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Diagnose Zöliakie: Immunsystem reagiert auf Gluten –Ernährungstipps


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Lecker essen ohne Gluten
Diagnose Zöliakie: Diese Ernährungstipps helfen


Aktualisiert am 15.10.2023Lesedauer: 5 Min.
Bei Menschen mit Zöliakie kann der Konsum von Gluten zu einer chronischen Entzündung des Darms führen.Vergrößern des Bildes
Bei Menschen mit Zöliakie kann der Konsum von Gluten zu einer chronischen Entzündung des Darms führen. (Quelle: Liubomyr Vorona/getty-images-bilder)

Bei Zöliakie reagiert das Immunsystem schon auf kleinste Mengen Gluten mit heftiger Abwehr. Eine angepasste Ernährung hilft, Beschwerden zu vermeiden.

Gluten ist ein Klebereiweiß, das in Getreide wie Weizen, Dinkel, Roggen, Hafer und Gerste enthalten ist. Die Schleimhaut des Dünndarms ist entzündet, was zu vielfachen Beschwerden führt und die Lebensqualität deutlich einschränkt. Eine Ernährungsanpassung ist unverzichtbar, um die Symptome zu lindern.

Was ist Zöliakie?

Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen, Durchfälle und ständige Erschöpfung: Das sind typische Symptome einer Zöliakie, früher einheimische Sprue genannt. Auslöser der Unverträglichkeit ist Gluten. Das Klebereiweiß ist unter anderem in Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Grünkern und in geringen Mengen auch in Hafer enthalten.

"Bei Zöliakie handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem ist fehlgeleitet und bekämpft fälschlicherweise nicht nur das eigentlich harmlose Eiweiß Gluten, sondern greift zugleich auch die Darmschleimhaut an", erklärt Diplom-Öcotrophologin Brigitte Neumann aus Uttenreuth. Bereits kleinste Mengen Gluten könnten zu dieser Überreaktion führen und eine chronische Entzündung des Darms zur Folge haben.

Im Laufe der Zeit entstehen Schäden an der Darmschleimhaut. Die Zotten, welche unter anderem für die Nährstoffaufnahme zuständig sind, bilden sich zurück. Langfristig droht neben Darmveränderungen auch ein Nährstoffmangel, der zu vielfältigen Beschwerden wie Knochenproblemen und Osteoporose führen kann.

Welche Symptome bei Zöliakie?

Die Hauptsymptome einer Zöliakie sind Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Völlegefühl, Blähungen, anhaltender Durchfall oder Verstopfung sowie ein sichtbar vorgewölbter Bauch. Diese auffälligen Zöliakie-Symptome treten allerdings nicht immer auf. Weitere mögliche Symptome sind Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Muskelschwäche, Kopfschmerzen sowie Wachstums- und Reifestörungen bei Kindern und Jugendlichen.

Des Weiteren kann die Autoimmunerkrankung Müdigkeit, Erschöpfung, Zittern, Juckreiz, Ausschlag sowie andere unspezifische Beschwerden verursachen. Sogar Unfruchtbarkeit und Schwangerschaftskomplikationen können Folge einer Zöliakie sein. Da Zöliakie die Betroffenen stark belastet, leidet auch die Psyche: Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen bis hin zu einer Depression können auftreten. Da sich das Immunsystem bei einer Autoimmunkrankheit gegen den eigenen Körper richtet, ist die Krankheit als systemisch, also den gesamten Körper umfassend, anzusehen.

"Oftmals haben Betroffene einen langen Leidensweg hinter sich, bis die Diagnose Zöliakie gestellt wird. Je frühzeitiger Zöliakie erkannt wird, desto besser sind die Chancen, dass bei einem konsequenten Glutenverzicht nicht nur die Beschwerden nachlassen oder ganz verschwinden, sondern sich auch die Darmschleimhaut regeneriert", sagt Neumann. "Im Prinzip ist die Zöliakie einer der Erkrankungen, die diätetisch am einfachsten in den Griff zu bekommen sind, denn die Betroffenen müssen 'nur' auf Gluten verzichten. Das ist zu Beginn nicht einfach, weil es oft eine strikte Ernährungsumstellung erfordert, dann aber sehr erfolgreich."

