Wegen Inflation Nestlé will Preise weiter erhöhen
Dem weltgrößten Nahrungsmittelkonzern Nestlé machen die hohen Arbeits- und Energiekosten zu schaffen. Preiserhöhungen seien deshalb unvermeidbar.
Der Vorstandschef des Lebensmittelkonzerns Nestlé, Ulf Mark Schneider, hält weitere Preiserhöhungen für die Produkte des Unternehmens in diesem Jahr für unvermeidbar. "Wir sind nicht der Verursacher dieser Inflation, wir sind von ihr getroffen wie jeder Konsument auch", sagte Schneider der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Wir haben die für uns anfallenden Mehrkosten noch nicht vollständig weitergegeben. Es wird daher weitere Preissteigerungen geben."
Auch wenn die Teuerung nicht mehr so hoch sei wie 2022, bestehe für Nestlé "aufs volle Jahr gesehen noch ein Aufholbedarf". Den Vorwurf, mit kleineren Verpackungsgrößen über Preiserhöhungen hinwegzutäuschen, wies Schneider zurück: "Täuschung möchte ich mir nicht unterstellen lassen."
Preise stiegen bereits 2022
Wie hoch die Preissteigerungen ausfallen würden, hänge unter anderem von der Entwicklung der Arbeits- und Energiekosten ab. Agrarrohstoffe hätten sich verteuert, die Ausgaben für Energie und die Arbeitskosten seien in vielen Ländern drastisch gestiegen.
Nestlé ist der größte Lebensmittelhersteller der Welt. Das Unternehmen hat dem Bericht zufolge für sein Sortiment in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres die Preise im Durchschnitt um 7,5 Prozent angehoben. Welche Produkte in deutschen Supermärkten außerdem teurer geworden sind, lesen Sie hier.
Bedeutung von Fleischersatzprodukten wächst
Zu den künftigen Marktchancen für Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis äußerte sich Schneider im Gespräch mit der Zeitung zuversichtlich. Sein Unternehmen setze damit "mehr als 800 Millionen Franken im Jahr um" (knapp 800 Millionen Euro) – "und das mit zweistelligen Wachstumsraten".
Die Bedeutung dieses Geschäfts für den Konzern werde in den kommenden Jahren deutlich zunehmen, sagte Schneider. Die Ersatzprodukte leisteten einen wichtigen Beitrag, damit Nestlé sein selbstgestecktes Ziel erreichen könne, die Treibhausgasemissionen gegenüber dem Stand von 2018 bis 2025 um 20 Prozent zu senken und bis 2030 zu halbieren.
Zum Potenzial von Laborfleisch sagte Schneider, es sei pflanzenbasierten Produkten mit Blick auf Proteingehalt und Kalorienzahl unterlegen. "Deshalb halte ich Laborfleisch vor allem für sogenannte Hybridprodukte für interessant. Das heißt, man stellt zum Beispiel 80 Prozent des Nahrungsmittels aus Pflanzen her und als letztes Tüpfelchen obendrauf mischt man etwas kultiviertes Fleisch dazu."
- Nachrichtenagenturen Reuters und AFP