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Wenn der Magen keine Milchprodukte vertägt


Milchunverträglichkeit
Laktoseintoleranz: Die wichtigsten Fakten im Überblick

t-online, Ann-Kathrin Landzettel

20.10.2016Lesedauer: 4 Min.
Magen-Darm-Beschwerden nach Milchkonsum: Oft wird eine Laktoseintoleranz dahinter vermutet – diese ist aber weniger häufig als gedacht.Vergrößern des Bildes
Eine Milchunverträglichkeit verursacht häufig Bauchschmerzen. (Quelle: Thinkstock/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Jeder fünfte Bundesbürger leidet unter Laktoseintoleranz und reagiert auf Milchzucker (Laktose) mit Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Schuld ist das im Darm fehlende oder nur unzureichend vorhandene Enzym Laktase.

Ursachen und Symptome: Warum Milchprodukte manchem zu schaffen macht

Milchzucker (Laktose) ist ein sogenannter Zweifachzucker. Er besteht aus den beiden Molekülen Glukose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker). Laktose kommt natürlicherweise nur in der Muttermilch und in der Milch von Säugetieren vor. Für die Verdauung braucht der Darm das Enzym Laktase. Ist es nicht in ausreichender Menge auf den Zotten des Dünndarms vorhanden, spielt die Verdauung nach dem Verzehr von Milch, Quark, Käse und anderen Milchprodukten verrückt. Wenn die Darmbakterien den Milchzucker verarbeiten, entstehen Säuren sowie die Gase Kohlendioxid und Wasserstoff. Menschen mit Laktoseintoleranz leiden dabei unter

  • Bauchschmerzen
  • Völlegefühl
  • Übelkeit
  • Krämpfen
  • Blähungen
  • Durchfall

Doch auch unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen, juckende Haut und nächtliches Schwitzen treten bei Patienten mit Laktoseintoleranz häufig auf. Der Enzymmangel kann angeboren sein, sich aber auch im Laufe des Lebens entwickeln, etwa durch Erkrankungen des Darms oder die Einnahme bestimmter Medikamente, die die Darmaktivität beeinflussen.

Wie der Name Laktoseintoleranz bereits sagt: Es handelt sich um eine Unverträglichkeit von Milchzucker und nicht um eine Allergie, die durch eine Überreaktion des Immunsystems ausgelöst wird. Wie stark die Beschwerden sind, ist individuell verschieden. Manche Patienten reagieren bereits auf sehr kleine Mengen Laktose, während andere selbst eine größere Dosis problemlos vertragen. Abhängig ist das auch davon, wie viel Laktase der Darm noch bildet und wie viel Laktose man zu sich nimmt. Auch die individuelle Zusammensetzung der Darmflora spielt eine Rolle, da sie die Gärungsprozesse mit beeinflusst. Frühestens 15 Minuten, spätestens zwei Stunden nach dem Verzehr der Milchprodukte machen sich die Symptome bemerkbar.

Diagnose: Wann ein Test beim Arzt sinnvoll ist

Wenn man nach dem Genuss von Milch, Quark, Käse oder anderen Milchprodukten immer wieder mit Beschwerden im Magen-Darm-Trakt zu kämpfen hat, könnte eine Laktoseintoleranz vorliegen. Zur Sicherheit sollte man einen Arzt aufsuchen. Der Arzt wählt meist den Atemtest oder den Bluttest, um die Diagnose Laktoseintoleranz zu stellen. Seltener kommt ein Gentest zum Einsatz.

Wasserstoff-Atemtest (H2-Atemtest): Am häufigsten kommt der H2-Atemtest zum Einsatz. Wird der Milchzucker nicht durch das Enzym Laktase aufgespalten, sondern von den Darmbakterien abgebaut, entsteht Wasserstoff. Über die Darmwand gelangt das Gas in den Blutkreislauf und anschließend in die Lunge. Von dort wird es über die Atemluft ausgeschieden. Für den Test muss der Patient eine Laktose-Wasser-Lösung trinken und anschließend eine spezielle Atemmaske aufsetzen. Sie wertet die ausgeatmeten Gase aus.