Ernährungsumstellung bei Zöliakie – nicht ganz einfach

Betroffene einer Zöliakie müssen Nahrungsmittel mit Gluten meiden. Da dies sehr herausfordernd ist, empfiehlt sich zu Beginn die Begleitung durch eine Ernährungsberatung. Denn Gluten ist oftmals auch dort enthalten, wo man es nicht vermutet, etwa in Fertigsuppen, Süßigkeiten, Fruchtjoghurt, Cornflakes, Schokolade, Bier, Malzbier und Malzkaffee. Sogar Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente können Weizenstärke enthalten. Hier hilft der Blick auf die Zutatenliste beziehungsweise Inhaltsstoffe.

Für Menschen mit Zöliakie sind unter anderem tabu:

  • Weizen
  • Kamut
  • Dinkel
  • Emmer
  • Roggen
  • Gerste
  • handelsüblicher Hafer

Kann das Nahrungsmittel Gluten enthalten, sind Hersteller verpflichtet, dies mit "Kann Spuren von… enthalten" auf der Verpackung anzugeben. Sicher sind Verbraucher bei Nahrungsmitteln, welche als "glutenfrei" gekennzeichnet sind. Diese tragen das europäische Symbol der durchgestrichenen Ähre. Dieses garantiert, dass bei der Herstellung kein Gluten verwendet wurde und es keine Verunreinigungen gibt.

Vertragen werden bei Zöliakie, sofern nicht verunreinigt, unter anderem:

  • spezieller glutenfreier Hafer
  • Hirse
  • Quinoa
  • Hülsenfrüchte
  • Reis
  • Mais
  • Amaranth
  • Kartoffeln
  • Buchweizen
  • Nüsse
  • Soja
  • Leinsamen
  • Chiasamen
  • Esskastanien

"Zöliakie kann nicht geheilt werden. Die glutenfreie Ernährung muss dauerhaft beibehalten werden, sonst reagiert das Immunsystem erneut und die Dünndarmentzündung kehrt zurück – und mit ihr die Beschwerden", sagt Neumann. "Da bereits kleinste Mengen einen Entzündungsschub auslösen können, möchten Betroffene in der Regel auf Nummer sicher gehen und kochen selbst.

Restaurantbesuche werden oft vermieden. Zugunsten des sozialen Zusammenlebens kann es aber gut sein, sich zu trauen und in eine offene Kommunikation mit dem Personal zu treten. Mittlerweile sind immer mehr Betriebe auf die speziellen Anforderungen eingesteillt."

Auch ist es zu Anfang oft herausfordernd, wenn im Haushalt Menschen leben, die Gluten verzehren. Sobald sich aber Routinen etabliert haben, mit denen Verunreinigungen vermieden werden, können gemeinsame Mahlzeiten auch wieder Freude bereiten. Spezielle Ernährungsschulungen können helfen.

(Quelle: Privat)

Brigitte Neumann ist Diplom-Ökotrophologin aus Uttenreuth. Die freiberufliche Ernährungswissenschaftlerin ist in der Erwachsenenbildung tätig. Sie hält unter anderem Vorträge in Schulen und Firmen und arbeitet mit Verbänden, Institutionen, Krankenkassen und Ärzten zusammen.

Glutenfrei essen und trotzdem gut versorgt sein

Im Rahmen einer Ernährungstherapie lernen Betroffene, wie sie sich frei von Gluten vollwertig und gesund ernähren können, um mit wichtigen Nährstoffen wie Kalzium, Magnesium, Eisen, Zink, Folsäure und Vitamin B12, aber auch Eiweiß und Ballaststoffen versorgt zu sein. Dazu gehören neben glutenfreien Kohlenhydraten wie Reis, Mais, Quinoa und Hirse auch Hülsenfrüchte, Gemüse, Salat, Kräuter, Nüsse, Saaten und Eiweißlieferanten wie Fleisch, Fisch, Huhn, Milch und Milchprodukte und Eier.

