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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zuse Z3 Vor 75 Jahren erfand Konrad Zuse den Computer
Konrad Zuse hat 1941 mit der Erfindung des Computers Z3 in Berlin den Startschuss für ein neues Zeitalter gegeben: Der Zuse-Rechner gilt als erster funktionsfähiger Universalrechner der Welt. Das Original wurde bei einem Bombenangriff am 21. Dezember 1943 zerstört, im Deutschen Museum in München steht ein Nachbau. Am 12. Mai 2016 feierte der Z3 seinen 75. Geburtstag.
Der Bauingenieur Konrad Zuse (1910-1995) wollte eine Maschine entwickeln, die ihm Statik-Berechnungen abnimmt. Diese waren mit damaligen Mitteln sehr aufwändig, ließen sich aber gut formalisieren – waren also sehr gut geeignet, von einer Automatik übernommen zu werden.
Dem Z3 gingen Z1 und Z2 voraus. Der Z1 war noch nicht zuverlässig genug, weil sich zeitweise Schaltglieder verhakten. Auch er wurde im Krieg zerstört. Der Z2 war ein reines Übergangsmodell.
Den USA weit voraus
Das Gerät war so groß wie eine Wohnzimmerschrankwand, wog mehr als eine Tonne und konnte in drei Sekunden multiplizieren, dividieren und Quadratwurzeln ziehen. Wie moderne Rechner heute verwendete der Z3 bereits das binäre Zahlensystem (Zustand 0 und 1). Die Speicherkapazität betrug 64 Worte. Er war außerdem bereits von der Systemarchitektur her auf Ein- und Ausgabegeräte eingerichtet. Damit war Zuse der Entwicklung in den USA deutlich voraus. Beim Universalcomputer ENIAC I, der 1946 von US-Forschern vorgestellt wurde, mussten für jede Programmänderung noch die technischen Komponenten neu verkabelt werden.
Vor 75 Jahren präsentierte der bei den Henschel-Flugzeugwerken angestellte Zuse seinen Rechner nur vor ein paar Wissenschaftlern in seiner Werkstatt in Berlin-Kreuzberg. "Das große Echo blieb aber aus: keine Presse, keine Weltsensation – es herrschte Krieg", begründete dies Horst Zuse, der älteste Sohn des PC-Visionärs, der sich später des technischen Erbes seines Vaters annahm.
Zuse-Rechner spielten keine militärische Rolle
Konrad Zuse wurde zwar während des Krieges auch finanziell von der Rüstungsindustrie gefördert, doch spielten die Zuse-Rechner militärisch keine Rolle mehr. Nach dem Kriegsende versuchte Zuse, sich ein Patent für die Erfindung des Computers erteilen zu lassen, doch auch er scheiterte 1967 beim Bundespatentgericht.
Während Zuse quasi als Alleinkämpfer in Deutschland agierte, löste der im Vergleich zu den Zuse-Rechnern konzeptionell unterlegene ENIAC I in den USA ein stürmische Entwicklung aus, die letztlich zur Geburt des Silicon Valley in Kalifornien führte, weil das US-Militär Firmen wie Hewlett-Packard mit Großaufträgen versorgte.
Smartphone schneller als Supercomputer
Der Z3 ist mit heutigen Computern kaum noch vergleichbar. Selbst ein Smartphone wie das iPhone 6 sei schon etwa 1500 Mal schneller als der erste Supercomputer "Era Cray-1" aus den 80er Jahren, sagte der britische Wissenschaftler Tony Hey, der bis 2014 bei Microsoft gearbeitet hatte. Viele Dinge wie die Genomforschung, die Erforschung der Ozeane oder die Suche nach Heilmitteln für Krankheiten wie Krebs seien ohne die verfügbare Rechenleistung und die riesigen Datenbestände nicht denkbar.
Dabei könnte die Entwicklung zum Teil auch der Bequemlichkeit geschuldet gewesen sein. Konrad Zuse habe sich selbst immer wieder gern als "Bummelstudent" beschrieben, berichtete der Mathematiker Yannis Kevrekidis von der Princeton University. Nur die mathematischen Aufgaben hielten ihn davon ab, das Stadtleben von Berlin zu genießen. Möglicherweise seien deshalb die Algorithmen erfunden worden, "damit man nicht mehr alles selbst berechnen musste".