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Geschlechterverhältnis: Deshalb werden mehr Jungen geboren


Geschlechterverhältnis
Deshalb werden mehr Jungen geboren

Von dpa
Aktualisiert am 06.01.2016Lesedauer: 2 Min.
Das Geschlechterverhältnis von Mädchen und Jungen bei der Geburt ist nicht gleich. Es beträgt etwa 49 zu 51 Prozent.Vergrößern des Bildes
Das Geschlechterverhältnis von Mädchen und Jungen bei der Geburt ist nicht gleich. Es beträgt etwa 49 zu 51 Prozent. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Wird es ein Junge oder Mädchen? Schwangere können sich mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit auf einen Jungen freuen als auf ein Mädchen. Doch das Geschlechterverhältnis ändert sich in verschiedenen Phasen der Schwangerschaft mehrmals.

Weltweit werden geringfügig mehr Jungen als Mädchen geboren. Zum Zeitpunkt der Empfängnis ist das Verhältnis der Geschlechter allerdings gleich, berichten Forscher aus Großbritannien und den USA in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaft ("PNAS"). Das Ungleichgewicht zum Zeitpunkt der Geburt beruht demnach darauf, dass im Verlauf der Schwangerschaft insgesamt mehr Mädchen sterben als Jungen.

Es werden mehr Jungs als Mädchen geboren

Dass das Geschlechterverhältnis bei der Geburt nicht gleich ist, ist lange bekannt. In Deutschland kamen etwa im Jahr 2013 nach Angaben des Statistischen Bundesamt 349.820 Jungen und 332.249 Mädchen zur Welt. Das entspricht einem Verhältnis von 51 zu 49 Prozent. Viele Experten gingen davon aus, dass bereits bei der Empfängnis die Jungen die Nase vorn haben - also mehr Schwangerschaften mit Jungen entstehen als mit Mädchen. Eindeutig wissenschaftlich erwiesen sei das aber nicht, schreiben die Forscher um Steven Hecht Orzack vom Fresh Pond Research Institute in Cambridge.

Daten über den gesamten Schwangerschaftszeitraum ausgewertet

Sie werteten zahlreiche Datenquellen aus, die etwas über das Geschlecht der Babys verrieten. So erhielten sie Einblick in die Geschlechterverteilung vom dritten Tag nach der Empfängnis bis zur Geburt. Bei den Angaben handelte es sich um Daten zu Fehlgeburten und Abtreibungen oder zu Embryos aus künstlichen Befruchtungen. Hinzu kamen Daten aus pränatalen Untersuchungen, wie zum Beispiel der Fruchtwasseruntersuchung, und Statistikdaten zu Lebend- und Totgeburten in den USA. Ferner untersuchten die Forscher bestimmte Chromosomen der Embryos auf Auffälligkeiten.

In der Frühschwangerschaft sind Mädchen robuster

Die Auswertung ergab, dass zunächst genauso viele männliche wie weibliche Schwangerschaften entstehen. Allerdings seien mehr männliche Embryos genetisch auffällig, so dass in der ersten Woche nach der Befruchtung mehr männliche Embryos abgehen. In den nächsten zehn bis 15 Wochen übersteige dann jedoch die Zahl der weiblichen Abgänge die der männlichen, bis gegen Ende der Schwangerschaft wieder mehr Jungen stürben als Mädchen. Zusammengenommen überleben demnach mehr männliche Embryos die gesamte Schwangerschaft, was zu der leicht höheren männlichen Geburtenrate führe.

Späte Fehlgeburten bei Jungen häufiger

Bereits 2014 hatten Forscher um Fiona Mathews von der Universität Exeter berichtet, dass späte Fehlgeburten bei Jungen häufiger vorkommen als bei Mädchen. Das Risiko sei rund zehn Prozent höher, berichteten sie damals im Fachjournal "BMC Medicine". Sie hatten mehr als 30 Millionen Geburten weltweit in ihre Analyse einbezogen.

In Hungerphasen werden mehr Mädchen geboren

Allerdings scheinen Umweltbedingungen das Geschlechterverhältnis zu beeinflussen. So kamen US-Wissenschaftler 2013 zu dem Ergebnis, dass in Hungerphasen mehr Mädchen als Jungen geboren werden. Sie hatten die Daten von Neugeborenen analysiert, die während und nach der großen Hungersnot in China zwischen 1959 und 1961 zur Welt kamen. Vorherige Studien zu den Auswirkungen anderer Hungersnöte hatten ähnliche Ergebnisse geliefert. Warum in schlechten Zeiten mehr Mädchen geboren werden, sei unklar, schrieben die Forscher. Es gebe aber die Theorie, dass weibliche Ungeborene "anspruchsloser" sind.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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