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FC Bayern: Das "Konni-Laimer-Gefühl"


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Bayerns neues "Konni-Laimer-Gefühl"
Hoeneß hat's gewusst


08.05.2024Lesedauer: 5 Min.
Uli Hoeneß: Er hatte Thomas Tuchel öffentlich attackiert.Vergrößern des Bildes
Uli Hoeneß: Er hatte Thomas Tuchel öffentlich attackiert. (Quelle: Ulrich Wagner/imago-images-bilder)

Konrad Laimer steht mit seinen Qualitäten sinnbildlich für das, was der FC Bayern auch bei Real Madrid wieder brauchen wird. Damit erfüllt sich eine Hoeneß-Prophezeiung.

Aus Madrid berichtet Julian Buhl

Uli Hoeneß hat's mal wieder gewusst. Schon als Cheftrainer Thomas Tuchel im Sommer die "Holding-Six"-Debatte um einen ballsicheren, defensivstarken Mittelfeldspieler, den er im Kader des FC Bayern vermisste, begann, sagte der Ehrenpräsident des FC Bayern im Trainingslager am Tegernsee: "Die Diskussion um die Sechs stellt sich mir gar nicht, weil ich glaube, dass Laimer ein Transfer ist, an dem wir sehr, sehr, sehr viel Spaß haben werden."

Zumindest vergangene Woche durfte sich Hoeneß in seiner Meinung bestätigt fühlen. Denn beim 2:2 der Bayern im Halbfinalhinspiel der Champions League gegen Real Madrid gehörte jener Konrad Laimer zu den besten Spielern auf dem Platz.

Er stand sinnbildlich für die neue Münchner Mentalität, mit der der Rekordmeister dem Starensemble der Königlichen und zuletzt auch schon im Viertelfinale dem FC Arsenal begegnet war. Das sahen seine Teamkollegen nicht anders. "Das Weiterkommen gegen Arsenal hat uns den Glauben und das 'Konni-Laimer-Gefühl' gegeben, als er Martin Ødegaard wie einen Hund jagte", sagte Vizekapitän Thomas Müller über die Gründe des plötzlichen Aufschwungs.

Dank dieses Positivtrends dürfen die Bayern vor dem Rückspiel am Mittwoch in Madrid (21 Uhr im Liveticker bei t-online) nun sogar tatsächlich wieder vom Finale am 1. Juni in Wembley träumen. Zu dieser besonderen Partie ist Hoeneß extra mal wieder mit den Bayern in die spanische Hauptstadt gereist. Um sich dort persönlich vom "Konni-Laimer-Gefühl" seiner Münchner zu überzeugen. Freilich will er ihnen zusätzlich auch noch etwas "Uli-Hoeneß-Gefühl" verleihen und mit seiner Anwesenheit seinen Teil zum erhofften Finaleinzug beitragen.

Laimer als Sinnbild für Bayerns Wadlbeißer-Qualitäten

"Das sind genau die Spiele, für die man jeden Tag hart arbeitet und von denen man schon als kleiner Junge geträumt hat", sagte Laimer. "Wir wollen unbedingt ins Wembley-Stadion – das wäre das bisherige Highlight meiner Karriere." Das "Konni-Laimer-Gefühl" und vor allem der Österreicher selbst werden nun eine ganz entscheidende Rolle dabei spielen, ob dieser Traum auch tatsächlich in Erfüllung gehen wird. Es war sicher auch kein Zufall, dass er als einer der ersten Spieler schon bei der Platzbegehung am Dienstagabend im Estadio Santiago Bernabéu voranging.

Laimer und dessen Wadlbeißer-Qualitäten werden dort am Mittwoch wieder genauso gefragt sein wie die Widerstands- und Leidensfähigkeit der gesamten Mannschaft. Im Hinspiel hatte Laimer all das auf dem Spielfeld vorgelebt und seine Mitspieler mitgerissen. Der 26-Jährige definiert sich selbst nicht ohne Grund als "Spielertyp, der immer alles raushaut".

Er gehörte vor allem deshalb zu den besten Akteuren, weil er seinen Gegenspielern genau damit ziemlich erfolgreich auf die Nerven ging: Mit seiner unermüdlichen und nickeligen Art stand der lauf- und kampfstarke Mittelfeldarbeiter den Künstlern, die Real Madrid um Vinícius Júnior, Rodrygo und Co. in seinem Team versammelt hat, permanent buchstäblich auf den Füßen. Laimer zeigte dabei vollen Einsatz und rannte nahezu jedem Ball hinterher.

Das ist meine Spielweise mit Einstecken und auch Austeilen

Mit vier klärenden Aktionen und sieben Balleroberungen hatte er am Ende jeweils so viele wie kein anderer Spieler auf dem Platz, bekam auch deshalb immer wieder Szenenapplaus. "Das ist auch meine Spielweise mit Einstecken und auch bisschen Austeilen. Wir spielen hier ein Champions-League-Habfinale. So was gehört dazu", sagte Laimer hinterher. "Es hat über weite Strecken großen Spaß gemacht."

Darüber hinaus hatte er auch in der Offensive einige auffällige Szenen. Das zwischenzeitliche 1:1 bereitete er mit einer cleveren Seitenverlagerung auf Torschütze Leroy Sané sogar direkt vor. Mit 90 Ballkontakten hatte er die meisten und überzeugte mit einer Passquote von 97 Prozent. Laimer lieferte seinen wohl bisher besten Auftritt im Trikot der Bayern. "Es war sicherlich ein gutes Spiel von mir, aber das ist auch wurscht, das bringt jetzt nix. Wir haben 2:2 gespielt, da kann es mir egal sein", sagte er.