Je höher der Wasserstoffanteil (H2) in der Atemluft, desto ausgeprägter ist die Intoleranz. Doch nicht immer ist das Ergebnis des H2-Atemtests zuverlässig. Denn es gibt Patienten, die anstatt Wasserstoff andere Gase ausatmen. Obwohl eine Intoleranz vorliegt, fällt der Atemtest in diesem Fall negativ aus. Zeigt das Testergebnis keine Unverträglichkeit an, obwohl es aufgrund der Testlösung zu Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen gekommen ist, sind weitere Untersuchungen angebracht.

Laktose-Toleranztest: Der Laktose-Toleranztest gibt ebenfalls Hinweise auf eine Unverträglichkeit. Auch in diesem Fall muss der Patient eine Laktose-Lösung trinken. Danach werden regelmäßig Blutproben entnommen und die Blutzuckerwerte untersucht. Bei einem gesunden Menschen steigt der Blutzuckerspiegel an, weil der Milchzucker im Dünndarm in Glukose und Galaktose aufgespalten und verwertet wird. Fehlt dieser Verdauungsschritt, lässt sich im Blut kein Anstieg feststellen.

Gentest: Eine weitere Untersuchungsmethode ist der Gentest. Sein Vorteil liegt darin, dass der Patient keine Laktose-Lösung trinken muss und ihm die quälenden Symptome im Zuge der Diagnosestellung erspart bleiben. Für den Gentest wird entweder Blut entnommen oder mit Hilfe eines Wattestäbchens ein Abstrich von der Mundschleimhaut gemacht und anschließend im Labor ausgewertet. So kann die genetische Veranlagung für eine Laktoseintoleranz festgestellt werden. Der Test ist keine Kassenleistung und muss vom Patienten selbst bezahlt werden. Die Kosten betragen etwa 70 Euro.

Laktosefreie Diät: Die laktosefreie Diät ist ebenfalls eine Möglichkeit, eine Unverträglichkeit festzustellen. Hierbei sollte der Patient für etwa zwei Wochen völlig auf Milchprodukte verzichten. Treten in dieser Zeit keine Beschwerden auf, weist das auf eine Intoleranz hin. Die Diät sollte nur in Absprache mit dem Arzt erfolgen, damit die Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen, darunter Kalzium, weiterhin gewährleistet ist.

Therapie: Was Betroffenen bei Milchzuckerunverträglichkeit hilft

Um Beschwerden vorzubeugen, ist es für die Betroffenen am besten, sich laktosearm zu ernähren. Ein wirksames Mittel, das die Laktasebildung im Darm wieder anregt, gibt es nicht. Laktase-Präparate können die Beschwerden zwar lindern, ganz vermeiden lassen sich diese allerdings nicht: Die zugeführte Laktase wird im Magen bereits zum Teil inaktiviert und steht für die Laktoseaufspaltung im Dünndarm nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung. Die individuelle Dosierung der Präparate bespricht man am besten mit seinem Arzt.

Laktosefreie Produkte, die mittlerweile in fast jedem Supermarkt erhältlich sind, können den Betroffenen den Alltag erleichtern. Aber Vorsicht: Auch wenn Produkte als laktosefrei gekennzeichnet sind, darf eine geringe Milchzucker-Restmenge enthalten sein. Der Patient muss die Verträglichkeit auch hier zuerst testen. Eine Ernährungsberatung bietet zusätzliche Unterstützung, denn Laktose ist in vielen Lebensmitteln versteckt, etwa in Fertiggerichten, Wurst, Süßigkeiten, Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten. Nur wer die Laktosefallen kennt, kann sie umgehen und Beschwerden vermeiden.

Trotzdem müssen die meisten Betroffenen nicht komplett auf Milchprodukte verzichten: Lang gereifte Käse wie beispielsweise Parmesan und Emmentaler sind fast laktosefrei und verursacht meist keine Beschwerden. Säuerlicher Naturjoghurt ohne Zusätze, Dickmilch und Kefir werden ebenfalls meist gut vertragen. Denn für die Herstellung kommen spezielle Bakterien zum Einsatz, die den Milchzucker im Zuge der Reifung in Milchsäure umwandeln und den Milchzuckergehalt reduzieren.

Kleine Mengen Butter werden ebenfalls meist gut vertragen, weil sie einen hohen Fettanteil hat. Wie viel der Darm von welchen Milchprodukten verträgt, muss jeder Betroffene selbst herausfinden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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