stören."
In geringen Mengen verzehrt, schadet Acai-Pulver nicht. Es sollte mit Maß konsumiert werden. Deutlich größere gesundheitliche Effekte lassen sich mit einer insgesamt ausgewogenen und möglichst frischen Ernährung erzielen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- verbraucherzentrale.de: "Acai – die brasilianische Wunderbeere?". Online-Information der Verbraucherzentrale. (Stand: 20. Dezember 2021)
- dge.de: "Vitamin C". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). (Stand: Aufgerufen am 1. November 2023)
- dge.de: "Kupfer, Mangan, Chrom, Molybdän". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). (Stand: Aufgerufen am 1. November 2023)
- deutsche-apotheker-zeitung.de: "Acai-Beeren- das Amazonas-Wunder". Online-Information der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ). (Stand: 4. September 2020)
- bzfe.de: "Trendbeeren und -früchte". Online-Information des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE). (Stand: 30. November 2022)