Kimmich und Eberl schwärmen von Laimer

Großes Lob gab es trotzdem auch von den Mannschaftskollegen. "Ein überragendes Spiel" hatte zum Beispiel Joshua Kimmich von ihm gesehen: "Nicht nur gegen den Ball, auch mit Ball hat er sehr gute Entscheidungen getroffen. Seine Zweikampfführung war herausragend, aber er hat auch super angedribbelt, gute Pässe zwischen den Linien gefunden." Laimer habe "schon einige gute Spiele für uns gemacht, aber das war mit Abstand das beste", sagte Kimmich.

Sportvorstand Max Eberl konnte da nur zustimmen. "Ich kenne Konni länger, er hat herausragende Qualitäten, was die Giftigkeit im Zweikampf, die Laufbereitschaft betrifft", so Eberl. "Es ist unfassbar eklig, gegen ihn zu spielen, mit dem Ball ist er immer sicherer geworden. Eine sehr, sehr gute Leistung."

Arsenal als Ausgangspunkt des Bayern-Laufs

Dass es auch Eberl – ähnlich wie Müller – nicht vergaß, daran zu erinnern, dass Laimer "es schon gegen Ødegaard und Arsenal sehr gut gemacht hat", war sicher kein Zufall. Für Bayern markiert dieses insgesamt starke Spiel, das die Mannschaft in London ablieferte, schließlich den Beginn des aktuellen Positivtrends.

"Ich habe das Gefühl, wir sind gerade in einem besseren Flow", sagte Müller schon nach dem wettbewerbsübergreifend zwischenzeitlich vierten Pflichtspielsieg in Serie Ende April in Frankfurt (2:1). "Wir sind aktuell so ein bisschen griffiger als vielleicht in unseren guten Phasen vorher", befand der 34-Jährige. Mehr noch. Denn es gehöre auch ein "nicht Aufstecken" sowie ein Dagegenhalten im Zweikampf dazu, sagte Müller und landete bei seinem Fazit schon damals bei seinem Mitspieler als Sinnbild: "Dieses Konni-Laimer-Gefühl, wenn er sich irgendwo reinbeißt."

Laimer verdrängt Pavlović auf die Bank

Beim Hinspiel in London (2:2) hatte Laimer das erstmals wieder im zentralen Mittelfeld getan. Dass er überhaupt in die Startelf rückte, war damals etwas überraschend und auch dem Umstand geschuldet, dass Aleksandar Pavlović nach einem Infekt nicht rechtzeitig fit geworden war. Auf den Jungstar hatte Tuchel zuvor eigentlich stets an der Seite von Leon Goretzka gesetzt. Mit starken Leistungen hat sich Laimer seinen Stammplatz in der Zentrale nun aber zurückerobert – und Pavlović auf die Ersatzbank verdrängt.

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Jetzt zeigt Laimer das, was sich Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, der den Transfer damals vorantrieb, wohl von ihm versprach. Nagelsmann sah in Laimer eine "Monsterballeroberungsmaschine", die er gerne schon im Sommer 2022 in seinem Kader gewusst hätte. Weil RB Leipzig damals aber noch eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro aufrief, wechselte Laimer erst ein Jahr später ablösefrei nach München, als sein Vertrag ausgelaufen und Nagelsmann schon wieder entlassen war.

Laimer hätte Bayern die Sechserdebatte ersparen können

Hätte Laimer dort von Anfang an so performt, hätte er den Bayern wohl tatsächlich so manche Diskussion um ihr Mittelfeld ersparen können. Zu Saisonbeginn funktionierte es aber auch mit Laimer im Zentrum nicht so wie gewünscht. Ein Grund dafür: Laimer liegt das Spiel gegen den Ball, was gegen Arsenal und Real nun auch Bayerns erkennbarer taktischer Ansatz war, deutlich besser als Ballbesitzfußball gegen eher passiv ausgerichtete Gegner.

Zwischenzeitlich rückte er dann jedenfalls auf die Rechtsverteidigerposition. Und erst seit dort nun wieder Kimmich spielt, kam er zurück auf dessen vormaligen Platz im Mittelfeld. Er fühle sich in seiner "aktuellen Position auf dem Platz pudelwohl", sagte Laimer und blickte auf das nahende Entscheidungsspiel in Madrid: "Wir müssen defensiv wieder stabil stehen, müssen voll da sein im Kopf. Egal, wer von denen da vorne eine schnelle Bewegung macht, kann alleine vor dem Tor stehen."

Der Gegner sei schließlich "die unberechenbarste Mannschaft der Welt – ein absolutes Phänomen", so Laimer. Denn im Spiel gegen sie denke man immer wieder: "Man hat viel Platz und eigentlich die Kontrolle. Dann lassen sie aber aus dem Nichts für wenige Sekunden ihre Weltklasse, die sie individuell haben, aufblitzen, überrennen dich und – zack, kassierst du ein Gegentor." Trotzdem ist Laimer "der Überzeugung, dass wir genug Chancen haben werden, weil die Räume da sind und wir die Qualität haben." Und nicht zuletzt natürlich auch: das Konni-Laimer-Gefühl.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mixed-Zone-Gespräche Max Eberl, Joshua Kimmich und Konrad Laimer am 30. April nach dem Heimspiel gegen Real Madrid
  • Mixed-Zone-Gespräch mit Uli Hoeneß im Sommertrainingslager am Tegernsee
  • Mixed-Zone-Gespräch mit Thomas Müller am 27. April nach dem Heimspiel gegen Frankfurt
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