Oftmals hilft ein Ernährungstagebuch, mögliche Defizite der neuen Ernährungsform zu erkennen und zu beheben. Meist lassen die Beschwerden wenige Wochen nach der Umstellung auf eine glutenfreie Ernährung nach. Ohne Gluten bleibt die Entzündungsreaktion aus und die entsprechenden Antikörper werden nicht mehr gebildet. Kontrollierbar ist das mit Hilfe eines Bluttests. Bis sich allerdings die Schäden der Darmschleimhaut zurückgebildet haben, kann es Monate und in schwereren Fällen sogar Jahre dauern.

"Zunächst ist Geduld angesagt, aber in den allermeisten Fällen erholen sich Betroffene im Laufe des ersten Jahres nach der Ernährungsumstellung", sagt Neumann. "Allerdings kommt es manchmal auch vor, dass jemand nicht auf eine glutenfreie Ernährung anspricht. Dann spricht man von refraktärer Zöliakie."

Hilfreiche Tipps der Deutschen Zöliakie Gesellschaft

Folgende Tipps der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e. V. helfen bei der glutenfreien Ernährung:

  • Getreide- und Pseudogetreideprodukte, die nicht speziell für Menschen mit Zöliakie hergestellt wurden, können mit Gluten verunreinigt sein. Die DZG rät daher, auf das Symbol der durchgestrichenen Ähre zu achten oder ganze Körner zu kaufen, etwa Hirse, Reis, Quinoa & Co.
  • Lagern im Vorratsschrank glutenhaltige Erzeugnisse, etwa weil Menschen ohne Glutenunverträglichkeit im Haushalt leben, sollten glutenhaltige Erzeugnisse unter den glutenfreien gelagert werden, um eine Kontamination durch herunterfallende Brösel zu vermeiden. Glutenfreie Zutaten sollten zudem gut verpackt in Boxen oder anderen verschlossenen Behältnissen gelagert werden, etwa in einem eigenen Brotkorb.
  • Vorsicht Toaster: Der Toaster ist voll mit Krümeln und Mehl von glutenhaltigen Brötchen und Brot. Für glutenfreie Waren sollte ein eigener Toaster angeschafft werden.
  • Nachfragen schützt: Am besten besuchen Betroffene Restaurants, die glutenfrei kochen. In Standardrestaurants sollte man nachfragen, denn bei der Zubereitung landet Weizen oftmals in Speisen, in denen man es nicht vermutet. So kann in Soßen Brot und Lebkuchen verwendet werden, schwäbischem Kartoffelsalat wird häufig Spätzlewasser oder Mehl zugegeben, Pilze werden oft mit Mehl gemischt, um Wasser zu binden, Tomatensoße kann mit Nudelwasser verdünnt sein, Sojasoße und Wasabi für Sushi können Weizen enthalten und Bohnenkaffee kann mit Malzkaffee vermischt sein.

Was sonst noch hilft: Suchen Sie den Austausch mit anderen Zöliakie-Betroffenen. Der Erfahrungsaustausch kann bei dem Einstieg in einen glutenfreien Alltag helfen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • awmf.org: "Aktualisierte S2k-Leitlinie Zöliakie". Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), AWMF-Register-Nr. 021-021, PDF. (Stand: 2021)
  • dzg-online.de: "Tipps für den Alltag". Online-Information der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e. V. (DZG). (Stand: Aufgerufen am 27. September 2023)
  • dzg-online.de: "Was ist Zöliakie?". Online-Information der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e. V. (DZG). (Stand: Aufgerufen am 27. September 2023)
  • gesundheitsinformation.de: "Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 14. Dezember 2022)
  • gesundheit.gv.at: "Zöliakie". Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. (Stand: 23. März 2023)
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